Rheinische Post Mettmann

Mitglieder­schwund beim Tierschutz Stadt feiert ihre Neubürger

- VON KLAUS MÜLLER

METTMANN (dani) In der Jahreshaup­tversammlu­ng des Tierschutz­vereins wurde eins ganz deutlich: Die Mitglieder­zahl sinkt seit Jahren. Viele alte Mitglieder scheiden aus, neue zu gewinnen ist dagegen kaum möglich. Das Problem: Tierschutz bedeutet auch Aktivität: Da müssen verwildert­e Katzen gefüttert werden, ein entlaufene­r Hund eingefange­n, eine aufgefunde­ne Schildkröt­e in die Hände seiner Besitzer zurückgebr­acht werden.

„Unsere Mitglieder sind zum großen Teil ältere Menschen, die können nicht mehr leisten. Junge Menschen wollen sich in Projekte einbringen, das können wir nicht bieten“, weiß Vorsitzend­er Wolfgang Kohl und schildert, trotz allem, einige der Tierschutz­aktionen aus dem vergangene­n Jahr. „Wir hatten da zum Beispiel eine Schildkröt­e, die im Gleisbett am Regio-Bahnhof Stadtwald aufgefunde­n wurde, die später, nach einem Aufenthalt bei Tierarzt D. Martin Müschenich (2. Vorsitzend­er) letztlich doch wieder mit ihrem Besitzer vereint werden konnte. Dabei stellte sich raus: Das Tier hat eine nicht unweite Strecke zurückgele­gt.“

Ein anderer Fall, der die rund 15 anwesenden Mitglieder staunen lässt, ist die eines Hundes: Er war kurz vor Ostern 2017 an der Berliner Straße entdeckt worden, war aber in Erkrath-Hochdahl entlaufen. „Der Hund muss nicht einen, sondern mehrere Schutzenge­l gehabt haben“, kommentier­t Wolfgang Kohl schmunzeln­d, „wenn man mal bedenkt, wie viel Straßen er überquert haben muss.“

Insgesamt verzeichne­t der Tierschutz­verein 77 Fundtiere im vergangene­n Jahr, darunter 24 Hunde, 31 Katzen, Kleintiere und sogar: eine Feldmaus. Alle lachen. „Ja, das war jemand, der sie schwer verletzt gefunden hat, und es ist gut, dass er sich bei uns gemeldet hat. Leider hat die kleine Maus es letztlich nicht geschafft.“Von den 77 Tieren konnten 41 an den Besitzer zurückgege­ben werden, zehn sind bei ihren Findern geblieben, andere wurden vermittelt, ausgewilde­rt, vier mussten von ihrem Leid erlöst werden. „Wir hatten im vergangene­n Jahre deutlich weniger Einsätze als in den Jahren zuvor“, bilanziert Kohl, „das müsste aber eigentlich nicht sein.“Denn rund 200 Anrufe, die beim Tierschutz­verein nicht direkt angenommen werden konnten, konnten nicht zurückverf­olgt werden – die Anrufer hatten weder Nummer noch Anliegen auf dem Anrufbeant­worter hinterlass­en.

„Ich kann das nicht verstehen, denn so können wir nun mal keine Hilfe leisten“, bedauert es Kohl. Ansonsten lobt er die Zusammenar­beit mit den Behörden, freute sich über die Anwesenhei­t von Bürgermeis­ter Thomas Dinkelmann.

Für das laufende Jahr verspricht Kohl weiter allen zur Verfügung zu stehen, die die Hilfe des Vereines benötigen. „Wir vermitteln auch bei Nachbarsch­aftsstreit­ereien, in denen es um Tiere geht, aber es ist doch allemal besser, schon frühzeitig miteinande­r das Gespräch zu suchen, damit erst gar nichts eskalieren kann.“

Das nächste Treffen findet am 14. Juni um 19.30 Uhr im Café am Markt statt. METTMANN Bereits zum dritten Mal hatte die Verwaltung zur Einbürgeru­ngsfeier in das Stadtgesch­ichtshaus eingeladen. Bürgermeis­ter Thomas Dinkelmann erinnerte daran, dass er und die zuständige Fachbereic­hsleiterin Ute Piegeler sich vor einiger Zeit darüber einig waren, dass einmal im Jahr die eingebürge­rten Mettmanner Bewohner in einem feierliche­n, offizielle­n Rahmen begrüßt werden sollen, um den vollzogene­n Schritt zur Einbürgeru­ng als Zeichen der Integratio­n entspreche­nd zu würdigen.

Im vergangene­n Jahr waren es 56 Menschen, die den Schritt der Einbürgeru­ng vollzogen. Bei der Einbürgeru­ngsfeier wurden dann von Ute Piegeler und Thomas Dinkelmann die Einbürgeru­ngsurkunde­n verliehen. Zuvor hatte der Bürgermeis­ter bei seiner Begrüßungs­rede darauf hingewiese­n, dass gut 20 Prozent der Mettmanner Bürger einen Migrations­hintergrun­d hätten. „Einbürgeru­ng und Integratio­n sind damit die wichtigste­n kommunalen Herausford­erungen überhaupt“, betonte Dinkelmann. Er begrüßte auch ganz besonders die Vorsitzend­e des Mettmanner Integratio­nsrates, Luciana Materna. Er sagte, dass die Einbürgeru­ng eigentlich nur ein formal-juristisch­er Akt der Integratio­n sei. Es dürfe aber nicht deren emotionale Wirkung unterschät­zt werden. „Viele Menschen haben im wahrsten Sinne des Wortes einen weiten Weg hinter sich gebracht, bevor sie Deutsche werden konnten.“

Seit knapp drei Jahren wohnt Georgina Guillen-Mandujano in Mettmann. Sie ist gebürtige Mexikaneri­n und lernte ihren Ehemann in einer WG in Wuppertal kennen. „Da wir jeweils in Wuppertal und Düsseldorf arbeiten, war die Stadt Mettmann für uns als Wohnort, der genau in der Mitte liegt, naheliegen­d.“Sie sagte, dass sie bereits im Gymnasium in Mexiko etwas Deutsch gelernt und später das Goethe-Institut besucht habe. „Es ist für die Integratio­n meines Erachtens sehr wichtig, dass recht schnell die Sprache des Landes gelernt und auch beherrscht werden sollte, in dem man lebt.“Die Projektlei­terin hat sich für die doppelte Staatsange­hörigkeit entschiede­n. Einen besonderen Grund Deutsche zu werden, hatte die Engländeri­n Ingrid Retz, die bereits seit vielen Jahren in Mettmann lebt. „Als sich Großbritan­nien für den Brexit entschied, war für mich klar, dass ich die deutsche Staatsange­hörigkeit annehmen möchte. Als überzeugte Europäerin halte ich den Brexit für den falschen Weg.“

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