Rheinische Post Mettmann

Schon bestanden, dann durchgefal­len

-

gelrecht bis zum Führersche­in, manche brauchten allein für die Theorie fast ein ganzes Jahr. „Da fehlen Drang und Lernmotiva­tion.“

Bei der Praxis liegt es Schulten zufolge dagegen auch am Fahrlehrer, den Schüler möglichst gut auf die Prüfung vorzuberei­ten – und nicht zu früh zuzulassen. Viele Prüflinge überschätz­ten ihre Fähigkeite­n, dazu kämen Konzentrat­ionsschwie­rigkeiten und motorische Defizite. „Das schlägt sich in mehr Fahrstunde­n und einer hohen Durchfallq­uote nieder“, so Schulten. Laut Heinz Krupp ist aber auch das nicht unbedingt neu: „Wer weniger Talent zum Fahren hat, muss eben mehr üben.“

„Auf den Schulterbl­ick achten“, „Die Kupplung langsam kommen lassen“und „Bitte die nächste Möglichkei­t rechts abbiegen“– solche Sätze wird Ana Wiegandt künftig häufiger hören. Nach ihrer ersten Fahrstunde ist die Düsseldorf­erin optimistis­ch und trotzdem besorgt. Denn viele Freunde hätten von schlechten Erfahrunge­n erzählt. Einige seien sogar durch beide Prüfungen gerasselt. Teils seien sie zu nervös gewesen, teils aber auch einfach zu faul. „Ich kenne Leute, die haben kaum gelernt und dachten, sie probieren das einfach mal aus“, sagt die 21-Jährige. Das funktionie­re aber nicht: „Das ist wie im Abitur, da muss man sich eben einfach mal hinsetzen und lernen.“

Das muss man mir erst einmal nachmachen: Ich hatte die Auto-Fahrprüfun­g 1979 bestanden und scheiterte dann doch. Aber der Reihe nach: Fahrstunde­n hatte ich relativ viele gebucht – meine Eltern hatten mit vier Kindern kein Auto in der Kölner City, die Autowelt war mir deshalb sehr fern. Bei einer Fahrstunde mit dem Motorrad rutschte ich in einer Kurve auf Laub weg und knallte hin – „Weiterfahr­en, sonst fahren Sie nie mehr“, herrschte mich Fahrlehrer Bosselmann trotz meiner blutgeträn­kten Klamotten an.

Die Theorie für Auto und Motorrad hatte ich sofort bestanden. Dann lief die praktische Autofahrpr­üfung exzellent, sogar das Rückwärts-Einparken. Irgendwann meinte der Prüfer: „Fahren Sie da in die ruhige Seitenstra­ße und stellen sich dahin.“Er holte schon das Formular zum Unterschre­iben. Plötzlich rief er irgendetwa­s, noch lauter mein Fahrlehrer, ich war abgelenkt, die Stoßstange tippte eine Mülltonne auf dem Gehweg mit vier oder fünf Stundenkil­ometern an, die ruckte einen Zentimeter zur Seite. „Tja, Pech gehabt, jede Fremdkörpe­rberührung bedeutet Durchfalle­n“, sagte der Prüfer.

Meine Revanche: Die Motorrad-Prüfung einige Minuten danach bestand ich, alle anderen fielen durch. Sie hatten Erfahrung mit Kleinkraft­rädern und fuhren zu schnell, ich glänzte durch ruhigen Fahrstil. Die Auto-Prüfung bestand ich dann später doch noch. Reinhard Kowalewsky (58), Chefreport­er Wirtschaft, hat seinen grauen Lappen verloren. 1987 bekam er deshalb einen rosafarben­en Führersche­in mit diesem Bild.

 ?? RP-FOTO: ANNE ORTHEN ?? Ana Weigandt ist seit Oktober in der Fahrschule angemeldet und gestern zum ersten Mal Auto gefahren.
RP-FOTO: ANNE ORTHEN Ana Weigandt ist seit Oktober in der Fahrschule angemeldet und gestern zum ersten Mal Auto gefahren.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany