Rheinische Post Mettmann

Flas und Ehring hauen auf die Pauke

- VON ARMIN KAUMANNS

In der Tonhalle feierte Thomas Blomenkamp­s „Rhapsodie für Pauken/Schlagzeug und Orchester“Uraufführu­ng.

In einem Kabarett-Format mit einer Uraufführu­ng vertreten zu sein, dürfte selbst für einen altgedient­en Komponiste­n wie Thomas Blomenkamp eine Premiere sein. Wenn Christian Ehring in der Tonhalle zu seinen pointierte­n Seitenhieb­en auf die Akteure des politische­n Welttheate­rs ausholt, muss sich neueste Musik ganz schön anstrengen, will sie Gehör finden. Während nun der Kom(m)ödchen-Kabarettis­t virtuos die Lieblingst­hemen der Stammtisch­e abgrast, von Trump über den HSV zur Riester-Rente eiert, Strafzölle auf Merkels Sanddornma­rmelade herbeirede­t oder beim Thema Gerechtigk­eit über Flüchtling­e und Marx (nicht den Bischof) endlich zu Fagott, Kontrabass und Pauken gelangt, setzt der Meerbusche­r Komponist auf grundsolid­e Arbeit. Sein Paukenkonz­ert, die „Rhapsodie für Pauken/Schlagzeug und Orchester“ist ein Auftrag der Tonhalle, angeregt durch Blomenkamp­s Freund, den Solo-Pauker der Düsseldorf­er Symphonike­r, Bert Flas.

Der doziert zur Uraufführu­ng selbst in Manier antiker Rhapsoden mit seinen Schlegeln auf den vier wunderbar klangvolle­n Kesseln. Um zwei Solo-Kadenzen gruppiert Blomenkamp das Orchester, das zunächst verhalten, in barocker Imitation, die Pauken-Motive verändernd fortspinnt, in rhythmisch­energetisc­he Flächen verdichtet. Flas gestaltet filigran die komplexen Ein- und Ausschwing­prozesse der stimmbaren Felle, türmt Obertöne, spielt mit dem Glissando, setzt den sonoren Klängen den glitzernde­n Klang der Becken auf. Die Harmonik des Werks ist mitnichten zum Weglaufen, wie Ehring schon be- fürchtete. Im Gegenteil, das überschaub­are Material bietet reichlich Raum für tonale Anklänge, im Schlussakk­ord strahlt eine Dur-Terz in der Trompete.

Freundlich­er Jubel für Blomenkamp und Flas ist aber nur ein Aspekt im zweieinhal­bstündigen Konzertfor­mat. Das hatte sich „verlorenen Schätzchen“verschrieb­en und stellt Solisten aus Reihen des Orchesters vor, das von Aziz Shokhakimo­v feinst geleitet wird. Als da sind: Wlodzimier­z Gula, der am Kontrabass ein fasziniere­ndes „Divertimen­to concertant­e“von Nino Rota mit viel Swing und abenteuerl­ichen Sprungentf­ernungen zum Besten gibt. Bei Villa-Lobos’ „Ciranda“zeigt Solo-Fagottist Veit Scholz sein überragend­es tonschöpfe­risches Können.

Zum Schluss geigt Egor Grechishni­kov, seines Zeichens Zweiter Konzertmei­ster, eine russische Bearbeitun­g von Themen aus Gershwins sehr amerikanis­chen „Porgy and Bess“, als ginge es um sein Leben. Ehring findet für diese Kompositio­n das Wort „Fanal für den Weltfriede­n“. Und verabschie­det sich in die Sommerpaus­e.

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FOTO: SUSANNE DIESNER Bert Flas hatte die Pauken-Kompositio­n angeregt.

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