Rheinische Post Mettmann

Bayer Leverkusen verliert die Kontrolle

- VON SEBASTIAN BERGMANN

Nach dem 0:1 gegen Stuttgart kann die Werkself die Königsklas­se nicht mehr aus eigener Kraft erreichen.

LEVERKUSEN Der Frust bei Lucas Alario saß tief. Wütend stampfte der argentinis­che Stürmer der Werkself durch den Spielertun­nel, schlug mit seiner Faust gegen die Eingangstü­r zum Lizenzspie­lerbereich und verschwand in der Kabine. Nicht nur, aber auch, weil der 25-Jährige bei der 0:1 (0:0)-Niederlage gegen den VfB Stuttgart einen Handelfmet­er vergab, hat Leverkusen im Kampf um die Champions-League-Plätze einen herben Rückschlag erlitten. Selbst wenn Bayer 04 seine letzten beiden Partien in Bremen und gegen Hannover gewinnen sollte, ist die Mannschaft von Trainer Heiko Herrlich von nun an auf Schützenhi­lfe angewiesen.

„Wir dürfen uns die gute Saison nicht kaputtmach­en lassen“, sagte Sportdirek­tor Rudi Völler. Der Weltmeiste­r von 1990 betonte, dass die Moral der Mannschaft intakt sei. Lediglich die Torausbeut­e habe einen Erfolg gegen mauernde und gnadenlos effiziente Schwaben verhindert. „So ein Spiel schmerzt mehr als ein 0:4 in Dortmund, wo wir chancenlos waren. Es tut weh, da die Mannschaft es nicht verdient hat“, erklärte er. „Die Stuttgarte­r haben einmal aufs Tor geschossen, und der Ball war leider drin.“

Alario hatte in einer insgesamt chancenarm­en ersten Halbzeit die beste Möglichkei­t, scheiterte jedoch nach einem berechtigt­en Handelfmet­er an dem an diesem Tag nicht zu bezwingend­en Stuttgarte­r Schlussman­n Ron-Robert Zieler (17.). Im zweiten Durchgang vergaben zunächst Leon Bailey und Kevin Volland zwei gute Torgelegen­heiten, ehe Karim Bellarabi nach einem missglückt­en Abschlag von Zieler im Eins-gegen-Eins gegen den Schlussman­n den Kürzeren zog. Dass die Stuttgarte­r Gäste, die durch den Überraschu­ngserfolg in der BayArena und nach geschaffte­m Klassenerh­alt nun sogar von der Eu- ropa League träumen dürfen, im Gegenzug durch ihren Kapitän Christian Gentner den Siegtreffe­r erzielten (67.), stellte den Spielverla­uf auf den Kopf. Es sollte der einzige Schuss aufs Tor für den VfB in 90 Minuten bleiben.

„Das ist die Ironie des Spiels“, sagte Leverkusen­s Julian Baumgartli­nger. „Wenn man mit der einzigen Aktion des Gegners in Rückstand gerät und selbst so viel liegen lässt, wirkt sich das doppelt negativ aus.“Aufgrund der vielen Chancen hätte Leverkusen die Partie „ganz klar gewinnen müssen“. Der Kapitän der österreich­ischen Nationalma­nnschaft hofft nun darauf, die noch maximal möglichen sechs Punkte zu holen und den vierten Platz von der TSG Hoffenheim zurückerob­ern. „Wir wollten um jeden Preis gegen Stuttgart gewinnen und es selbst in der Hand behalten. Das haben wir leider fahrlässig hergeschen­kt“, sagte der 30-Jährige zum tabellaris­chen Kontrollve­rlust.

Völler hat die Hoffnung auf die Rückkehr in die Königsklas­se nicht aufgegeben, doch auch ihm ist bewusst, dass es nun schwierig wird. „Wenn man an den vorderen Plätzen geschnuppe­rt hat, tut es natürlich weh. Aber noch ist es nicht zu Ende“, sagte der 58-Jährige nach der bereits vierten Heimnieder­lage in der Rückrunde.

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FOTO: DPA (ARCHIV) Sportdirek­tor Rudi Völler hadert mit der Torausbeut­e.

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