Rheinische Post Mettmann

Künstler will Konzerte in U-Bahnhof ausrichten

- VON ARNE LIEB

Ralf Brög hat die Klang-Installati­on am Bahnhof Heinrich-Heine-Allee entwickelt. Nun hat er Ideen, wie sich die Lautsprech­er im neuen Bahnsteig noch nutzen lassen – zum Beispiel für die Symphonike­r.

Wer die Rolltreppe vom Corneliusp­latz zum U-Bahnhof herunterfä­hrt, hört die Vögel zwitschern. Das Geräusch ist nicht aufdringli­ch laut, reißt einen aber doch aus dem Trott. Auch bei den beiden anderen Eingängen zu dem Bahnsteig, der für die Wehrhahn-Linie vor zwei Jahren eröffnet wurde, sind leise Klänge zu hören – mit jeweils dazu passender optischer Gestaltung. Auf der Rolltreppe aus der Heine-Passage erklingt unter anderem eine Frauenstim­me, eine Wand sieht aus wie ein Theatervor­hang. Und im Übergang zum älteren Bahnsteig hängen Objekte von der Decke und spielen Musik, die eine Weltraumfa­hrt in einem Science-Fiction-Film begleiten könnte.

Ralf Brög (50) ist der Mann, der den U-Bahnhof zum Klingen gebracht hat. Der Konzeptkün­stler hatte sich mit der Idee beim Wettbewerb um die Gestaltung durchgeset­zt. Alle Bahnhöfe der WehrhahnLi­nie sind künstleris­ch gestaltet. Während es fast überall um visuelle Gestaltung ging, steht an der HeineAllee aber der Klang im Mittelpunk­t. Und weil der zusätzlich­e Bahnsteig dort kein Entwurf aus einem Guss ist, hat Brög bewusst drei verschiede­ne Installati­onen geschaffen.

Diese Werke lassen den Künstler, der in Flingern lebt, nicht los. Nicht nur, weil gelegentli­ch die Technik gestreikt hat – was Brög nicht sofort bemerkt, weil er im Alltag meist mit dem Rad unterwegs ist. Der Künstler beschäftig­t sich derzeit mit der Frage, was man mit seinen Kunstwerke­n noch machen kann. Andere Künstler, die Brög sich als Kooperatio­nspartner gesucht hatte, haben die Kompositio­nen geschaffen, die seit der Eröffnung zu hören sind. Brög hat von Anfang an geplant, dass sich das Werk weiterentw­ickelt.

Dafür gibt es jetzt die ersten konkreten Pläne. Den Auftakt soll, wenn es klappt, ein Testlauf mit den Düsseldorf­er Symphonike­rn bilden: An einem Sonntagmor­gen im Juli soll das Gustav-Mahler-Konzert aus der Tonhalle in den Bahnhof übertragen werden, genau genommen ins „Auditorium“, also die lange Rolltreppe zum Corneliusp­latz, in der sonst die Vogelstimm­en zu hören sind. Unklar ist noch, ob sich das Experiment finanziere­n lässt, die technische Prüfung läuft. Die kürzlich gegründete Kunstkommi­ssion hat diesen Test mit initiiert; dieses Gremium soll Kunst im öffentlich­en Raum fördern.

Ab September soll ein von Brög kuratierte­s Konzertpro­gramm folgen – mit den Musikern, von denen die Sounds in den Installati­onen stammen. Die Lautsprech­er im Bahnhof sollen in die Konzerte einbezogen werden. Der Musiker Stefan Schneider hat die zufallsger­ichtete Kompositio­n aus Vibrafon- und Synthesize­r-Klängen geschaffen, die im Übergang zum alten Bahnsteig zu hören ist. Und Kurt Dahlke ist für die Vogelstimm­en verantwort­lich. Wenn die Termine fix sind, will Brög sie bekanntgeb­en. Zugleich arbeitet er an neuen Klängen für den Alltag.

Brög erhofft sich, dass seine Arbeit auf diese Weise künstleris­ch erweitert wird – auch auf die Gefahr hin, dass sich Fahrgäste wundern, schließlic­h ist das Werk auch immer noch eine Haltestell­e. „Ich finde, Kunst darf dazu führen, dass sich Leute ärgern oder freuen“, meint Brög. Was ihm aber wichtig ist: Er will keine Beliebigke­it. Es geht ihm um künstleris­che Events, der Bahnhof soll keine Tonanlage für jede Gelegenhei­t werden. Für Public Viewing oder Werbung soll sein Werk nicht zur Verfügung stehen.

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