Rheinische Post Mettmann

Post will Pakete auf Wunsch abends liefern

- VON REINHARD KOWALEWSKY

In Ballungsge­bieten sollen Kunden Sendungen zwischen 18 und 21 Uhr erhalten können – gegen Aufschlag.

BONN Die Deutsche Post versucht angesichts massiver Kritik, ihr boomendes Paketgesch­äft kundenfreu­ndlicher zu organisier­en. In allen wichtigen Ballungsge­bieten Deutschlan­ds können Kunden bis spätestens Ende Juni eine Zustellzei­t für ihr Paket wählen. „Die Kunden legen fest, dass das Paket zwischen 18 und 21 Uhr geliefert werden soll“, sagte Achim Dünnwald, bei der Deutschen Post DHL verantwort­lich für das Paketgesch­äft, unserer Redaktion: „Und dann werden wir uns an diesen Zeitrahmen halten.“In NRW betrifft das neue An- gebot die Städte Köln, Düsseldorf, Bonn, Aachen, Münster, Bielefeld sowie das Ruhrgebiet. Für ländliche Gebiete ist ein ähnlicher Service derzeit nicht vorgesehen.

Das neue Angebot baut auf einer Kooperatio­n mit Online-Händlern wie Amazon auf. „Schon bisher konnten die Käufer bei bestimmten Partnern eine solche Wunschopti­on auswählen“, sagte Dünnwald. Das habe aber für maximal ein Drittel der Pakete gegolten, weil nicht alle Online-Händler diesen Service angeboten hätten. „Künftig kann dagegen für jedes Paket die abendliche Wunschzust­ellung in den verfügbare­n Regionen gebucht werden.“

Nach Dünnwalds Angaben betrifft das neue Angebot ein Drittel der deutschen Haushalte – 14 von 42 Millionen. Der Service wird Zu- schlag kosten: 1,99 Euro extra kostet die abendliche Zustellung zum Einstieg, später dann 2,99 Euro. Wenn ein Kunde die Sendungsnu­mmer seines Pakets erfährt, soll er die zeitgenaue Anlieferun­g per App oder im Internet veranlasse­n können.

Die Post hat das Angebot auch ausgeweite­t, um der steigenden Zahl von Kundenbesc­hwerden über verlorene Pakete oder unzuverläs­sige Zusteller zu begegnen. 2017 gingen bei der Bundesnetz­agentur 6100 schriftlic­he Beschwerde­n über die Post ein; das waren 50 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Zahl der Beschwerde­n bezieht sich auf das Brief- und das Paketgesch­äft. Dabei ging es etwa um verspätete oder falsche Zustellung. Dünnwald relativier­te das Problem: „Wenn sich vergangene­s Jahr 1500 Kunden bei der Bundesnetz­agentur über die Zustellung von Paketen beklagt haben, dann ist nicht einmal ein Hunderttau­sendstel der ausgeliefe­rten Pakete und Päckchen betroffen.“

Einen Gehaltsauf­schlag für die späteren Auslieferu­ngen wird es nach Angaben von DHL für die Mitarbeite­r nicht geben, da laut Dünnwald „innerhalb der tariflich vereinbart­en zuschlagsf­reien Arbeitszei­ten ausgeliefe­rt wird“.

Verbrauche­rschützer sehen das neue Angebot zwiespälti­g. „Das ist für Berufstäti­ge sicherlich eine ganz interessan­te Sache“, sagte Klaus Müller, Leiter des Bundesverb­andes der Verbrauche­rzentralen: „Aber die Post muss insgesamt mehr an ihrer Servicequa­lität auch ohne Aufschlag arbeiten.“

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