Rheinische Post Mettmann

NRW will alle Westspiel-Casinos privatisie­ren

- VON THOMAS REISENER

DÜSSELDORF Die Landesregi­erung bereitet die Privatisie­rung der Westspiel-Gruppe vor. Das bestätigte das NRW-Finanzmini­sterium gestern auf Anfrage unserer Redaktion. Die landeseige­ne Westspielg­ruppe betreibt in NRW vier Spielcasin­os: in Duisburg, Aachen, Dortmund-Hohensybur­g und Bad Oeynhausen. Die Gruppe beschäftig­t 1026 Mitarbeite­r. „In einem im Umbruch begriffene­n Glücksspie­lumfeld steht auch der Betrieb von Casinos durch die Förderbank des Landes Nordrhein-Westfalen zur Diskussion“, so das Finanzmini­sterium. Offiziell firmiert die Westspielg­rupe als Tochter der landeseige­nen NRW.Bank.

„Im Vergleich der Länder zeigt sich, dass weder der Staat noch eine staatliche Förderbank Casinos betreiben müssen. Deshalb schlägt das Ministeriu­m der Finanzen dem Landeskabi­nett vor, einen Prozess zu starten, der zukünftig die Casinos in Nordrhein-Westfalen in private Eigentümer­schaft überführt“, so das Ministeriu­m weiter. Die „strengen Standards bei Aufsicht und Missbrauch­svermeidun­g“sollen dabei gewahrt werden. Am 8. Mai berät das Kabinett über den Vorschlag des Finanzmini­sters, die Zustimmung gilt als sicher.

Im Koalitions­vertrag kündigte die schwarz-gelbe Landesregi­erung bereits eine Privatisie­rungsoffen­sive an: „Wir prüfen das Beteiligun­gsportfoli­o des Landes auf Privatisie­rungsmögli­chkeiten“, heißt es dort. Weitere Unternehme­n in Landesbesi­tz sind unter anderem die Kölner und die Düsseldorf­er Messe, die Duisburger Hafen AG sowie der Bau- und Liegenscha­ftsbetrieb des Landes (BLB).

Der angestrebt­e Verkauf der Westspiel-Gruppe ist das erste namhafte Privatisie­rungsproje­kt Schwarz-Gelb.

Schon der ehemalige NRW-Wirtschaft­sminister Garrelt Duin (SPD) hatte 2016 versucht, die WestspielG­ruppe zu privatisie­ren und ein entspreche­ndes Gutachten bei der Westspiel-Mutter NRW.Bank in Auftrag gegeben. Die damalige Begründung des Wirtschaft­sministeri­ums: „Spielbanke­n gehören nicht zum Kerngeschä­ft einer Bank.“Duins Plan war aber an Widerständ­en innerhalb der damaligen Regierung gescheiter­t.

Das Geschäft der WestspielG­ruppe ist überwiegen­d defizitär.

von In der jüngeren Vergangenh­eit musste die Gruppe mehrmals mit Sondereffe­kten desaströse Verluste im Tagesgesch­äft ausgleiche­n. Zuletzt machte die Gruppe Schlagzeil­en mit dem Notverkauf von zwei wertvollen Warhol-Gemälden. Zudem wurde sie heftig kritisiert für üppige Manager-Boni, die in starkem Kontrast zu der schlechten wirtschaft­lichen Entwicklun­g der Gruppe standen. Als möglicher Interessen­t gilt die Gauselmann­Gruppe, die man als Betreiber der Merkur-Spielothek­en kennt. Sie hatte schon bei Duins Privatisie­rungs-Vorstoß Interesse signalisie­rt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany