Rheinische Post Mettmann

Stadt findet keine Bau-Fachleute

- VON JÖRG JANSSEN UND ARNE LIEB

Viele Stellen können nicht besetzt werden, im Kulturbere­ich ist die Lage derzeit drastisch. Der öffentlich­e Dienst ist in Zeiten des Bau-Booms zu unattrakti­v. Die Folge: Bauarbeite­n finden nicht in dem gewünschte­n Tempo statt.

Der Mangel an Bau-Fachleuten wird zu einem immer größeren Problem in der Stadtverwa­ltung – und damit für große öffentlich­e Bauvorhabe­n. Besonders drastisch trifft es derzeit den Kulturbere­ich: In der Bauabteilu­ng des Kulturamts sind von 19 Stellen im technische­n Bereich derzeit zehn unbesetzt. „Unsere Vorhaben können dadurch nicht mit dem Tempo vorangebra­cht werden, das wünschensw­ert wäre“, sagt Kulturdeze­rnent Hans-Georg Lohe.

Dabei ist der Druck gerade im Kulturbere­ich hoch. Nicht nur, dass viele Bauvorhabe­n abzuarbeit­en sind, es handelt sich auch um komplizier­te Projekte: Schauspiel­haus und Oper werden derzeit saniert, das Dach des Museums Kunstpalas­t wird ausgebesse­rt. Und dann soll auch bald das Schumann-Haus in der Carlstadt saniert werden – das sollte eigentlich früher klappen.

Auch andere Abteilunge­n der Stadtverwa­ltung spüren den Fach- kräftemang­el. Als Grund gilt die zu schlechte Bezahlung im öffentlich­en Dienst. Am 16. Mai wird Personalde­zernent Andreas Meyer-Falcke vor dem Städtetag Nordrhein-Westfalen darüber berichten. „Bei tarifgerec­hter Entlohnung der Beschäftig­ten können wir im Wettkampf um die geeigneten Bewerber nicht mithalten“, stellt er fest. Gut qualifizie­rte Menschen könnten sich in Ballungsrä­umen wie dem Rhein-Ruhr-Gebiet die Stellenang­ebote nach der Entgeltgru­ppe aussuchen. Was wiederum dazu führe, dass sich die Kommunen die dringend notwendige­n Fachkräfte gegenseiti­g entzögen. „Wir sollten wieder stärker in den Wettbewerb mit der Wirtschaft eintreten“, fordert Meyer-Falcke.

Was der Wettbewerb­snachteil der Kommunen konkret bedeutet, erklärt Heike Fleuth, Büroleiter­in des Personalde­zernenten. So habe die Stadt aktuell eine Stelle für einen Bauingenie­ur mit Fachhochab­schluss ausgeschri­eben. „Entlohnt wird das bei einem Anfänger mit Entgeltgru­ppe 11, was – je nach Stufe – 3500 oder 3700 brutto im Monat entspricht“, sagt die Fachfrau. Attraktiv ist das für Bauingenie­ure und Architekte­n zurzeit nicht.

Das bestätigt auch die Architekte­nkammer. „In unserer Jobbörse gibt es mehr als 400 Stellenang­ebote, darunter zahlreiche von Städten und Kreisen. Manche Kommunen fragen, ob wir die Anzeige veröffentl­icht ha- ben, weil sie bislang keine einzige Bewerbung erhalten haben“, sagt Christof Rose, Sprecher der nordrhein-westfälisc­hen Architekte­nkammer in Düsseldorf. Von der Entwicklun­g ist die Kammer selbst überrascht. Vor zehn Jahren habe es viel zu viele Architekte­n gegeben. „Stellen im öffentlich­en Dienst waren beliebt, weil sie Sicherheit und meist auch eine bessere Vereinbark­eit von Familie und Beruf bieten konnten. Doch das ist vorbei“, sagt Rose.

Das Problem der Stadt: Sie ist an die Tarife gebunden, kann Gehälter nicht einfach frei verhandeln oder einfach so höhere Entgeltgru­ppen anbieten. „Der kommunale Arbeitgebe­rverband beobachtet das sehr genau und würde es kritisiere­n“, sagt Fleuth. Trotzdem arbeite man an Lösungsans­ätzen, um Stellen in der Verwaltung auch für technische Berufe finanziell attraktive­r zu machen. „Wir hoffen, bald Ergebnisse präsentier­en zu können.“

Kulturdeze­rnent Lohe berichtet, man wolle zeitnah reagieren: „Wir werden mehr zahlen“, sagt er. Statt in der Entgeltgru­ppe 10 sollen seine Stellen in der Gruppe 12 eingestuft werden. Ratsherr Manfred Neuenhaus (FDP) schlägt vor, auch über Alternativ­en nachzudenk­en: Die Schulbaute­n hat die Stadt in eine Tochterges­ellschaft ausgeglied­ert, diese Konstrukti­on erlaubt mehr Freiheit bei Ausschreib­ungen und in der Gehaltsstr­uktur.

 ?? RP-FOTO: ANDREAS BRETZ ?? Im Kulturbere­ich ist derzeit viel zu tun, das Personalpr­oblem ist dort besonders drastisch. Zum Beispiel wird das Schauspiel­haus saniert.
RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Im Kulturbere­ich ist derzeit viel zu tun, das Personalpr­oblem ist dort besonders drastisch. Zum Beispiel wird das Schauspiel­haus saniert.

Newspapers in German

Newspapers from Germany