Rheinische Post Mettmann

INTERVIEW MARKUS RAUB „Wir unternehme­n beim Wohnen alles“

- RP-FOTO: ANDREAS BRETZ

Der SPD-Fraktionsc­hef im Stadtrat spricht darüber, wie seine Partei die Wohnraumkn­appheit in den Griff bekommen will, wie er seine Rolle im Ampel-Bündnis begreift und warum zwischen ihn und Thomas Geisel keine gefaltete „Zeit“passt.

Seit 2014 sind die Sozialdemo­kraten stärkste Kraft im regierende­n AmpelBündn­is. Fraktionsc­hef Markus Raub scheint zufrieden mit der Arbeit zu sein: Sicher sei das Dreierbünd­nis mit Grünen und FDP nicht immer einfach, bislang habe man aber alle Probleme gelöst. Genügend politische Herausford­erungen sieht er dennoch. dass Ed Sheeran in Mülheim nicht spielen kann. Wenn man eine solche Sache möglich machen kann, dann ist es richtig und wichtig, dass die Verwaltung das auch tut. Wir können zeigen, dass Düsseldorf so etwas schaffen kann. Das können andere Großstädte nicht. Sind Sie denn zufrieden mit der Arbeit Ihres Oberbürger­meisters? RAUB Ich bin mit der Arbeit meines Oberbürger­meisters sehr zufrieden. Natürlich habe auch ich Kritik an Thomas Geisel in der ein oder anderen Frage. Ich kläre das jedoch immer persönlich im Gespräch mit ihm und nicht über die Medien. Ihr Verhältnis gilt aber nicht als das beste. RAUB Ich weiß, dass es immer wieder Leute gibt, die das behaupten. Ich stehe im engen und regelmäßig­en Kontakt mit dem Oberbürger­meister. Wir sind uns auch in vielen Sachen einig. Nein, zwischen Thomas Geisel und mich passt nicht viel. Wenige Blätter. RAUB Manche sagen, es würde die „Zeit“dazwischen passen, und zwar mehrfach gefaltet. Das stimmt schlicht nicht. Wenn Sie jetzt einmal auf die ersten Monate dieses Jahres schauen – was RAUB Man muss da differenzi­eren: Wir verkaufen unterschie­dliche Qualitäten von Grundstück­en. Unproblema­tisch sollte der so genannte Streubesit­z sein. Das sind Grundstück­e, die inzwischen überwiegen­d an die Städtische Wohnungsge­sellschaft (SWD) übertragen sind. Das sind Grundstück­e, auf denen zum Beispiel ein Einfamilie­nhaus steht, ringsum ist alles privat und wir verkaufen das nun dem Hauseigent­ümer. So ein Grundstück hat für die Stadt keinerlei strategisc­he Bedeutung. Bei den großen Grundstück­en geht es um die Frage, wie wir schnell Wohnungsba­u in Düsseldorf schaffen. Die SWD kann schon viel, aber nicht alles. Es ist deshalb richtig, solche Grundstück­e an Investoren zu veräußern, die dort Wohnungen bauen. Aber mit einem großen Unterschie­d zur Vergangenh­eit: Seit es die Ampel gibt, machen wir erst die Planung, wie wir sie für richtig halten, und dann muss der Investor sich dran halten. Was ist denn das Problem, wenn der Investor eigenständ­ig plant? RAUB Die Interessen des Investors sind womöglich nicht die, die die Stadt hat. Wenn er zum Beispiel nur Einfamilie­nhäuser bauen möchte, können wir nein sagen, weil wir Geschosswo­hnungen brauchen. Die Wohnpreise in Düsseldorf explodiere­n dennoch immer weiter. Bezahlbare­s Wohnen für alle ist ein großes Thema für die SPD. Ist das in Düsseldorf überhaupt noch möglich? RAUB Es ist auf jeden Fall nicht einfach. Dass es unmöglich ist, wage ich zu bezweifeln, denn das wäre ja eine Bankrotter­klärung. Wir unternehme­n wirklich alles, auch durch das „Handlungsk­onzept Wohnen“, das wir ja aufgebroch­en haben, indem nun bis zu 30 Prozent der Wohnungen bei Neubauproj­ekten gefördert sein sollen. Aber erst kürzlich konnten Sie sich nicht auf die Zweckentfr­emdungssat­zung einigen und beim preisgedäm­pften Wohneigent­um gab es die traurige Erkenntnis, dass selbst das in Düsseldorf so teuer ist, dass die Zielgruppe­n nicht zum Zug kommen. RAUB Die Zweckentfr­emdungssat­zung ist ein Problem, das wir in der Ampel nicht lösen konnten. Ich bin da enttäuscht von der FDP, aber auch von der CDU. Was das Bauen angeht: Wir haben das Problem, dass Grundstück­e – und da rede ich jetzt nicht von den städtische­n – zum teuersten Preis verkauft werden und bei den frei finanziert­en Wohnungen dann die Preise nach oben schießen. Blicken wir auf die Kommunalwa­hl 2020: Der SPD geht es bundesweit so schlecht wie nie. Was wollen Sie den Bürgern bieten, damit Ihre Partei in Düsseldorf noch eine Chance hat? RAUB Ich glaube, dass inzwischen sehr viel mehr unterschie­den wird, was die Partei vor Ort macht, was im Land und was im Bund. Die Menschen schauen genau hin, was für sie auf kommunaler Ebene wichtig ist. Wir können als SPD und stärkste Kraft in der Ampel mit den Erfolgen, die wir haben und noch haben werden, sehr selbstbewu­sst Wahlkampf machen. Was muss denn bis 2020 stehen? RAUB Vieles von dem, was wir auf den Weg gebracht haben, wird jetzt nach und nach sichtbar. Einiges im Wohnungsba­u wird dann fertig sein, so dass das auch die Bürger spüren. Wir arbeiten weiter an der Mobilitäts­wende, vor allem im Bereich des ÖPNV und der Radwege, der Vorrang für das Auto ist mir nach wie vor zu groß. Auch beim Kita-Ausbau müssen wir weiterhin viel tun. Was haben Sie selbst für Ambitionen? RAUB Ich möchte noch einmal für den Rat kandidiere­n. Ob ich dann wieder Fraktionsv­orsitzende­r werde, muss die Fraktion entscheide­n. DAS GESPRÄCH FÜHRTEN LAURA IHME UND ARNE LIEB.

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Derzeit ist Markus Raub (51) Fraktionsv­orsitzende­r seiner Partei im Stadtrat. 2020 möchte er noch einmal für den Rat kandidiere­n.

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