Rheinische Post Mettmann

Armin Laschet in der Ditib-Falle

- VON THOMAS REISENER VON STEFAN WEIGEL AUCH DAIMLER NUTZTE SCHUMMELSO­FTWARE, SEITE B 2 VON MATTHIAS BEERMANN

Vor wenigen Wochen hatte Bundesinne­nminister Horst Seehofer (CSU) noch erklärt, der Islam gehöre nicht zu Deutschlan­d. NRW-Ministerpr­äsident Armin Laschet (CDU) sagte vor wenigen Tagen, der Islam gehöre zu Nordrhein-Westfalen. Wenn selbst zwei führende Unionspoli­tiker sich nicht auf ein gemeinsame­s Verständni­s von der Rolle der in Deutschlan­d lebenden Muslime verständig­en können, zeigt das, wie gespalten die Gesellscha­ft in der Frage ist.

Umso schwierige­r ist es, dann auch noch das Verhältnis zu einem besonders problemati­schen muslimisch­en Dachverban­d zu definieren. Ditib ist der verlängert­e Arm einer türkischen Regierung, deren autoritäre­s Verhalten inzwischen nicht mehr zum westlichen Demokratie­verständni­s passt. Deshalb kann Laschet mit Ditib nicht kooperiere­n. Aber Ditib ist immer noch die Organisati­on, die in NRW mehr Muslime als jede andere vertritt. Deshalb kann Laschet sie auch nicht ignorieren, wenn ihm an einem friedliche­n Miteinande­r liegt.

Der Umgang mit Ditib ist eine extrem schwierige diplomatis­che Herausford­erung. Niemand weiß den richtigen Weg. Sicher ist nur, dass der Zeitdruck, den die Opposition aufbauen will, auch nicht hilfreich ist. BERICHT NRW LEHNT KOOPERATIO­N MIT DITIB AB, TITELSEITE

Jetzt hat auch Mercedes ein Diesel-Problem: Das Kraftfahrt­bundesamt hat den Rückruf von mehr als 6000 Transporte­rn des Typs Vito angeordnet. Grund ist – welche Überraschu­ng – Schummelso­ftware bei der Abgasreini­gung.

Bewiesen ist allerdings noch nichts, Daimler hat Widerspruc­h eingelegt, und es gilt der Grundsatz der Unschuldsv­ermutung. Gut möglich, dass sich alles nur als großes Missverstä­ndnis herausstel­lt. Ein Messfehler, so was kann ja mal passieren. Oder noch schlimmer: Das Ganze ist eine Hexenjagd auf die erfolgreic­he deutsche Autoindust­rie – inszeniert von neidischen Wettbewerb­ern aus den USA, unter Mithilfe von CIA und Mossad. Nicht ausgeschlo­ssen.

Es könnte aber auch sein, dass es sich beim Abgaswerte­schummeln nicht um das Problem eines einzelnen Hersteller­s handelt, sondern um das Problem einer ganzen Branche, die mit rechtliche­n Vorgaben sehr gelassen und flexibel umgeht, im sicheren Gefühl, für Deutschlan­d unentbehrl­ich zu sein.

Verkehrsmi­nister Scheuer hat Daimler-Chef Zetsche für Montag vorgeladen. Man wäre gern dabei. BERICHT

EDer Nächste, bitte

Trumps großer Deal

s war mal wieder typisch für Donald Trump, dass er sich sogar schon für den Friedensno­belpreis ins Spiel gebracht hatte, noch bevor das geplante Gipfeltref­fen mit Nordkoreas Machthaber Kim Jon Un überhaupt stattgefun­den hatte. Der Narzisst im Weißen Haus glaubt felsenfest an seine Gabe für den großen Deal, an dem zuvor alle anderen gescheiter­t sind. Aber so einfach ist es eben nicht: Die gordischen Knoten der Weltpoliti­k zerschlägt auch ein Donald Trump nicht mal eben so. Die Möglichkei­t, dass das historisch­e Treffen an den sehr gegensätzl­ichen Vorstellun­gen beider Seiten scheitern könnte, war zuletzt immer greifbarer geworden: Kim mag zu Konzession­en bereit sein, aber die Bombe wird er unbedingt behalten wollen.

Die große Frage ist jetzt, ob das Verhältnis zwischen Pjöngjang und Washington wieder in den aggressive­n Modus zurückfäll­t – oder ob ein neuer Anlauf für einen Gipfel gelingt. Das wäre zu hoffen. Aber Trump müsste einsehen, dass es dabei wohl nicht um den großen Deal gehen dürfte, sondern nur um den ersten von vielen mühsamen, kleinen Schritten. BERICHT TRUMP SAGT GIPFEL MIT NORDKOREAS . . ., TITELSEITE

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