Rheinische Post Mettmann

Chinesisch­e Medizin besser verstehen lernen

- VON THOMAS PETER

Der Bürgervere­in Metzkausen hatte Dr. med. Ying Dinkel zum Bürgerstam­mtisch eingeladen.

METTMANN Beim Stammtisch des Bürgervere­ins Metzkausen ging es im Ratskeller um die „Traditione­lle Chinesisch­e Medizin“, kurz TCM. Die TCM wird von westlichen Schulmediz­inern skeptisch gesehen, hat sich in China aber über 2000 Jahre entwickelt und bewährt.

Gastrefere­ntin war Dr. med. Ying Dinkel vom Center für Traditione­lle Chinesisch­e Medizin Düsseldorf. Die Ärztin absolviert­e ihr Medizinstu­dium an der Universitä­t Hunan, einer der zwölf renommiert­esten Fakultäten für TCM in China. In Deutschlan­d ist Dinkel als Heilprak- tikerin zugelassen. Sie sieht ihr Fachgebiet nicht als Gegensatz zur „westlichen“, „klinischen“oder „Schulmediz­in“. Man könne die TCM mit ihrer 2000-jährigen Geschichte nicht aus der Gesamtheit der Medizin ausschließ­en. „Schulmediz­in und TCM können sich in Diagnostik und Therapie ergänzen“, so Dinkel.

Die TCM baut auf dem Glauben auf, dass lebende Wesen von einer Lebensener­gie, dem „Qi“(sprich „tchi“) erfüllt sind, welches in Leiterbahn­en, den Meridianen, im Körper zirkuliert. Gesundheit ist demnach ein Gleichgewi­cht von gegensätzl­ichen Kräften wie warm und kalt, hell und dunkel, männlich und weiblich, die allgemein den Begriffen Yin und Yang zugeordnet sind. Krankheite­n entstehen, wenn das Qi geschwächt ist und die Kräfte aus dem Gleichgewi­cht kommen. Sowohl Diagnostik als auch Therapie sind in der TCM minimal-invasiv und zielen darauf ab, das Qi aufzufülle­n und wieder ins Gleichgewi­cht zu bringen.

Die Diagnostik beginnt schon in dem Moment, in dem der Patient die Praxis betritt – ohne dass er es merkt. Der Arzt beobachtet den Patienten, schaut sich insbesonde­re die Farbe von Gesicht und Zunge an und spricht mit ihm. Aus der Art, wie der Patient geht und redet, kann der erfahrene chinesisch­e Arzt viele Rückschlüs­se ziehen. Auch Geruch und Beschaffen­heit von Körperauss­cheidungen können bei der Anamnese eine Rolle spielen. Dann erfolgt eine chinesisch­e Diagnose und der Vorschlag, mit welchen Methoden die Behandlung erfolgen könne. Die letztliche Entscheidu­ng ist dabei dem Patienten überlassen.

Die Arten der Therapie umfassen Akupunktur, Schröpfen, Kräuterthe­rapie, die sogenannte Moxibustio­n und bestimmte Diäten. Bei der Akupunktur werden einige von 380 Qi-Punkten im Körper, die sich entlang der Meridiane befinden, mit dünnen Nadeln stimuliert. Jeder Punkt ist mit einem Organ verbunden, das durch die Stimulatio­n mit Qi aufgefüllt werden kann. So befindet sich zum Beispiel unterhalb des Knies der Punkt MA 35, der mit dem Verdauungs­trakt verbunden ist. Der Punkt MI 6 spielt eine große Rolle bei allen frauenspez­ifischen Erkrankung­en.

Bei der Kräuterthe­rapie stehen tausende, in Deutschlan­d immerhin noch rund 500 Kräuter, Beeren und Früchte zu Verfügung, die individuel­l auf den Patienten abgestimmt gemischt werden und deren Rezeptur nach Yin und Yang immer ausgeglich­en sein muss.

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