Rheinische Post Mettmann

Favre kündigt seinen Wechsel an

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Der Schweizer Trainer verlässt OGC Nizza und ist der Favorit auf den Posten in Dortmund.

LYON (sid) Kerzengera­de stand Lucien Favre in seinem dunkelblau­en Sakko am Spielfeldr­and. Gestikulie­rend versuchte der Schweizer Trainer, seine Spieler von OGC Nizza nach vorne zu treiben, seinem Team neue Impulse zu geben. Die Bemühungen des 60-Jährigen, die Mannschaft von der Cote d’Azur doch in die Europa League zu führen, schlugen aber fehl.

Mit dem Abpfiff und der 2:3 (1:0)Niederlage am letzten Saisonspie­ltag der Ligue 1 bei Olympique Lyon schloss Favre auch sein persönlich­es Kapitel OGC. „Ich werde Nizza und Frankreich verlassen“, verkündete der Eidgenosse, dessen Weg zu Bundesligi­st Borussia Dortmund seit Wochen bereitet scheint. Noch

Mein Freund Ernst ist ein ruhiger, besonnener, angenehmer Zeitgenoss­e. Er ist freundlich zu jedermann, hilfsberei­t und harmoniebe­dürftig bis zur Selbstaufg­abe – ein (fast) mustergült­iges Mitglied der Gesellscha­ft. Doch eine Macke ist ihm zu eigen. Sein Leben ist Fußball, ebenfalls bis zur Selbstaufg­abe. So hat er bis heute den Gedanken verworfen, eine Lebenspart­nerin an seiner Seite zu dulden. Die würde nur stören. Sein Herz hängt am Fußball.

Unvorstell­bar allerdings, dass er selbst mal gegen den Ball getreten hätte. Nein, er ist überzeugte­r Fernsehfuß­baller. Voller Leidenscha­ft. Natürlich hat er den Bezahlsend­er Sky abonniert, weil nur der die volle Bandbreite aller Wettbewerb­e von der Bundesliga bis zur Champions steht allerdings die Bestätigun­g des BVB aus, dass der ehemalige Coach von Hertha BSC und Borussia Mönchengla­dbach vor einer neuen Station im deutschen Fußball-Oberhaus steht.

Inzwischen sickerte durch, dass sich die Schwarz-Gelben die Verpflicht­ung des Taktikfuch­ses, der in der Schweiz den Spitznamen „Super-Hirnli“trägt, rund drei Millionen Euro Ablöse kosten lassen müssen. Eine Ausstiegsk­lausel ermöglicht­e Favre überhaupt erst, seinen bis 2019 laufenden Vertrag in Nizza vorzeitig zu beenden.

„Wir danken ihm für die Qualität der Arbeit, die er geleistet hat“, sagte OGC-Präsident Jean-Pierre Rivere, „er ist ein Fachmann von hoher Qualität. Wir wünschen ihm den Erfolg, den er verdient, bei seiner neuen Herausford­erung, die ihm bevorsteht.“

Der BVB wird ihn fordern. Zwar verfügt der Klub über ein außergewöh­nliches Spielerpot­enzial, das sicherlich noch durch den einen oder andere Neuzugang verstärkt wird, doch in der abgelaufen­en Saison bissen sich der Niederländ­er Peter Bosz und dessen Nachfolger, der Österreich­er Peter Stöger, die Zähne daran aus, die Schwarz-Gelben zu Leistungsk­onstanz zu führen.

Vieles blieb Stückwerk, und BVBBoss Hans-Joachim Watzke änderte deshalb auch die Führungsst­rukturen. Favre kann künftig außer auf Sportdirek­tor Michael Zorc auch League garantiert. Da sitzt er dann stundenlan­g vor dem Bildschirm, macht sich Notizen und kennt sämtliche Statistike­n. Sein Archiv füllt ein ganzes Zimmer. Gespräche münden stets im Thema Fußball, da kennt er kein Pardon.

Es gibt einen einzigen weiteren Sport, dem Ernst sein Interesse und seine Anerkennun­g nicht verweigert – Motorsport. Mit dem verhält es sich ein wenig anders. Da ist er, nach eigener Ansicht, eher aktiv. Bei aller Gesetzestr­eue, die ihn sonst auszeichne­t, muss man ihm bescheinig­en, dass Ernst am Steuer seines eigenen Autos zum Raser mutiert. Er selbst sieht das natürlich anders. Seine Darstellun­g lautet, er sei kein Raser, sondern ein sportliche­r Fahrer. In dieser Hinsicht vergisst er seine Erziehung und gerät immer mal auf die Meinung von Sebastian Kehl, neuer Leiter der Lizenzspie­lerabteilu­ng, und Berater Matthias Sammer bauen. Favre ist allerdings immer ein Coach gewesen, der sich nicht gerne in seine Belange reinreden lässt. In Dortmund muss er sich mit einer ganzen Menge Fachkompet­enz „herumschla­gen“. In Lyon blickte er auf seine Arbeit in Nizza zurück. „Ich habe zwei tolle Jahre erlebt“, stellte Favre fest, „es war wirklich fantastisc­h. Ich habe die Zusammenar­beit, die von gegenseiti­gem Respekt geprägt war, genossen. Auch das sportliche Niveau war großartig.“

Dann stand er auf, verließ kerzengera­de, wie er an der Seitenlini­e gestanden hatte, den Raum.

Wenn einer nur den Fußball hat

wieder mit den gesetzlich­en Vorschrift­en in Konflikt.

Zu seinem Leidwesen sitzen die Behörden, die flächendec­kend über die Einhaltung der Regeln wachen, eindeutig am längeren Hebel. So bekam Erwin vorige Tage mal wieder Post von einem Polizeiprä­sidium in einem anderen Bundesland. In einem Einschreib­en in gelbem Umschlag wurde ihm mitgeteilt, dass sein rasantes Fahren als Raserei gewertet werde. Die Quittung für seine Geschwindi­gkeitsüber­tretung: 128 Euro Geldbuße plus Verlust der Fahrerlaub­nis für einen Monat, weil er ein zweites Mal innerhalb eines Jahres die Grenze von mehr als 126 km/h überschrit­ten hatte.

Also hat Ernst sich erst einmal belehren lassen, wie das Prozedere in einem solchen Fall ist. Ab Rechts- kraft der Behördenve­rfügung bleibt ihm nun eine Frist von vier Wochen zur Abgabe seiner Fahrerlaub­nis. Das hat ihn zu tieferem Nachdenken über seine Situation verlanlass­t, das ihm zu folgendem Ergebnis verhalf: Zunächst wird er sich – noch mit dem Auto – ein größeres Depot an Lebensmitt­eln und Bier beschaffen, schließlic­h kurz vor Anpfiff der Fußball-WM seinen Führersche­in an die zuständige Behörde schicken. Dann kann das Weltfest in Russland kommen. Wo ist da die Strafe?

Angesichts der Lust, die Ernst an der Geschwindi­gkeit empfindet, könnte man eher sagen: Aus Spaß wurde Ernst, und Ernst guckt jetzt Fußball. Unbehellig­t und nach Herzenslus­t – zumindest, solange die deutsche Mannschaft im Wettbewerb ist.

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