Anne Frank – Ein Mädchen, das sein Leben genießen wollte
Das NS-Dok in Köln verbindet die persönliche Geschichte der Anne Frank mit aktuellen Fragen zu Identität.
KÖLN Es ist ein fröhliches Mädchen, das aus dem Fenster dem Besuch ihres Elternhauses hinterher winkt. Das Mädchen ist Anne Frank, das in einer zufällig aufgenommenen Filmsequenz zu sehen ist. Es sind die einzigen bewegten Bilder, die es von ihr gibt. Das unbeschwerte Leben der Tochter einer jüdischen Familie in Frankfurt findet ein jähes Ende, als die Nationalsozialisten die Macht ergreifen. Schon bald müssen die Franks aus Deutschland fliehen und finden Zuflucht in Amsterdam.
Bis zum 1. Juli zeigt das NS-Dokumentationszentrum in Köln die Ausstellung des Berliner AnneFrank-Zentrums „Deine Anne. Ein Mädchen schreibt Geschichte“. Dort wird das Leben der Anne Frank mit aktuellen Fragen zur Identität verbunden. Es geht darum, junge Menschen von heute anzusprechen, um sie zu ermutigen sich für Demokratie und die Achtung der Menschenrechte zu engagieren. Deshalb wurden Jugendliche zwischen 14 und 17 Jahren als Guides durch die Schau ausgebildet.
Für Anne Frank war es schwer, von den Nazis nur als Jüdin gesehen zu werden. „Kann mich wohl jemand verstehen, über die Undankbarkeit hinwegsehen, hinwegsehen über Jude oder nicht Jude, und nur den Backfisch in mir sehen, der so ein großes Bedürfnis nach ausgelassenem Vergnügen hat“, schreibt die 14-Jährige im Dezember 1943 in ihr Tagebuch. Wie junge Menschen heute hat sie nach ihrer Identität gesucht und wollte wissen, wo sie hingehört und wer zu ihr steht.
Die Ausstellung gliedert sich in zwei Teile: Im historischen Teil wird das Leben der Anne Frank mit dem historischen Geschehen der Weimarer Republik und der NS-Dikta- tur in Bezug gesetzt. Ihr Leben im Versteck können Besucher der Ausstellung im Gedankenraum auf eine besondere Art und Weise erfahren. Im abgedunkelten Bereich sind Ausschnitte aus Anne Franks Tagebuch zu hören. Es ist ein Raum des Rückzugs und der Reflexion. Im zweiten Teil der Ausstellung geht es um die Jetztzeit – um Fragen der Identität und der Selbstwahrnehmung. Es geht darum, wie es ist, in eine Schublade gesteckt und so diskriminiert zu werden. Und es geht um die Fragen, was kann ich bewirken und wie kann ich Verantwortung übernehmen.