Rheinische Post Mettmann

Anne Frank – Ein Mädchen, das sein Leben genießen wollte

- VON STEPHAN EPPINGER FONDS, BASEL

Das NS-Dok in Köln verbindet die persönlich­e Geschichte der Anne Frank mit aktuellen Fragen zu Identität.

KÖLN Es ist ein fröhliches Mädchen, das aus dem Fenster dem Besuch ihres Elternhaus­es hinterher winkt. Das Mädchen ist Anne Frank, das in einer zufällig aufgenomme­nen Filmsequen­z zu sehen ist. Es sind die einzigen bewegten Bilder, die es von ihr gibt. Das unbeschwer­te Leben der Tochter einer jüdischen Familie in Frankfurt findet ein jähes Ende, als die Nationalso­zialisten die Macht ergreifen. Schon bald müssen die Franks aus Deutschlan­d fliehen und finden Zuflucht in Amsterdam.

Bis zum 1. Juli zeigt das NS-Dokumentat­ionszentru­m in Köln die Ausstellun­g des Berliner AnneFrank-Zentrums „Deine Anne. Ein Mädchen schreibt Geschichte“. Dort wird das Leben der Anne Frank mit aktuellen Fragen zur Identität verbunden. Es geht darum, junge Menschen von heute anzusprech­en, um sie zu ermutigen sich für Demokratie und die Achtung der Menschenre­chte zu engagieren. Deshalb wurden Jugendlich­e zwischen 14 und 17 Jahren als Guides durch die Schau ausgebilde­t.

Für Anne Frank war es schwer, von den Nazis nur als Jüdin gesehen zu werden. „Kann mich wohl jemand verstehen, über die Undankbark­eit hinwegsehe­n, hinwegsehe­n über Jude oder nicht Jude, und nur den Backfisch in mir sehen, der so ein großes Bedürfnis nach ausgelasse­nem Vergnügen hat“, schreibt die 14-Jährige im Dezember 1943 in ihr Tagebuch. Wie junge Menschen heute hat sie nach ihrer Identität gesucht und wollte wissen, wo sie hingehört und wer zu ihr steht.

Die Ausstellun­g gliedert sich in zwei Teile: Im historisch­en Teil wird das Leben der Anne Frank mit dem historisch­en Geschehen der Weimarer Republik und der NS-Dikta- tur in Bezug gesetzt. Ihr Leben im Versteck können Besucher der Ausstellun­g im Gedankenra­um auf eine besondere Art und Weise erfahren. Im abgedunkel­ten Bereich sind Ausschnitt­e aus Anne Franks Tagebuch zu hören. Es ist ein Raum des Rückzugs und der Reflexion. Im zweiten Teil der Ausstellun­g geht es um die Jetztzeit – um Fragen der Identität und der Selbstwahr­nehmung. Es geht darum, wie es ist, in eine Schublade gesteckt und so diskrimini­ert zu werden. Und es geht um die Fragen, was kann ich bewirken und wie kann ich Verantwort­ung übernehmen.

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FOTO:ANNE FRANK Das sehr beengte Zimmer Anne Franks in dem Hinterhaus am Zufluchtso­rt in Amsterdam.

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