Schüler ergründen Handicaps
Ein Projekttag an der Lindenschule sensibilisierte für die Themen Ausgrenzung und Behinderung.
WÜLFRATH Auf dem Pausenhof der Lindenschule in Wülfrath ist einiges los. Die Grundschüler erlebten am Vormittag des gestrigen Dienstags einen „Ganz normalen Tag“, der doch nicht ganz so normal für die Mädchen und Jungen war. Mit Augenbinden ausgestattete Schüler laufen einen Parcours mit Blindenstock, andere „blinde“Kinder fahren auf Tandems mit einem ADFCTandempiloten über den Pausenhof. Mit Rollstühlen und Krücken versetzen sie sich in Menschen mit
Ulrike Wagner Handicap, um zu erfahren, wie diese ihren Alltag meistern, und sie lernen das Gehörlosenalphabet kennen.
Ein Mädchen aus der zweiten Klasse zeigt den Mitschülern, wie man eine Treppe mit Krücken überwindet. Miguel (8) und Tyler (9) aus der 3c haben gerade den Blindenstock-Hindernislauf geschafft. „Das ist wirklich schwierig“, sagt Miguel. „Ich glaube, wenn man das den ganzen Tag macht, ist es wirklich anstrengend“, fügt Tyler hinzu. Besonders Spaß gemacht habe das Rollstuhlfahren, erzählen die Drittklässler. Eine vierte Klasse bewältigt den Weg über das Klettergerüst, ausge- stattet mit Gewichtwesten und - manschetten. „Jetzt könnt ihr gar nicht mehr tanzen Mädels“, ruft ein Junge. „Doch klar, das geht immer noch“, erwidern diese.
„Wir haben den ,Ganz normalen Tag’ vor vier Jahren schon an der Schule angeboten“, sagt Lehrerin Ulrike Wagner, „das war ein voller Erfolg.“Die Kinder hätten in den Nachbesprechungen beeindruckt ihre Erlebnisse geschildert, wie Blinde anderen vertrauen müssen und Menschen mit einem Bein zurechtkommen. „Durch das praktische Erleben können sich die Kin- der in diese Situationen hineinversetzen“, so die Lehrerin. Die Schule sei der Ansicht, dass vor allem in Hinblick auf Inklusion und der Absicht, die Grundschüler zu Toleranz und Akzeptanz zu erziehen, ein solcher Projekttag bedeutsam sei.
„Ein ganz normaler Tag“wird von Grundschulen in der Region in Kooperation mit der 1996 gegründeten Elisabeth & Bernhard Weik-Stiftung durchgeführt. „Alle Helfer sind Ehrenamtliche“, sagt Peter Mecklenbeck, verantwortlicher Koordinator für die Durchführung. Einige Helfer haben eine Behinderung und erzählen den Schülern von ihren Erfahrungen. In der Lindenschule werden die Helfer tatkräftig von Schülerinnen und Schülern aus dem Städtischen Gymnasium unterstütz. Sie setzen Helme auf und führen durch Parcours.
Günther Kraus ist seit 16 Jahren ehrenamtlicher Helfer: „Es macht einen riesen Spaß mit den Kids zu fahren“, sagt er. Bei den Kindern bleibe einiges hängen, meint er. „Wir bekommen von Schulen Feedback, die erzählen, was die Schüler beeindruckt hat.“Das seien in den meisten Fällen die Stationen, in denen die Mädchen und Jungen sich in Blinde hineinversetzen.
Die Weik-Stiftung organisiert neben dem „Ganz normalen Tag“, durch den nach Angaben der Stiftung bereits rund 10.000 Kinder erreicht worden seien, auch Sponsorenläufe an Schulen. Außerdem wurde 2015 ein großes Sportfest „gemeinsam rollt’s“veranstaltet, bei dem Menschen mit und ohne Behinderung auf verschiedenen Rädern und Rollern aktiv waren.
„Wir haben den ,Ganz normalen Tag’ vor vier Jahren schon angeboten – das war ein voller
Erfolg“
Lehrerin