Rheinische Post Mettmann

BVB zittert sich in die Champions League

- VON ROBERT PETERS

Dortmund ist trotz eines 1:3 in Hoffenheim am Saisonziel angelangt. Trainer Peter Stöger muss gehen.

HOFFENHEIM/DÜSSELDORF Peter Stöger hat seine Schuldigke­it getan. Er darf jetzt gehen. Der Trainer hat Borussia Dortmund in die Champions League gebracht. Mit einer Vertragsve­rlängerung aber wird das nicht honoriert. „Das war heute mein letztes Pflichtspi­el für den BVB, das haben wir vor einiger Zeit gemeinscha­ftlich beschlosse­n“, sagte Stöger, „ein neuer Reiz, mit einem neuen Trainer, wird dem Klub gut tun.“Es heißt, dieser neue Trainer werde der Schweizer Lucien Favre, der beim französisc­hen Erstligist­en OGC Nizza arbeitet.

Wie dringend der Klub neue Reize und einen Trainer mit erkennbare­m Konzept benötigt, wurde zum Saison-Abschluss noch einmal deutlich. Nur weil der BVB beim 1:3 in Hoffenheim nicht noch weitere Gegentore kassierte und zugleich Bayer Leverkusen beim 3:2 gegen Hannover das durchaus mögliche Schützenfe­st verpasste, spielt Dortmund in der nächsten Saison wieder in der Champions League. Das war das erklärte Saisonziel. Und die Klubführun­g wird Stögers Erklärung beipflicht­en: „Ich bin froh, dass wir es ins Ziel gebracht haben.“

Die Dortmunder haben auf dem Weg in die sogenannte Königsklas­se nur ganz selten ihr großes fußballeri­sches Potenzial abgerufen. Bei Stögers Vorgänger Peter Bosz rannten sie mit Hingabe und unter Vernachläs­sigung aller defensiven Notwendigk­eiten ins Verderben. Stöger stabilisie­rte das Team im Abwehrverh­alten. Er brachte allerdings auch fertig, was er selbst nicht für möglich gehalten hätte. „Nicht einmal ich werde es schaffen, dass dieses Team schlechten Fußball spielt“, hatte er mit dem typischen Witz seiner Wiener Heimat beim Amtsantrit­t gesagt. Doch, er hat es geschafft.

Ein Beleg für wenig attraktive­n Fußball ist die Punkteausb­eute. 55 Zähler reichen im Mai 2018 für die Champions League, vergangene­s Jahr ging der BVB mit 64 Punkten als Dritter durchs Ziel. 2017 hätten 55 Punkte gerade mal auf Rang fünf geführt. Mittelfeld­spieler Nuri Sahin klopfte sich durchaus an die eigene Brust. „Wir müssen alles selbstkrit­isch analysiere­n. Wir hatten am Anfang der Saison viele Probleme in der Kabine, wir hatten streikende Spieler, wir hatten Trainerwec­hsel. Es ist gut, dass wir uns jetzt sechs Wochen nicht sehen“, sagte er, „so ein Jahr möchte ich nicht mehr erleben.“

Der Klub arbeitet in den Strukturen seiner Führung deshalb noch einmal nach. Der BVB holt zwei einstige Kapitäne zurück an Bord. Sebastian Kehl wird Leiter der Lizenzspie­lerabteilu­ng, und Matthias Sammer wird als externer Berater sein Wissen einbringen. Bei der 1:3Niederlag­e in Hoffenheim saß er neben Geschäftsf­ührer Hans-Joachim Watzke auf der Tribüne. Beide sahen einiges, das ihnen nicht gefallen wird.

Die Musik spielte im Sinsheimer Stadion nämlich fast allein die Mannschaft von Trainer Julian Nagelsmann. Sie wirkte leidenscha­ftlicher, kämpferisc­her und fußballeri­sch besser organisier­t als ihr Gast. Der 3:1-Erfolg war kein Zufall. Hoffenheim feierte Team und Trainer, denen der größte Erfolg der kurzen Bundesliga-Geschichte gelang. In der Champions League war der Europa-League-Debütant der vergangene­n Saison noch nicht. „Ich habe Tränen in den Augen“, sagte Nagelsmann. Der 30-Jährige hat seine Mannschaft über einige Ruckelphas­en der Saison auf Kurs gebracht, obwohl die Nationalsp­ieler Niklas Süle, Sebastian Rudy und Sandro Wagner zu den Bayern gingen. Nagelsmann wurde auch mit den Verletzung­en der Offensivkr­äfte Serge Gnabry und Kerem Demirbay fertig, sein Team hatte trotzdem Tempo und Spielfreud­e in der Schlusspha­se der Spielzeit. Ganz anders als Borussia Dortmund.

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FOTO: DPA Das 3:1 für Hoffenheim gegen Borussia Dortmund. Der BVB-Schlussman­n Roman Bürki ist machtlos.

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