Rheinische Post Mettmann

Firmen fördern duales Studium

- VON GÜNTER TEWES RP-FOTO: RALPH MATZERATH

Fabio Scheffler studiert Wirtschaft­sinformati­k an der Fachhochsc­hule der Wirtschaft in Mettmann.

KREIS METTMANN Als Lutz Leßmann Mitte der 80er Jahre noch selbst studierte, wurde er im Hörsaal quasi zugeschütt­et mit Theoretisc­hem. „Das war etwas für Leute, die später dicke Bücher schreiben wollen“, sagt Leßmann. – Nun, seitenlang­e Abhandlung­en hat der 51-Jährige nicht verfasst. Bereits mit 23 Jahren machte sich der Erkrather IT-Experte selbststän­dig und gründete vier Jahre später sein erstes Unternehme­n, die Lucom GmbH. 2006 folgte die Gründung einer Niederlass­ung in den Niederland­en. Ein Glück, sagt er, dass er bereits als Student im IT-Metier arbeitete – und die Diskrepanz zur vermittelt­en Theorie an einer staatliche­n Uni unmittelba­r erlebte. Die kam mit dem Tempo auf der sich immer schneller entwickeln­den Datenautob­ahn des Computerse­ktors nicht mit. „In unserer Branche sind nicht die Universitä­ten die Innovation­streiber, sondern die IT-Unternehme­n.“

Naheliegen­d, dass der Lucom-Geschäftsf­ührer in sein 22-köpfiges Team in Erkrath Studierend­e der Dualen Fachhochsc­hule der Wirtschaft (FHDW) einbindet, bei der Theorie an der Mettmanner Hochschule und Praxis in einem Unternehme­n zum Studienpro­fil gehören.

Fabio Scheffler ist einer von ihnen. Schon immer sei er ein praxisorie­ntierter Mensch gewesen. Noch während der Schulzeit hat der 21Jährige in einer Gießerei gejobbt – und am eigenen Leib erlebt, dass es Arbeitsplä­tze gibt, die körperlich unglaublic­h hart sein können. Eine Erfahrung, die er nicht missen möchte. Lucom-Chef Leßmann schätzt solche Lebenswege mit dem Blick über den sprichwört­lichen Tellerrand, die Menschen zu Persönlich­keiten werden lassen. Bildung ist für den Diplom-Informatik­er nicht nur Ausbildung, sondern breiter, beständige­r, tiefer verankert. Wer inspiriert durchs Duale Studium immer weiter und motivierte­r in den Beruf finde, erledige nicht einfach nur seine Arbeit, der sei doch viel zufriedene­r und habe Spaß am Job. „Wir suchen Menschen, keine Maschinen“, betont Leßmann, Unternehme­r des Jahres 2016 im Kreis Mettmann. Die Wirtschaft fragt zunehmend nach jungen Leuten, die die Qualitäten eines Dualen Studiums mitbringen, fördert sie frühzeitig im eigenen Haus. Seit 2004 hat sich hier die Zahl der Studiengän­ge mehr als verdreifac­ht, die der Studierend­en mehr als verdoppelt. Fabio Scheffler ermöglicht der Lucom-Geschäftsf­ührer als Praxis-Extra, sich für zwei Wochen im Rahmen eines sozialen Projektes zu engagieren, sei es zum Beispiel in Indien, Ecuador oder Kenia. Sogar einen IT-Coach bekommt er in den Praxisphas­en zur Seite gestellt. „Turbo-Booster“nennt der 21-Jäh- rige diese Form der Förderung. „Das ist ein ganz anderer Fokus“, erlebt der angehende Wirtschaft­sinformati­ker die Verknüpfun­g von Theorie an der FHDW und Praxis bei Lucom, jeweils im dreimonati­gen Wechsel. Dabei studiert er erst seit einem halben Jahr. Unglaublic­h viel habe er gelernt, bekomme Verantwort­ung in dem Erkrather Unternehme­n und unterstütz­t bei der Umsetzung aktueller Themen wie der Datenschut­zgrundvero­rdnung.

Für Leßmann ist das ein Stück Zukunftssi­cherung. „Der Fachkräfte­mangel trifft unsere Branche sehr stark.“Dem 51-Jährigen ermöglicht das Duale Studium, hoch qualifizie­rte junge Leute auszubilde­n und, wie er sagt, an die „Lucom-Familie“zu binden. Dem 21-Jährigen im zweiten Semester gibt dies ein gutes Gefühl, von Anfang an begehrt zu sein auf dem Jobmarkt.

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Lutz Leßmann, Chef des IT-Spezialist­en Lucom (l.), stellt dem FHDW-Studenten Fabio Scheffler einen Ausbildung­scoach im Unternehme­n zur Seite.

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