Sie gibt in der Gemeinde den Ton an
Annette Heber (55) ist Musikerin der evangelischen Kirche in Düssel.
WÜLFRATH Wenn Annette Heber (55) alle Pfeifen der Orgel in der evangelischen Kirche in Düssel aufdreht, durchdringt der volle Klang jede Ritze des romanischen Gebäudes. Die sympathische Kirchenmusikerin ist seit November letzten Jahres Organistin und Chorleiterin der evangelischen Gemeinde. Beim Christi Himmelfahrt Gottesdienst am Donnerstag, 10. Mai, wurde sie offiziell in den Dienst der Gemeinde eingeführt.
Die gebürtige Leipzigerin saß mit 14 Jahren das erste Mal an einer Orgel. „Mit acht habe ich Klavier gespielt. Als ich in Rheinberg konfirmiert wurde, hat die Kantorin gefragt, ob ich nicht Orgel spielen wolle“, erzählt Heber. Nach der Schule begann sie zunächst ein Psychologiestudium in Bonn, das sie zwecks Familienplanung abbrach. Ihr Weg führte sie dann zum Studium der Kirchenmusik an der RobertSchuhmann-Hochschule in Düsseldorf. „Das war anstrengend, hat aber viel Spaß gemacht und sich gelohnt“, sagt die Mutter von drei Söhnen. 2015 entschied sie sich, ein zusätzliches Gaststudium an der Hochschule für Kirchenmusik im ostwestfälischen Herford abzulegen. Die Bereiche „Gesang“und „Pop-Piano“standen dabei im Mittelpunkt.
In der Gemeinde in Düssel hatte sie schon eindrucksvolle, musikalische Erlebnisse, berichtet Annette Heber. Beim Ostergottesdienst habe sie in der dunklen Kirche solo gesungen. „Mir wurde erzählt, dass viele Menschen berührt waren. Ich war sehr aufgeregt“, sagt Heber schmunzelnd. Die Musikerin, die mittlerweile in Wuppertal wohnt, fühlt sich in der evangelischen Gemeinde sehr willkommen: „Düssel ist ein hübsches Örtchen. Ich wurde freundlich aufgenommen, alles ist hier sehr familiär.“
Die Einführung am Himmelfahrts-Donnerstag sei sehr festlich gewesen. „Mir wurden Texte zugesprochen, ich wurde gesegnet“, erzählt Heber vom Gottesdienst, der auf Gut Melandersbruch im Grünen gefeiert worden war. „Da der Posaunenchor gespielt hat, konnte ich mich entspannen“, sagt sie lächelnd.
Im Rahmen des KirchenmusikStudiums hat Annette Heber neben Orgel auch Fächer wie Gesang, Klavier sowie Liturgie und Chorleitung belegt. Besonders am Herzen liegt ihr der Chor der Gemeinde. „Ich versuche, ein bisschen frischen Wind in das Repertoire und die Chorarbeit zu bringen“, erklärt Heber und führt aus: „Wir singen nicht nur Klassik, sondern auch moderne Kirchenmusik.“
Die Musikerin ist experimentierfreudig. Sie bildet sich in verschiedenen Workshops weiter. So nahm sie beispielsweise an einem Musical-Coaching in Köln teil und besuchte kürzlich ein Stimmtraining „a la Bobby McFerrin“und einen Pop-Workshop mit Dieter Falk. Diese Übungen bringt sie in die Chorarbeit ein. „Das größte Problem ist der mangelnde Nachwuchs“, so Heber. Sie wünscht sich mehr Zuwachs für den Chor, vor allem der Tenor sei unterbesetzt. Ihr nächstes Projekt findet in Zusammenarbeit mit der Velberter Gemeinde Dalbecksbaum statt. „Alle können mitmachen“, erklärt Heber, „wir werden einige Proben ansetzen, um ein Konzertprogramm zusammenzustellen, dass in Velbert und Düssel präsentiert wird.“Außerdem überlegt sie, ein offenes Singen für alle einzuführen, die gerne singen.
„Das schönste für mich ist, Menschen mit Musik zu erreichen“, schwärmt die Musikerin. „Es freut mich zu sehen, wie Menschen durch das Singen Entspannung und Lebensfreude finden.“Sie klappt ein Notenbuch von Johann Sebastian Bach auf und zarte Töne, die man einer Orgel nicht zutrauen würde, erfüllen das Gemäuer.