Bonner Aloisiuskolleg schließt Internat
BONN (kna/epd) Das Internat am Bonner Aloisiuskolleg wird im Sommer seine Pforten schließen. Der Schritt spiegle einen deutschlandweiten Trend wider, teilte die Jesuitenschule mit. In den vergangenen zehn Jahren habe ein Drittel aller Internate in Deutschland den Betrieb einstellen müssen. Zugleich betonte der Rektor, Pater Martin Löwenstein, im Gespräch mit der Katholischen Nachrichten-Agentur, eine Schließung der Schule stehe „nicht zur Debatte“. Das unterstrich auch der Vorgänger Löwensteins und jetzige Leiter der deutschen Jesuitenprovinz, Pater Johannes Siebner. Die ursprünglich für 150 Schüler ausgelegte Einrichtung bewohnten zuletzt noch 68 Kinder und Jugendliche. „Nach dem Abitur und unter Berücksichtigung von weiteren Abgängen hätten wir nur noch 38 Schüler gehabt“, so Löwenstein.
Von den bundesweit drei Jesuitenschulen wird künftig nur noch das Kolleg Sankt Blasien im Schwarzwald ein Internat haben; dort seien die Schülerzahlen stabil, hieß es. Ohne eine solche Einrichtung war schon immer das Canisiuskolleg in Berlin, von wo aus im Jahr 2010 der Missbrauchsskandal in der Kirche bekannt wurde. Auch das Aloisiuskolleg war betroffen. In den Jahrzehnten ab 1950 bis 2005 sollen laut Aufklärungsberichten unabhängiger Kommissionen Dutzende Betroffene in Internatsräumlichkeiten Macht- und sexualisierten Missbrauch durch Patres und andere Mitarbeiter erlebt haben.
Zu den prominenten Schülern des Aloisiuskollegs gehören etwa Jazzmusiker Till Brönner, Entertainer Stefan Raab und der ehemalige Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU).