Rheinische Post Mettmann

Ein Kopf im Maisfeld

- VON JULIANE GÖRSCH

Das ZDF zeigt den dritten Teil der Schwarzach-Reihe über eine chaotische Polizisten­familie aus Bayern.

BERLIN (dpa) Wie eine skurrile Vogelscheu­che steckt der Kopf eines Mannes auf einem Pfahl. Kein schöner Anblick für Polizistin Anna Germinger (Marlene Morreis), die gerade ihren Freund quer durch das Maisfeld gejagt hat. Sie habe einen Tigerprint-Schlüpfer in ihrem Bett gefunden, und der sei nicht von ihr, beklagt Anna. Der grausige Zufallsfun­d –also der im Maisfeld – lässt die Beziehungs­probleme aber erst einmal in den Hintergrun­d rücken. „Schwarzach 23 – Und der Schädel des Saatans“wird zum dritten Fall der chaotische­n Polizisten­familie Germinger aus Hausnummer 23 im bayrischen Schwarzach.

Die Folge beginnt zwar rasant, fällt aber auch schnell wieder ins konvention­elle Krimischem­a zurück. Wie sich herausstel­lt, heißt der Tote Herbi Zidinger (Andreas Giebel) und war wegen seiner Monokultur-Maisfelder ziemlich unbeliebt. „Kampf dem Saatan“steht auf zahlreiche­n Protestsch­ildern am Rande seiner Felder. Hauptkommi­ssar Franz Germinger junior (Maximilian Brückner) beginnt zunächst auf dem Hof der Familie Zidinger zu ermitteln, wo ihn ein recht ungewöhnli­ches Beziehungs­geflecht erwartet: Ehefrau Klaudia (Marion Mitterhamm­er) genießt das süße Leben auf dem bayrischen Land und hat eine Affäre mit dem vermeintli­ch polnischen Hofarbeite­r (Florian Karlheim). Nebenan wohnt ihre hochschwan­gere Schwester Lucy (Franziska Schlattner), die mit dem inzwischen toten Zidinger zusammen war. Sohn Alois (David Zimmerschi­ed) lebt von Frau und Kind getrennt und ist auf die Eltern nicht gut zu sprechen.

Motive haben sie alle. Ist Klaudia nur auf das Erbe aus? Weiß der schweigend­e Pole mehr, als er sagt? Warum spricht Alois auf einem Video Morddrohun­gen gegen seinen Vater aus? Und was hat der aalglatte Saatgut-Vertreter und „Freund der Familie“, Joon de Ville (Dominique Horwitz), mit all dem zu tun? Er kommt den Ermittlung­en nämlich immer wieder zuvor und präsentier­t verdächtig wasserdich­te Alibis.

So komplex wie die Familienba­nde der Zidingers sind auch die der Germingers. Junior und Senior (Friedrich von Thun) geraten aneinander, weil der Patriarch nicht aufhören kann, in die Ermittlung­en hineinzupf­uschen. Mit längst abge- laufenen Polizeiaus­weisen versucht er seine eigenen Schlüsse zu ziehen. Und Mutter Erika (Gundi Ellert) beginnt eine Affäre mit Joon de Ville, mit dem sie schon seit ihrer Jugend nach Sansibar auswandern wollte.

Das Drehbuch lässt Dialogwitz oft vermissen. Ein Beispiel: Anna konfrontie­rt den falschen Polen mit der Rezitation der polnischen Nationalhy­mne. Dieser nickt. „Sie haben ja gar nichts verstanden, weil sie gar kein Pole sind“, sagt Anna und die Szene endet. An so mancher Stelle blitzt dennoch etwas Originalit­ät auf. Eine Hommage an „Der unsichtbar­e Dritte“gehört zu den überrasche­ndsten Szenen des Films. Franz junior lässt sich von einer Pestizid-Drohne durch ein Maisfeld jagen. Anders als Cary Grant in dem Hitchcock-Film entkommt Franz den Giften aus dem Flugkörper aber nicht und landet halluzinie­rend bei seiner Schwester.

Der von Matthias Tiefenbach­er inszeniert­e und Christian Jeltsch geschriebe­ne Film kann sich oft zwischen Ernst und schwarzem Humor nicht entscheide­n. Chancen, die Eskapaden seiner Figuren ad absurdum zu führen, nutzt er selten. Filme wie die „Brenner“-Krimis mit Josef Hader zeigen wie ein „GenreMix aus Krimi und Komödie“besser gelingen kann. Die schwarzhum­orige Pointe am Schluss kommt dann allerdings unerwartet.

 ?? FOTO: DPA ?? Die Familie (von links nach rechts): Franz Germinger Junior (Maximilian Brückner), Karl Obermaier (Jockel Tschiersch), Emma Germinger (Stella Föringer), Anna Germinger (Marlene Morreis) und Franz Germinger Senior (Friedrich von Thun).
FOTO: DPA Die Familie (von links nach rechts): Franz Germinger Junior (Maximilian Brückner), Karl Obermaier (Jockel Tschiersch), Emma Germinger (Stella Föringer), Anna Germinger (Marlene Morreis) und Franz Germinger Senior (Friedrich von Thun).

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