Rheinische Post Mettmann

Kleine Schweine im Wildpark besuchen

- VON HOLGER LODAHL

Es tut sich was im Wildpark Grafenberg. Die Wildschwei­ne haben Nachwuchs bekommen. Der Nachwuchs bei den Mufflons lässt auf sich warten.

Es ist nötig, etwas genauer hinzusehen. Das borstige Fell der kleinen Frischling­e ist braun-gelb gestreift. Das ist in der Schweinewe­lt kein modischer Schnicksch­nack – Mode ist den Tieren nämlich recht wurscht. Vielmehr sind die erdigen Fell-Farben eine gute Idee der Natur. Sobald sich ein junges Wildschwei­n im Gebüsch oder Gestrüpp ruhig verhält, scheint es optisch mit seiner Umgebung zu verschmelz­en. Hungrige Jäger hätten es also schwer, die Jungtiere für ihren Mittagstis­ch zu fangen. Weil aber Wölfe, Bären, Luchse oder größere Greifvögel im Wildpark Grafenberg eh keinen Einlass haben, haben die jungen Wildschwei­ne nichts zu befürchten. Das lernen die Kleinen schnell, obwohl sie erst Ende März geboren wurden und daher die Lieblinge der menschlich­en Besucher sind.

Die Menschen kommen gern in den Wildpark, der ein beliebtes Ausflugszi­el ist für Erwachsene und Kinder. Vor allem jetzt im Frühling macht es Spaß, im grüner werdenden Wald spazieren zu gehen und die Tiere zu sehen. Die borstigen Jungtiere gehen schon gern auf Entdeckung­stour, treiben allerhand Unsinn und stöbern durch den Park. Gut, dass sie mit ihren Steckdosen­nasen nichts kaputt machen können. Und überhaupt: Es passt ja noch die Brache auf. Das ist der korrekte Name der Wildschwei­nmutter, die alle Hufe voll zu tun hat, um ihre Schützling­e immer im Blick zu haben.

Abhauen können die Frischling­e zwar nicht im Wildpark – aber die Brache hat ja keine Übersicht über das Gelände, außerdem sagt ihr der Instinkt, sie möge gut auf ihren Nachwuchs aufpassen. Zuweilen nämlich landen vor den kleinen Schnauzen ein Apfel, eine Rübe oder eine Kartoffel. Diese und andere Lebensmitt­el dürfen die menschlich­en Besucher an die Tiere verfüttern. Die jungen Wildschwei­ne aber lassen die Rohkost links liegen – für feste Nahrung ist es in den ersten Lebenswoch­en noch zu früh. Eine bessere Stärkung bietet die Milch der Brache. Noch etwa sechs Wo- chen säugt die Wildsau ihren Nachwuchs, der dann anfängt, feste Nahrung zu fressen – übrigens nahezu alles, was er findet. Wildschwei­ne sind Allesfress­er und verschling­en, was ihnen vor die Nase kommt. Dass ihnen manche Speisen später Bauchschme­rzen machen könnten, wissen sie nicht. Daher ist für die Besucher wichtig zu wissen, dass Brot, Nudeln und Süßigkeite­n so- wieso absolut verboten sind. Die Wildpark-Mitarbeite­r erlauben Gemüse, Obst und Kastanien in Maßen. Es sollte vorsichtig an die Tiere gegeben werden, damit nichts längere Zeit liegen bleibt. Die Tiere würden auch Fauliges fressen und sich den Magen verderben.

Haben sich die jungen Wildschwei­ne bei ihrer Mutter satt getrunken, können sie ihren Park- Nachbarn ein „Guten Tag“entgegen grunzen. Bald erwarten auch Rotund Damhirsche im Park ihren Nachwuchs, der Bambi gleich in wenigen Wochen durch den Park stelzen wird. In einem Raubwildge­hege leben auch Füchse, Iltisse und Wildkatzen – europäisch­e Tiere, zu denen nicht der Waschbär zählt. Das Pelztier ist Amerikaner, ist aber vor einigen Jahrzehnte­n nach Euro- pa und somit auch in den Wildpark Grafenberg eingezogen. Für etwas Exotik sorgen die Mufflons. Die Widder-Tiere stammen aus Korsika und erwarten auch Nachwuchs. „Es kann jede Stunde so weit sein“, sagt Wildpark-Chef Björn Porsche. Zurzeit findet es die Tiere wohl noch zu kalt. „Und bei Zwillingsg­eburten kann es auch einen Tag länger dauern“, sagt Porsche.

 ?? FOTO: FRISO GENTSCH ?? Eine Wildschwei­nmutter achtet gut auf die Frischling­e und beäugt die Zuschauer.
FOTO: FRISO GENTSCH Eine Wildschwei­nmutter achtet gut auf die Frischling­e und beäugt die Zuschauer.

Newspapers in German

Newspapers from Germany