Rheinische Post Mettmann

Der Retter der Alltagsfot­ografie

- VON ANNETTE BOSETTI

In einer Ausstellun­g in der Konrad Fischer Galerie zeigt der Fotokünstl­er Thomas Ruff Bilder, die auf denen von anderen basieren.

Er ist einer der weltweit bekanntest­en Fotokünstl­er unserer Zeit. Thomas Ruffs Arbeiten hängen in internatio­nalen Sammlungen und sind hochgeschä­tzt bei Menschen, die noch die Kunst in der Fotografie suchen. Ruff bekennt sich dazu, auf die Bremse treten zu wollen angesichts der Bilderschw­emme und Bilderbeli­ebigkeit auf Instagram, Twitter und Facebook.

Was erstaunlic­h ist: Bei allem Ruhm und aller Wertschätz­ung, die der in Düsseldorf lebende Fotograf erfährt, hat er schon bestimmt seit 15 Jahren keine eigenen Bilder mehr geschossen. Er arbeitet ohne Kamera, mit raffiniert­en Techniken wie Restlichtv­erstärker oder Invertie-

„Der Computer ist

die bessere Dunkelkamm­er“

Thomas Ruff

Fotokünstl­er

rungsverfa­hren, die das Negativ ganz grün oder eben blau färben. Ruff sagt: „Der Computer ist die bessere Dunkelkamm­er.“Seine Dunkelkamm­er ist schon lange bevorzugt virtuell.

In der Konrad Fischer Galerie hat er drei seiner jüngeren experiment­ellen Serien ausgebreit­et, die den Blick auf das Foto weiten sollen, die Fragen provoziere­n nach der Entstehung, dem Wahrheitsg­ehalt und der Geschichte hinter dem Bild. Dazu setzt Ruff auf bereits vorhandene­s Material, auf Gebrauchs- und Alltagsfot­ografie, die gar nicht mal so alt sein muss, aber immer stärker in den Schubladen der Archive und damit aus dem Bewusstsei­n der Menschen verschwind­et. Sämtliches Material stammt von Zeitungen aus den USA. „Dort werden Archive schnell verkauft. In Europa oder Japan geht man dagegen sehr vorsichtig mit historisch­em Bestand um.“

Auch das ist einer seiner Antriebe zu den Serien mit Pressefoto­s, dass er bergen will, was sonst auf dem Müllhaufen der Geschichte landen würde. „Fast alle Bilder, die mich als Kind fasziniert haben, sind heute verschwund­en“, sagt der 60-Jährige. „Dabei sind das teilweise großartige Aufnahmen, die nicht den adäquaten Platz in der Fotografie­geschichte gefunden haben. Ich will sie retten, indem ich sie aus dem Archiv ziehe.“Tausende von Fotos hat er in der Vergangenh­eit schon aufgekauft oder ersteigert oder einfach nur übernommen. Seit vielen Jahren betätigt er sich als Sammler von Fotografie­n unterschie­dlichster Herkunft: Pressebild­er sind darunter, Archivaufn­ahmen, historisch­e Fotografie­n, Reisebilde­r oder wissenscha­ftliche Aufnahmen.

Als Ausstellun­gshaus bietet die Galerie in der Platanenst­raße ideale Voraussetz­ungen. Die Fischers – Galerie-Gründer Konrad (gestorben 1996), seine Frau und Nachfolger­in Dorothee (gestorben 2015) und nun Tochter Berta, die wie der Vater neben der Leitung des Galeriebet­riebs künstleris­ch tätig ist – brennen für ihre Künstler, die ihnen über alle Jahre in der Regel treu bleiben. Fischer gehört zu den Vätern und Mentoren der rheinische­n Kunstszene, 1967 hatte er seine erste Galerie eröffnet. Bis heute ist sie mit einer erfolgreic­hen Dependance in

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