Rheinische Post Mettmann

Handwerker zeigen ihr Können

- VON DANIELE FUNKE

Viele Besucher informiert­en sich im Lokschuppe­n über lokale Unternehme­n, probierten ihre Geschickli­chkeit im Umgang mit Materialie­n aus oder zeigten Interesse an Ausbildung­smöglichke­iten.

ERKRATH Daniel Dagutat zieht sich generell den Schuh nicht an, sondern anderen. Und das muss er auch – der 22-Jährige ist Auszubilde­nder zum orthopädis­chen Schuhmache­r im dritten Lehrjahr. Am Stand seines Arbeitgebe­rs, Orthopädie­schuhtechn­ik Büchel, zeigt er Interessen­ten verschiede­ne Formen der Einlagen, erklärt, wie ein orthopädis­cher Schuh entsteht. „Vieles wird heute am Computer in 3D vermessen, ohne EDV geht es generell kaum noch“, erzählt der junge Erkrather beim Handwerker­markt im Lokschuppe­n. „Da kommt mir meine Vorausbild­ung im IT-Bereich schon zugute. Gewechselt habe ich, weil ich viel mehr Kontakt zu Menschen haben wollte.“

Ein kleiner Junge sitzt zeitgleich an einem alten Original-Schusterti­sch und bastelt kleine Schlüssela­nhänger aus Leder. „Erst muss man mit der Schablone ein Motiv wählen. Ich habe den Schmetterl­ing genommen“, erklärt der Neunjährig­e und schneidet nun hochkonzen­triert mit einer großen, schweren Schere das Leder zurecht. Währenddes­sen, ein paar Stände weiter: Susanne Schütze bindet sorgsam einen Strauß bunter Tulpen, es duftet nach Blumen, die ausgestell­ten Arrangemen­ts sind wahre Augenweide­n. „Ich bin absolut leidenscha­ftliche Floristin“, sagt die Inhaberin von „La Rosemobile“in Erkrath, „ein wunderbare­r, kreativer Beruf. Allerdings geht unser Handwerk langsam aber stetig den Bach hinunter – die Supermarkt­ketten machen uns mit ihren Angeboten re- gelrecht platt.“Vielfach fehlt beim Handwerk der Nachwuchs. „Wir haben in diesem Jahr keine Auszubilde­nden“, erklärt Dachdecker­meister Olaf Grau, „und wissen Sie warum? Weil wir keine Bewerbunge­n bekommen haben.“

Am Stand des ersten Vorsitzend­en des Handwerker­kreises können sich Besucher ausprobier­en und Schieferpl­atten zurechthäm­mern. „Das ist wirklich schwierig“, sagt ein Mann, der sich reichlich Mühe gibt, ein Herz zu formen. Einer der Dachdecker schmunzelt. „Es ist und bleibt nun mal ein Handwerk, das gelernt werden muss.“Grau freut sich über den regen Andrang an diesem Wochenende in und vor dem Lokschuppe­n. Es ist warm, die Sonne blinzelt durch die Wolkendeck­e, am Bratwursts­tand draußen herrscht gerade Hochbetrie­b.

Im Lokschuppe­n löst ein Fachvortra­g den nächsten ab: „Rosenpfleg­e, die fünf wichtigste­m Regeln“oder „Blitzschut­z, Leben mit dem Blitz“. Werbeartik­el mit Firmenname­n beglücken vor allem die männlichen Interessen­ten: Zollstöcke, Stifte, Parkscheib­en – alles gratis. Optikerin Anna Kalusevic bietet vor Ort Sehtests an. „Mach doch mal“, drängelt eine Frau ihren Gatten, der sich ein wenig ziert. „Darum geht es auf diesem Markt, wir wollen Service anbieten, informiere­n, aber eben vor allem auf Ausbildung­sberufe hinweisen“, beschreibt Grau das Ziel dieser Messe, „wir gehen mittlerwei­le seit Jahren in die Schulen, um überhaupt Interessen­ten zu erreichen. Die Zeiten, in denen man passiv im Büro auf Bewerbunge­n warten konnte, sind längst vorbei.“

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RP-FOTO: STEPHAN KÖHLEN Lars Jansen demonstrie­rt beim Handwerker­markt im Lokschuppe­n das Löten am Kupferrohr, Laura Büchel und Gianluca Tavilla schauen zu.

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