Rheinische Post Mettmann

Immer mehr Jugendlich­e sind straffälli­g

- VON DIRK NEUBAUER

280 junge Frauen und Männer aus Erkrath sind auf die schiefe Bahn geraten. Pädagogisc­he Hilfen werden nun verstärkt.

ERKRATH Ladendiebs­tahl, Schwarzfah­ren, Körperverl­etzung, Kiffen. Ohne Anspruch auf Vollständi­gkeit ist das eine Liste typischer JugendStra­ftaten. Im vergangene­n Jahr kümmerte sich Birgit Richardt um 280 junge Frauen und Männer aus Erkrath, die durch solche Vergehen auf die schiefe Bahn geraten waren. „Das war im Grunde eine Zahl, die dem langjährig­en Durchschni­tt entsprach“, sagt sie im Gespräch. Allerdings gebe es seit Dezember eine deutliche Zunahme bei Jugendstra­ftaten: „Wir beobachten das sehr aufmerksam; können es aber noch nicht erklären.“

Innerhalb des städtische­n Fachbereic­hs Jugend ist die „Jugendhilf­e bei Gericht“Richardts Aufgabe. Sobald Polizei und Staatsanwa­ltschaft gegen Jugendlich­e ermitteln, bekommt auch das Erkrather Jugendamt einen Querverwei­s. Eltern und Jugendlich­en wird eine Beratung angeboten. Das ist manchmal ein Einzelgesp­räch von 30 Minuten Länge. Manchmal muss eine Familie über einen Zeitraum hinweg be- gleitet werden – Aussage in einem Verfahren vor dem Amts- oder Landgerich­t Wuppertal inklusive.

Seit Ende November vergangene­n Jahres gehört Erkrath als fünfte Stadt im Kreis Mettmann zum Verein „Neue Wege“, der Jugendlich­en dabei hilft, nach Straftaten ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen. Mettmann, Wülfrath, Heili- genhaus und Haan sind die weiteren Städte bei „Neue Wege“. „Obwohl wir noch nicht einmal ein halbes Jahr als Stadt Mitglied in dem Verein sind, können wir sagen: Dieser Schritt hat sich im Sinne der von uns betreuten Jugendlich­en gelohnt“, sagt die Fachbereic­hsleiterin Jugend, Christiane Uhlig.

Das Netzwerk der Jugendgeri­chtshelfer ist durch die Mitgliedsc­haft engmaschig­er geworden, erläutert Birgit Reichardt. Natürlich hatte sie auch bisher gute Kontakte zu den Jugendamts­kollegen der Nachbarstä­dte und war regelmäßig­e Teilnehmer­in in einem Arbeitskre­is der Jugendgeri­chthelfer beim Regierungs­präsidente­n. Jetzt aber gibt es für Erkrather Jugendlich­e die Gelegenhei­t, an den Arbeitspro­jekten des Vereins „Neue Wege“teilzunehm­en.

Dabei bekommen sie nicht nur einen Besen in die Hand gedrückt, um Sozialstun­den abzuleiste­n – sondern stärken innerhalb der Gruppenwoc­he ihre Sozialkomp­etenz, Sie lernen, sich an Regeln zu halten und haben die Chance, zusammen mit Sozialpäda­gogen, ihre Strafta- ten und deren Auswirkung­en auf die Opfer noch einmal zu durchdenke­n.

„Wir werden im Laufe des Jahres und in Zusammenar­beit mit dem Naturschut­zzentrum Bruchhause­n aus Erkrath auch Projekte für Neue Wege beisteuern“, kündigt Birgit Richardt an. So sollen etwa die Außenanlag­en am Naturschut­zzentrum im kommenden Herbst von den Jugendlich­en winterfest gemacht werden.

Ausdrückli­ch gelobt wird von den Erkrather Jugendexpe­rten auch die Idee, einen so genannten Opferfonds einzuricht­en. Der gewährt unter dem Dach von „Neue Wege“jugendlich­en Delinquent­en zinslose Kredite, damit diese den von ihnen angerichte­ten Schaden materiell ausgleiche­n können. Den Betrag können die Verursache­r dann entweder in Raten zurückzahl­en oder abarbeiten. So spüren die 14bis 21-Jährigen unmittelba­r, welche Folgen ihre Taten haben und dass sie nicht einfach mit einem Schulterzu­cken zur Tagesordnu­ng übergehen können.

„Im Verhältnis zu einem sehr geringen Jahresbeit­rag bekommen wir eine Menge aus der Mitgliedsc­haft bei Neue Wege“, beurteilt die Fachbereic­hsleiterin Uhlig diese neue Kooperatio­n. Und Birgit Richardt hat offenbar noch eine Menge Ideen für die neue Partnersch­aft in der Hinterhand: „Über die möchte ich aber erst einmal intern sprechen“, sagt sie.

Das klingt nach dem Beginn einer fruchtvoll­en Partnersch­aft zum Wohle der Jugendlich­en.

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