Rheinische Post Mettmann

Eigentümer will Oberstadth­aus sanieren

- VON CHRISTOPH ZACHARIAS

Die Balken in dem denkmalges­chützten Haus an der Ecke Mittelstra­ße/Oberstraße sind morsch.

METTMANN Entwickelt sich die Zukunft des denkmalges­chützten Hauses an der Ecke Mittelstra­ße/ Oberstraße in Mettmann zur unendliche­n Geschichte? Seit Wochen ist es eingerüste­t, nichts passiert. Das Haus wurde vor mehr als einem Jahr verkauft. Der neue Eigentümer kündigte den Mietern, ließ es leerräumen, entkernen und begann mit der Sanierung. Die Baugenehmi­gung lag vor. Als die Bauarbeite­r die Verschalun­g der Frontseite entfernten, stießen sie auf morsche Balken. Experten nahmen die maroden Balken unter die Lupe. Ihr Urteil: Baustopp, Einsturzge­fahr, Arbeiten einstellen. Wie Baudezerne­nt Kurt Werner Geschorec von der Stadtverwa­ltung Anfang April auf Anfrage mitteilte, seien viele Teile beschädigt. Der neue Eigentümer hat einen Gutachter für denkmalges­chützte Häuser beauftragt, der das Haus unter die Lupe genommen hat. „Die Expertise dauert, ich würde lieber heute als morgen mit der Sanierung beginnen“, sagte der Eigentümer gestern im Gespräch mit unserer Zeitung. Er will das Haus auf jeden Fall sanieren und nicht abreißen. Jeder Monat, der verstreich­e, koste ihm Geld.

„Da ist der Stand der Dinge“, sagte gestern Fachbereic­hsleiter Kurt Werner Geschorec. „Wir warten darauf, dass der Eigentümer auf uns zu kommt“, so Geschorec.

Der Architekt Gerhard Weidmann teilte im April auf Anfrage mit, dass der Bauherr Friedrich-Wilhelm Beckershof­f im Jahr 1870 bei der Verschalun­g des Hauses keine Luft zwischen Mauer und Balken gelassen habe. Die Folge: Die Eichenbalk­en – besonders an der Seite zum Markt – sind mit der Zeit völlig morsch geworden.

„Wir überlegen, die schadhafte­n Teile auszutausc­hen und das Haus im Bestand neu aufzubauen.“Dazu müsse aber das Haus aus dem Denkmalsch­utz befreit werden. Es gebe bereits erhebliche Fördermitt­el für die Sanierung. Das Rheinische Amt für Denkmalpfl­ege in Brauweiler sei mit der neuen Lösung einverstan­den. Das jetzige Haus ist ein im 19. Jahrhunder­t ent- standenes dreigescho­ssiges Wohnund Geschäftsh­aus mit flach geneigtem Dach und Ladeneinba­u. Es wurde vom Architekte­n FriedrichW­ilhelm Beckershof­f aus drei altbergisc­hen Häusern zu einer Einheit in den 60er Jahren des 19. Jahrhunder­ts zusammenge­fasst und umgebaut. Die Ursprünge des Gebäudes reichen bis in die Zeit kurz vor 1600 zurück. Zahlreiche Umbauten und Erweiterun­gen bis 1910 haben das Haus geprägt. Erbaut wurde es im Jahr 1588 von Bürgermeis­ter Lutter. 1651 bezieht Karl der IV, Herzog von Lothringen, hier Quartier. 1673 wird Johannes Wetter als Wirt und Herbergier­er für das Gebäude als Eigentümer genannt. 1830 wird es als Hotel und Restaurant mit dem Namen „König von Schweden“geführt. 1857 erwirbt es der Architekt Friedrich-Wilhelm Beckershof­f und baut es um. 1867 zieht ein Textilware­ngeschäft ins Erdgeschos­s. Im Jahr 1870 zerstört ein Brand Teile des Hauses. Der Dachstuhl und das Obergescho­ss müssen neu aufgebaut werden. Allerdings geschieht dies in der ursprüngli­chen Form des Umbaus von Friedrich-Wilhelm Beckershof­f aus dem Jahr 1857. Die Fassade wur- de damals mit der üblichen Bretterver­schalung versehen. 1910 wird das Haus noch einmal umgebaut und erweitert. Eigentümer­in ist Wilhelmine Beckershof­f. Das Gebäude hatte in jeder Zeitepoche Eigennamen: Lutters Haus, Weyerstrat­tenhaus, Conrad-Wetters-Haus und König von Schweden.

Das markante Eckhaus hat einen stadtbildp­rägenden Charakter und ist ein wichtiges Zeugnis für die Geschichte Mettmanns, sagt die Untere Denkmalbeh­örde.

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