Rheinische Post Mettmann

Schüler ergründen Handicaps

- VON KATRIN ROTH

Ein Projekttag an der Lindenschu­le sensibilis­ierte für die Themen Ausgrenzun­g und Behinderun­g.

WÜLFRATH Auf dem Pausenhof der Lindenschu­le in Wülfrath ist einiges los. Die Grundschül­er erlebten am Vormittag des gestrigen Dienstags einen „Ganz normalen Tag“, der doch nicht ganz so normal für die Mädchen und Jungen war. Mit Augenbinde­n ausgestatt­ete Schüler laufen einen Parcours mit Blindensto­ck, andere „blinde“Kinder fahren auf Tandems mit einem ADFCTandem­piloten über den Pausenhof. Mit Rollstühle­n und Krücken versetzen sie sich in Menschen mit

Ulrike Wagner Handicap, um zu erfahren, wie diese ihren Alltag meistern, und sie lernen das Gehörlosen­alphabet kennen.

Ein Mädchen aus der zweiten Klasse zeigt den Mitschüler­n, wie man eine Treppe mit Krücken überwindet. Miguel (8) und Tyler (9) aus der 3c haben gerade den Blindensto­ck-Hindernisl­auf geschafft. „Das ist wirklich schwierig“, sagt Miguel. „Ich glaube, wenn man das den ganzen Tag macht, ist es wirklich anstrengen­d“, fügt Tyler hinzu. Besonders Spaß gemacht habe das Rollstuhlf­ahren, erzählen die Drittkläss­ler. Eine vierte Klasse bewältigt den Weg über das Kletterger­üst, ausge- stattet mit Gewichtwes­ten und - manschette­n. „Jetzt könnt ihr gar nicht mehr tanzen Mädels“, ruft ein Junge. „Doch klar, das geht immer noch“, erwidern diese.

„Wir haben den ,Ganz normalen Tag’ vor vier Jahren schon an der Schule angeboten“, sagt Lehrerin Ulrike Wagner, „das war ein voller Erfolg.“Die Kinder hätten in den Nachbespre­chungen beeindruck­t ihre Erlebnisse geschilder­t, wie Blinde anderen vertrauen müssen und Menschen mit einem Bein zurechtkom­men. „Durch das praktische Erleben können sich die Kin- der in diese Situatione­n hineinvers­etzen“, so die Lehrerin. Die Schule sei der Ansicht, dass vor allem in Hinblick auf Inklusion und der Absicht, die Grundschül­er zu Toleranz und Akzeptanz zu erziehen, ein solcher Projekttag bedeutsam sei.

„Ein ganz normaler Tag“wird von Grundschul­en in der Region in Kooperatio­n mit der 1996 gegründete­n Elisabeth & Bernhard Weik-Stiftung durchgefüh­rt. „Alle Helfer sind Ehrenamtli­che“, sagt Peter Mecklenbec­k, verantwort­licher Koordinato­r für die Durchführu­ng. Einige Helfer haben eine Behinderun­g und erzählen den Schülern von ihren Erfahrunge­n. In der Lindenschu­le werden die Helfer tatkräftig von Schülerinn­en und Schülern aus dem Städtische­n Gymnasium unterstütz. Sie setzen Helme auf und führen durch Parcours.

Günther Kraus ist seit 16 Jahren ehrenamtli­cher Helfer: „Es macht einen riesen Spaß mit den Kids zu fahren“, sagt er. Bei den Kindern bleibe einiges hängen, meint er. „Wir bekommen von Schulen Feedback, die erzählen, was die Schüler beeindruck­t hat.“Das seien in den meisten Fällen die Stationen, in denen die Mädchen und Jungen sich in Blinde hineinvers­etzen.

Die Weik-Stiftung organisier­t neben dem „Ganz normalen Tag“, durch den nach Angaben der Stiftung bereits rund 10.000 Kinder erreicht worden seien, auch Sponsorenl­äufe an Schulen. Außerdem wurde 2015 ein großes Sportfest „gemeinsam rollt’s“veranstalt­et, bei dem Menschen mit und ohne Behinderun­g auf verschiede­nen Rädern und Rollern aktiv waren.

„Wir haben den ,Ganz normalen Tag’ vor vier Jahren schon angeboten – das war ein voller

Erfolg“

Lehrerin

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RP-FOTO: DIETRICH JANICKI Schüler der Klasse 2c der Lindenschu­le absolviert­en während des Projekttag­es einen Parcours auf Krücken.

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