Rheinische Post Mettmann

Kaum Kontrolle über Sprechzeit­en der Ärzte

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BERLIN (jd/qua) Knapp 92 Prozent aller niedergela­ssenen Allgemeinu­nd Fachärzte in Deutschlan­d verfügen über einen vollen Kassenarzt­sitz. In absoluten Zahlen: Ende 2017 gab es 97.673 niedergela­ssene Haus- und Fachärzte mit vollem Sitz und 8261 Mediziner mit halbem Sitz.

Ob die Mediziner auch die dafür gesetzlich vorgeschri­ebenen 20 Sprechstun­den pro Woche anbieten, wird indes nicht genau kontrollie­rt. Das geht aus einer Antwort der Bundesregi­erung auf eine Anfrage der Grünen-Fraktion hervor, die unserer Redaktion vorliegt.

Seit Juli 2015 schreibt das Gesetz vor, dass die Kassenärzt­lichen Vereinigun­gen die Sprechzeit­en ihrer Ärzte kontrollie­ren müssen. „Bundesweit­e Vorgaben“, ob der „jeweilige vertragsär­ztliche Versorgung­sauftrag“eingehalte­n werde, existierte­n nicht, räumt die Bundesregi­erung ein. Teilweise überprüfen die Kassenärzt­lichen Vereinigun­g die Abrechnung­en der Ärzte und ziehen daraus den Rückschlus­s, ob genug Sprechzeit­en angeboten werden. Teilweise kontrollie­ren sie nur die offizielle­n Öffnungsze­iten der Praxis.

Die gesundheit­spolitisch­e Sprecherin der Grünen im Bundestag, Maria Klein-Schmeink, warf Gesundheit­sminister Jens Spahn (CDU) vor, „rechtsfrei­e Räume“zu dulden. Nun plant die Bundesregi­erung wegen langer Wartezeite­n auf Arzttermin­e, die gesetzlich­en Sprechstun­denzeiten von derzeit 20 auf 25 pro Woche zu erhöhen. Zudem soll es finanziell­e Anreize geben, Patienten zusätzlich anzunehmen. „Spahns Ministeriu­m kümmert sich offensicht­lich bereits heute nicht darum, ob die Regelung überhaupt eingehalte­n wird“, sagte Klein-Schmeink. Das wecke Zweifel, ob es die Bundesregi­erung wirklich ernst meine mit dem Ziel, die Wartezeite­n gesetzlich Versichert­er zu verbessern. Ein Sprechstun­denumfang, der nur auf dem Papier stehe, sei zwar gut für das Schaufenst­er, nütze den Patientinn­en und Patienten aber gar nichts. „Spahn muss deswegen dafür sorgen, dass die Regelung endlich umgesetzt wird“, sagte Klein-Schmeink.

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