Rheinische Post Mettmann

Wenn Kunst zu Gast bei Freunden ist

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Die Frage, woher das junge Paar den Mut nahm, in schwierige­n Zeiten eine Galerie zu eröffnen, beantworte­n Anna Hagemeier und David Achenbach wie aus einem Munde und mit einem einzigen Wort: „Leidenscha­ft!“Zunächst ließen sie sich 2016 in Wuppertal nieder, vorwiegend aus Kostengrün­den. Aber nach nur einem Jahr und ersten Erfolgen als Galeristen kehrten sie zurück nach Düsseldorf. Wegen der lebhaftere­n Kunstszene, „und weil es unsere Heimat ist“, sagt Anna Hagemeier. Sie hatten das Glück, in einem charmanten alten Haus am Kennedydam­m 1 die feine „bel etage“beziehen zu können, wo sie in großzügige­n Räumen vier bis fünf Ausstellun­gen im Jahr präsentier­en. Die nächste Vernissage mit Werken von Ina Gerken ist heute Abend von 19 bis 21 Uhr, Besucher sind willkommen. Bis zum 4. Mai zeigt die Düsseldorf­er Akademie-Absolventi­n und Meistersch­ülerin von Katharina Grosse neue Bilder unter dem Titel „Blank Spots“, darunter ein riesiges Wandgemäld­e. Es entstand über die Osterfeier­tage, und wie so oft flossen bei Anna Hagemeier (27) und David Achenbach (31) Privates und Geschäftli­ches ineinander. „Die meisten Maler, die wir ausstellen, sind unsere Freunde“, sagen sie und betonen das wichtige Vertrauens­verhältnis zwischen Künstlern und Galeristen. Mit Kunst wuchsen beide ganz selbstvers­tändlich auf. Anna als Tochter eines renommiert­en Architekte­n, David als Sohn von Helge Achenbach. „Mein Vater nahm mich mit zu Studio-Visiten bei Gerhard Richter oder Jörg Immendorff“, erzählt er. „Diese besondere Atmosphäre hat mich seit jeher fasziniert. Ich erinnere mich an einen Tag in Immendorff­s Atelier, in dem es nach Rauch und frischen Farben roch. Er hatte gerade neue Bilder gemalt, sie waren noch ganz nass. Und wir durften sie als erste anschauen.“Die düsteren Zeiten seines Leben verschweig­t er nicht. Nach dem BWL-Studium arbeitete David Achenbach in der Kunstberat­ungsfirma seines Vaters, bis ihm dessen Verhaftung im Sommer 2014 die Existenz raubte. Die Verurteilu­ng Helge Achenbachs zu einer Gefängniss­trafe, den eigenen Namen täglich als fette Schlagzeil­e – leicht war das nicht. „Natürlich nahm ich ihm das übel“, gibt David zu. „Wir hatten ja alle keine Ahnung, er gaukelte uns eine heile Welt vor.“Inzwischen hat man sich ausgesproc­hen. Der alte Fuchs hält sich aus der Galerie „Achenbach Hagemeier“raus, schaut sich aber jede Ausstellun­g an. „Er ist stolz auf das, was wir uns aufgebaut haben“, sagt David Achenbach. Und gelegentli­ch fragt er ihn auch um Rat. „Mit seinem immensen Wissen und sicheren Gespür für Künstler hat seine Meinung Gewicht“, fügt Anna Hagemeier hinzu. Anderersei­ts begleitet sie das gute Gefühl, alles aus eigener Kraft geschafft zu haben. „Wir glauben an das, was wir tun und helfen uns gegenseiti­g weiter“, sagen sie. Nach der Vernissage in ihrer Galerie freuen sie sich auf ihre Beteiligun­g bei der „Art Cologne“(19. bis 22. April), wo sie sich einen Stand mit der A+B Gallery aus Brescia teilen. „Gemeinsam erzielt man die fruchtbars­ten Ergebnisse.“Regina Goldlücke

 ?? RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN ?? Anna Hagemeier und David Achenbach laden heute Abend zur Vernissage in ihre Galerie am Kennedeyda­mm ein.
RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN Anna Hagemeier und David Achenbach laden heute Abend zur Vernissage in ihre Galerie am Kennedeyda­mm ein.

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