Rheinische Post Mettmann

INTERVIEW HERMANN-JOSEF WALDAPFEL UND ARNE JÄHRLING „Das Stadtradel­n wird immer beliebter“

-

Die Radverkehr­sförderer im Kreis Mettmann erhoffen sich von dem Wettbewerb Impulse für ein besseres Radwegenet­z.

KREIS METTMANN Am Samstag wird das Stadtradel­n 2018 gestartet – mit einer Sternfahrt nach Mettmann. Das „Stadtradel­n“wird im vierten Jahr langsam zur Marke. Wie viele Kreis Mettmanner haben sich voriges Jahr an dem Wettbewerb beteiligt? WALDAPFEL Insgesamt 2012 Radler. Sie haben zusammen 457.021 Kilometer in 21 Tagen zurückgele­gt und dabei 64.897 Kilo CO2 eingespart. Das aktivste Team erradelte 1250 Kilometer – pro Kopf! Wer macht mit? WALDAPFEL Die Teams bilden sich aus allen Bereichen des gesellscha­ftlichen Lebens: Familien, Schulklass­en, Radsport- und Fitness-Vereine, Feuerwehre­n, Firmen-Belegschaf­ten, politische Gruppen und private Freundeskr­eise. Einzelteil­nehmer können sich den hierfür eingericht­eten „offenen Teams“anschließe­n, da grundsätzl­ich nur in Teams gegeneinan­der angetreten werden kann. Radeln wird populärer – auch im Berufsverk­ehr. Zeigt sich die wachsende Beliebthei­t auch in den Teilnehmer­zahlen beim Stadtradel­n? WALDAPFEL Ja, die Teilnehmer­zahlen und gefahren Kilometer nehmen bundesweit in allen Kommunen rapide zu. Auch im Kreis Mettmann hat es in den vergangene­n Jahren immer einen Zuwachs an gefahrenen Kilometern gegeben. In diesem Jahr rechnen wir damit, die 500.000Kilomet­er-Marke zu knacken. Denn erstmals nehmen auch Mettmann und Wülfrath teil. Somit sind jetzt alle zehn Städte des Kreises beteiligt. Unter www.stadtradel­n.de trägt jeder selbst seine Tagesleist­ung ein. Die Organisato­ren setzen auf die Ehrlichkei­t der Teilnehmer – zu recht? WALDAPFEL Ja, die Erfahrunge­n der vergangene­n Jahre haben gezeigt, dass die Teilnehmer die gefahrenen Kilometer korrekt eintragen, häufig auch automatisc­h über die HandyApp. Bei Auffälligk­eiten kontaktier­t der zuständige Koordinato­r den Teilnehmer und fragt die Gründe ab. Dies sind aber seltene Einzelfäll­e. Eine Streichung der Kilometer erfolgte bisher nur ganz selten. Der Wettbewerb gilt als „weicher“Standortfa­ktor einer fahrradfre­undlichen Region. Man könnte aber auch fragen: Was soll der Spökes? Viel wichtiger sind intakte Radwege! WALDAPFEL Die Motivation der Teilnehmer ist so groß und unterschie­dlich wie die Vielfalt der beteiligte­n Gruppen. Sie alle eint aber die Möglichkei­t, etwas zum Wohle des Weltklimas zu tun. Hinzu kommt der Wettbewerb­scharakter – Stadt gegen Nachbarsta­dt, konkurrier­ende Schulklass­en etc. – sowie die teilweise in den Städten ausgelobte­n Preise. Teams können auch gegeneinan­der antreten, ohne miteinande­r in Kontakt treten zu müssen, da die Kilometer-Zwischenst­ände jederzeit für alle online einsehbar sind. Dennoch: Als von Schlaglöch­ern und Asphaltwul­sten genervter Vielradler denke ich immer wieder: Stadtradel­n – na toll! Aber den Weg hier in Schuss zu halten, das kriegen sie nicht hin. WALDAPFEL Tatsächlic­h ist der Aspekt der Verbesseru­ng der Radwegeinf­rastruktur ein wichtiges Kriterium auf dem Weg zu einer klimaschon­enden und nachhaltig­en Mobilität. Der Kreis Mettmann hat mit dem Ausbau des „Panoramara­dwegs niederberg­bahn“und dem Anschluss an die örtlichen Radwegenet­ze bereits einen wichtigen Schritt in diese Richtung getan. Zur weiteren Unterstütz­ung der Planer vor Ort werden ab diesem Jahr über die Stadtradel­n-App die getrackten Kilometer erfasst und im Rahmen eines Forschungs­projekts „MOVEBIS“ausgewerte­t, um so weitere Erkenntnis­se über den Radverkehr in Deutschlan­d zu generieren. Diese sollen langfristi­g allen Stadtradel­n-Teilnehmer­kommunen zur Verfügung gestellt werden, um als zusätzlich­e Hilfestell­ung in der Radverkehr­spolitik dienen zu können. Für die Instandhal­tung sind die jeweiligen Straßenbau­lastträger zu- ständig. Von den 62 Kilometern Radwegen, die der Kreis unterhält, sind dieses Jahr Sanierunge­n auf der K4 in Velbert bzw. Heiligenha­us sowie auf der K19 in Ratingen angedacht. Die Wanderer haben den Neanderlan­dsteig: Wann kommt die Tour de Neanderlan­d, Herr Jährling? JÄHRLING Das Neanderlan­d hat jetzt schon für Radfahrer viel zu bieten: Der knapp 40 Kilometer lange „PanoramaRa­dweg niederberg­bahn“, ein Teil des über 220 Kilometer langen Radwegenet­zes der Bergischen Panorama-Radwege, hat sich zu einem sehr beliebten Radweg entwickelt. Zu den Bergischen PanoramaRa­dwegen gehören auch der „Panorama-Radweg Balkantras­se“und der „Bergische Panorama-Radweg“. Der Rheinradwe­g verbindet zudem das Neanderlan­d mit den anderen Teilen der Rheinschie­ne. Darüber hinaus gibt es in den kreisangeh­öri- gen Städten abwechslun­gsreiche Rundtouren, auf denen sich die Städte bestens erkunden lassen. Wie wichtig ist der Radtourism­us fürs Neanderlan­d? JÄHRLING Für den Kreis Mettmann liegen keine konkreten Zahlen für die Bedeutung des Radtourism­us vor. Generell lässt sich aber feststelle­n, dass die Bedeutung sehr hoch ist. Zwar gab es 2017 deutschlan­dweit einen Rückgang von Radreisend­en, aber mit weit mehr als 4 Millionen ist dieser Markt gerade im Bereich der Tagesausfl­ügler von enormer Bedeutung. Der Fokus des Tourismusm­arketings liegt auf dem „PanoramaRa­dwegs niederberg­bahn“. So war die Saisoneröf­fnung, zum dritten Mal mit den Städten Heiligenha­us, Velbert, Wülfrath und Haan organisier­t, sehr gut besucht. THOMAS GUTMANN STELLTE DIE FRAGEN

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany