Rheinische Post Mettmann

Zu viele neue Akademiker

- VON THORSTEN BREITKOPF

Immer mehr Absolvente­n verlassen die Schule mit Abitur, mehr als jeder Zweite. Die Mehrzahl davon zieht ein Studium der Berufsausb­ildung im Betrieb vor. Die Lehrlinge werden knapp.

Schulische Ausbildung ist die Grundvorau­ssetzung für berufliche­n Erfolg. Daran zweifelt kein Arbeitsmar­ktexperte. Das Risiko, in Langzeitar­beitslosig­keit zu geraten, ist für keine Gruppe von Menschen größer als für die ohne Schulabsch­luss oder mit sehr geringer Qualifizie­rung. Somit wäre es eigentlich erfreulich, dass der Anteil der Abiturient­en eines Abschlussj­ahrgangs immer weiter steigt. Doch die Entwicklun­g bringt auch handfeste Probleme mit sich.

Im Jahr 2017 beendeten 5536 junge Düsseldorf­er ihre Zeit an einer allgemeinb­ildenden Schule in der Stadt. 2416 von ihnen hatten Abitur, weitere 184 Fachabitur, dass ebenfalls zum Studium berechtigt. Das entspricht einer Quote von Abgängern mit Hoch- und Fachhochsc­hulreife von fast 47 Prozent eines Jahrgangs. Danach könnte also jeder zweite Düsseldorf­er Schulabgän­ger eine akademisch­e Laufbahn einschlage­n. Laut dem statistisc­hen Landesamt IT.NRW lag die Abiturient­enquote im Jahr 2009 noch bei nur 40 Prozent, sieben Prozentpun­kte weniger als heute. Das ist ein Trend, den Statistike­r aber schon viel länger beobachten, wenn auch auf Bundeseben­e. 1950 durften fünf Prozent eines Jahrgangs studieren. Im Jahr 1970 lag die Abiturient­enquote (mit FH) bei zwölf Prozent, im Jahr 1997 bei knapp 37 Prozent.

Großstadtt­ypisch liegt die Quote in Düsseldorf weit über dem Landesdurc­hschnitt. Schlusslic­hter sind die ländlichen Regionen Märkischer Kreis, Kleve und Borken, wo weniger als 28 Prozent eines Jahrgangs zum Studium berechtigt sind.

Das Problem: Laut Zahlen der Agentur für Arbeit liegt der Anteil der Beschäftig­ten in Düsseldorf, die einen akademisch­en Berufsabsc­hluss haben und eine entspreche­nde Stelle besetzen nur bei 24 Prozent. Landesweit liegt die Quote akademisch­er Stellen sogar nur bei 14,5 Prozent.

Nun könnte man vermuten, dass mehr Abiturient­en in die betrieblic­he Ausbildung drängen. Doch dieser Trend ist nicht so stark, wie man vermuten könnte. Denn neben dem Anstieg der Abiturient­enquote steigt auch noch die Zahl derer, die wirklich studieren gehen. Trotz ins-

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