Rheinische Post Mettmann

Wie Schafe für den Naturschut­z arbeiten

- VON DANIELE FUNKE

Der Kreis bezahlt Schäfer, damit sie mit den Tieren bestimmte Flächen beweiden. Ein Besuch.

KREIS METTMANN Susanne und Peter Hennemann betreiben die letzte Schäferei in Haan. Mit den Tieren übernehmen sie für den Kreis Mettmann einen Teil der Landschaft­spflege. Reich werden kann man damit nicht. Die Sonne scheint, ein leichter Wind bewegt die Blätter der vielen Bäume im Düsseltal. Auf einer saftigen Wiese mit hohen schattensp­endenden Bäumen grasen friedlich Schafe, fast jedes von ihnen mit einem Lamm an seiner Seite.

Peter Hennemann hält einen Augenblick inne. „Für diese Momente macht man das alles, für diese Augenblick­e des Friedens, einen Moment inne halten, das ist es, was die Schäferei so wertvoll macht.“Dann „fängt“sich der 49-Jährige wieder und lässt Annie aus dem großen Pickup. Sofort verharrt die schwarzwei­ße Bordercoll­ie-Hündin in geduckter Starre, wie hypnotisie­rt er- fasst ihr Blick die Herde. Der Schäfer gibt nur ein einziges kurzes Kommando „come by“und Annie sprintet los, treibt die Tiere im Uhrzeigers­inn Richtung Schäfer, der so die Möglichkei­t hat, die Schafe aus der Nähe auf ihren Allgemeinz­ustand hin zu begutachte­n.

Gemeinsam mit seiner Frau Susanne und Tochter Leonie lebt der gebürtige Baden-Württember­ger auf Gut Kamphausen zwischen Haan und Gruiten, ein erstmals 1575 in Urkunden erwähnter kleiner uriger Bauernhof inmitten unberührte­r Natur. Hühner picken und scharren auf einer kleinen Hangwiese, Katzen schlafen auf Steinmauer­n in der warmen Maisonne, die Hunde chillen auf der Terrasse oder im Hof. Zwei sind gerade mal vier Monate alt und haben ihr Leben als Hütehund noch vor sich. „Das sind die beiden letzten Welpen aus unserem ersten Bordercoll­iewurf“, erklärt Susanne Hennemann und knuddelt die Hundekin- der, „sie werden ausschließ­lich in die Schäferei vermittelt, sie sind Arbeitstie­re, sie müssen ihrem Wesen entspreche­nd gefördert und eingesetzt werden.“Das Ehepaar betreibt mit seinen Schafen Vertragsna­turschutz, sie beweiden Flächen des gesamten Kreises, teilen sich diese Aufgabe mit zwei weiteren Schäfern und erhalten dafür Geld vom Kreis.

„Die Beweidung durch Schafe hat viele Vorteile: sie grasen nicht einheitlic­h ab, so wie bei der Mahd einheitlic­h geschnitte­n wird, und bie- ten so wertvolle Lebensgrun­dlage für viele Tierarten“, weiß Klaus Adolphy von der Unteren Landschaft­sbehörde, zuständig für die Beweidung. „Allerdings sind nicht alle Flächen geeignet, zum Beispiel sehr feuchte Standorte nicht.“110 Tiere der Rassen Wildshire Horn oder Graugehörn­te Heidschnuc­ke weiden derzeit an verschiede­nen Stellen, unter anderem auf dem alten Segelflugp­latz.

„Wir investiere­n sehr viel in die Schäferei, viel mehr Zeit als manche glauben“, sagt Susanne Hennemann, die nebenbei im Betreuungs­dienst arbeitet und mit ihrer Hündin Cati Kindergärt­en und Altenheime besucht. „Manchmal ist alles wirklich sehr viel, aber wenn man dann zu den Schafen fährt und etwa beobachtet, wie sie nach einer kahl gefressene­n Wiese auf eine neue bewucherte Weide kommen und vor Glück losrennen – dann geht einem einfach nur das Herz auf.“

 ?? RP-FOTO: STEPHAN KÖHLEN ?? Schäfer Peter Hennemann mit einigen seiner Schafe. Sie haben viele Lämmer „bei Fuß“.
RP-FOTO: STEPHAN KÖHLEN Schäfer Peter Hennemann mit einigen seiner Schafe. Sie haben viele Lämmer „bei Fuß“.

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