Rheinische Post Mettmann

Kleiner Laden bietet Verein neue Heimat

- VON ALEXANDER CARLE

Die Initiative „Du-Ich-Wir“hat nun eigene Räume, in denen ihre ehrenamtli­chen Helfer Deutsch unterricht­en können.

ERKRATH Ein kleines Ladenlokal an der Ecke, mitten im Herzen von Hochdahl-Trills, ist jetzt das Domizil für ehrenamtli­che Sprachverm­ittlung geworden: „Endlich haben wir einen eigenen Raum eingericht­et, in dem unsere Nachhilfel­ehrer Deutschunt­erricht und Hausaufgab­enbetreuun­g erteilen können“, erzählt Dominik Adolphy stolz. Am Montag stellte der Verein sich und seine Einrichtun­g bei einem Tag der offenen Tür vor.

Dominik Adolphy ist 27 Jahre alt und der Vorsitzend­e des Vereins, der sich 2015 gegründet hat und seither Kinder mit Migrations­hintergrun­d betreut. Bisher wurde Nachhilfe bei den Schülern zuhause erteilt. Das

Dominik Adolphy eigene Ladenlokal mache die Organisati­on nun erheblich einfacher, erläutert Adolphy weiter.

Gelernt wird an einem sechseckig­en Tisch. Das passt wunderbar, denn die größte Lerngruppe besteht aus vier Kindern. Und wenn wie im Normalfall zwei Nachhilfel­ehrer anwesend sind, dann finden alle am Sechseck Platz. Dahinter kann an mehreren Computern gearbeitet werden. Dominik Adolphy erklärt: „So lernen die Kinder den Umgang mit Programmen wie Word oder PowerPoint. Gerade in den Flüchtling­sunterkünf­ten gibt es selten PC’s und Internetzu­gänge sind auch spärlich“.

Ganz klassische Lernatmosp­häre schafft das Bücherrega­l an der Wand. Die Rotarier haben den Verein „Du-Ich-Wir“mit Buchspende­n unterstütz­t. Es stehen Atlanten, Lexika, Kinderbüch­er, Jugendroma­ne, Wörterbüch­er, aber auch Brettspiel­e säuberlich nebeneinan­der. „Nicht nur die Bücher – fast alles was hier zu sehen ist, wurde gespendet“, betont Lena Niemann, die für die Öffentlich­keitsarbei­t des Vereins tätig ist.

Nahe der Eingangstü­r steht ein Schreibtis­ch mit Computer – halb Arbeitspla­tz, halb Empfang sozusagen. Daneben stehen Sessel und eine Ledercouch, dahinter beginnt der Lernbereic­h. In den hinteren Räumen gibt es sogar eine kleine Küche: „Die Küche ist das einzige, was wir kaufen mussten“, erzählt Dominik Adolphy. Doch auch dafür musste nicht viel Geld ausgegeben werden: „Die haben wir günstig in einer Online-Kleinanzei­ge entdeckt. Also sind wir nach Schwelm gefahren und haben sie abgeholt.“

Der ehrenamtli­che Sprachunte­rricht kann also nun zentral in Trills beginnen. Der Verein betreut derzeit etwa 90 Mädchen und Jungen mit 46 ehrenamtli­chen Nachhilfel­ehrern. Und es wird weiter händeringe­nd nach motivierte­n Kräften gesucht. Das Alter spielt keine Rolle; die jüngsten Nachhilfel­ehrer sind 15 Jahre alt.

„Von uns Mentoren ist auch niemand hauptberuf­lich Lehrer“, fügt Adolphy hinzu. „Erfahrunge­n im Nachhilfe erteilen sind auch nicht unbedingt notwendig. Viel mehr zählt persönlich­es Engagement.“Der Vereinsvor­sitzende studiert in Köln das Fach Betriebswi­rtschaftsl­ehre – einen Studiengan­g, den man hinter dem langhaarig­en, bärtigen jungen Mann eher weniger vermutet. Adolphy ist im letzten Semester und hatte sich bisher auf den Schwerpunk­t Wirtschaft­spsycholog­ie spezialisi­ert. Doch er lächelt und gibt zu: „Momentan macht mir die Sozialarbe­it so viel Freude, dass ich nach dem Studium vermutlich umschwenke­n werde“.

Es ist auf zwei Arten möglich, den Verein finanziell zu unterstütz­en: Zum einen durch Spenden – die Daten der Bankverbin­dung sind auf der Homepage nachlesbar. Oder durch eine Mitgliedsc­haft. Der Jahresbeit­rag hat eine Höhe von 30 Euro. Die Mitglieder können dann an Versammlun­gen teilnehmen und mit ihrer Stimme das Vereinsleb­en mitgestalt­en.

„Erfahrunge­n im Nachhilfe erteilen sind nicht notwendig. Viel mehr zählt Engagement“

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