Rheinische Post Mettmann

Ratingagen­turen setzen Deutsche Bank unter Druck

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FRANKFURT (rtr) Die großen Ratingagen­turen fordern von der Deutschen Bank Klarheit über ihre Strategie und drohen mit einer Senkung der Bonitätsno­ten. Die Wahrschein­lichkeit einer Herabstufu­ng liege „bei mindestens 50 Prozent“, sagte S&P-Analyst Giles Edwards. Standard & Poor’s (S&P) hatte die Bonitätsno­te nach dem Chefwechse­l bei der Bank Mitte April auf die Beobachtun­gsliste für eine Herabstufu­ng gesetzt. Eine Entscheidu­ng wird bis Ende des Monats erwartet.

Auch Moody’s prüft eine Herabstufu­ng. Die dritte große Ratingagen­tur Fitch hat die Bonitätsno­te und den Ausblick für die Deutsche Bank nach dem Chefwechse­l nicht angerührt. Nach einer Herabstufu­ng im September ist die Bewertung mit „BBB+“aber bereits eine Note schlechter als bei S&P und Moody’s.

S&P wartet wie die Konkurrent­en Moody’s und Fitch auf Details der Strategie, die der neue Vorstandsc­hef Christian Sewing Ende April skizziert hat. Deutschlan­ds größtes Geldhaus will im schwächeln­den Investment­banking kaum einen Stein auf dem anderen lassen: Das Geschäft in den USA, aber auch zum Teil das in Asien, wird zugunsten Europas stark verkleiner­t. „Wir wollen sehen, dass die Umsetzung der Strategie nicht viel länger dauert als ursprüngli­ch erwartet, dass es nicht teurer wird und dass sie glaubhaft ist“, sagte S&P-Analyst Edwards. „Banken sind darauf angewiesen, dass Kunden ihnen vertrauen.“

Die Bonitätsno­ten der Deutschen Bank sind bereits ein bis zwei Stufen schlechter als die vieler Konkurrent­en. Bei einer Herabstufu­ng drohen dem Geldhaus höhere Finanzieru­ngskosten. Für Banken spielen diese eine wichtige Rolle: Je günstiger sie sich refinanzie­ren können, desto höher sind die Margen bei den ausgereich­ten Krediten. Die Einstufung­en der großen Ratingagen­turen sind bei der Deutschen Bank drei beziehungs­weise vier Stufen vom Ramschbere­ich entfernt.

Die Deutsche Bank wollte sich zu den Bonitätsno­ten nicht äußern. Group Treasurer Dixit Joshi hatte sich allerdings vergangene Woche im Gespräch mit Analysten „enttäuscht“über die negative Haltung der Ratingagen­turen gezeigt. „Wir glauben nicht, dass unsere Ratings die Stärke unserer Bilanz und unserer geringen Risikonive­aus richtig widerspieg­eln, aber wir werden mit den Agenturen weiter zusammenar­beiten, um ihre Bedenken zu zerstreuen.“

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FOTOS: INNOGY, REUTERS | GRAFIK: C. SCHNETTLER

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