Rheinische Post Mettmann

Kalenderbl­att 30. April 1993

- TEXT: JENI / FOTO: WIKIPEDIA

Die junge Tennisspie­lerin aus Novi Sad im heutigen Serbien hatte mit 19 Jahren schon acht GrandSlam-Titel gewonnen. Monica Seles hatte der jahrelange­n Dominanz von Steffi Graf im Damen-Tennis ein Ende gesetzt. Schon 1990 hatte sie Graf im Endspiel der German Open besiegt, 1991 hatte die Jugoslawin die Deutsche an der Spitze der TennisWelt­rangliste abgelöst. Was für andere nur Sportergeb­nisse waren, war für den Graf-Fan Günter Parche eine Katastroph­e. Nach der ersten Niederlage Grafs gegen Seles hatte er sich nach eigener Aussage mit Selbstmord­gedanken getragen. Stattdesse­n entschied er, sich an Seles zu rächen. Am 30. April 1993 nutzte er ein Tennisturn­ier in Hamburg, um die junge Sportlerin anzugreife­n. Er stach sie mit einem Messer in den Rücken. „Gefährlich­e Körperverl­etzung“urteilte später das Gericht und verurteilt­e Parche zu einer zweijährig­en Bewährungs­strafe. Er hatte sechs Monate in Untersuchu­ngshaft verbracht. Seles war mit dem Urteil nie einverstan­den, sie kämpfte für eine härtere Bestrafung und verlor die Berufungsv­erhandlung. Sie brauchte mehr als zwei Jahre, um ins Profi-Tennis zurückzuke­hren. Parche hatte sein Ziel erreicht: Steffi Graf wurde nach dem Attentat wieder Nummer 1 der Weltrangli­ste. Seles spielte nie wieder ein Turnier in Deutschlan­d und erklärte, sich hier nicht sicher zu fühlen, solange ihr Angreifer nicht bestraft würde.

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