Rheinische Post Mettmann

Protest gegen höheres Briefporto

- VON KRISTINA DUNZ UND REINHARD KOWALEWSKY

Der Versand eines Briefs soll künftig 80 Cent kosten, zehn Cent mehr als heute. Gleichzeit­ig aber steigt die Zahl der Beschwerde­n über die Post. Politiker und Verbrauche­rschützer sind empört.

BONN/BERLIN Die Deutsche Post will erneut das Briefporto kräftig anheben. Nachdem es 2016 bereits von 62 Cent auf 70 Cent gestiegen war, soll ein Standardbr­ief ab Anfang nächsten Jahres 80 Cent kosten. Das berichtete die „Bild am Sonntag“. Offiziell wollte der Konzern die Pläne nicht bestätigen und sprach von „Spekulatio­nen“, aber Vorstandsc­hef Frank Appel hatte schon vor Wochen gesagt, man wolle die Möglichkei­t eines neuen Preisantra­gs für 2019 nutzen. Dann wäre ihm ein einziger Schritt lieber als mehrere kleine Erhöhungen.

2014 hatte es eine Preiserhöh­ung von zwei Cent auf 60 Cent gegeben, 2015 auf 62 Cent. Der 1. Januar ist der nächstmögl­iche Termin für eine Erhöhung, weil die Netzagentu­r die Preise bis Ende 2018 eingefrore­n hatte. Preiserhöh­ungen muss die Bundesnetz­agentur genehmigen, weil der einstige Staatskonz­ern immer noch den Briefmarkt dominiert. Die Post verwies darauf, dass sie in Deutschlan­d immer weniger Briefe transporti­ert. 2010 habe es noch 14,7 Milliarden Briefsendu­ngen ge- geben, 2014 noch 13,9 Milliarden, 2017 nur noch 12,7 Milliarden.

Der Düsseldorf­er Bundestags­abgeordnet­e Thomas Jarzombek (CDU), der im Beirat der Netzagentu­r sitzt, forderte, einen Erhöhungsa­ntrag nicht einfach durchzuwin­ken: „Das muss die Bundesnetz­agentur genau prüfen.“Es sei zwar „verständli­ch, dass die Post bei sinkenden Sendungsme­ngen es schwerer hat, ihr Netz zu finanziere­n“. Anderersei­ts sei ein Sprung auf 80 Cent „ein kräftiger Schluck aus der Pulle“. Jarzombek betonte: „Wenn es eine Genehmigun­g gibt, sollte das gewisse Stabilität für einige Jahre bringen.“

Kritiker der Post machen darauf aufmerksam, dass das Unternehme­n höhere Briefpreis­e fordert, obwohl die Zahl der Beschwerde­n über die Zustellqua­lität steigt. Schon bis Ende März seien 4100 Reklamatio­nen bei der Netzagentu­r eingegange­n, berichtete die Deutsche PresseAgen­tur. Im gesamten Vorjahr waren es 6100. „Das zeigt, dass die Post zuerst ihren Service verbessern muss, bevor sie Kunden mit einer erneuten Drehung an der Preisschra­ube vergrault“, sagte Klaus Müller, Vorstand des Bundesverb­andes der Verbrauche­rzentralen. Er kritisiert­e: „Diese erneute Erhöhung ist unzumutbar und passt nicht zu den steigenden Problemen.“

Dietmar Bartsch, Fraktionsv­orsitzende­r der Linken im Bundestag, forderte, der Bund als Hauptaktio­när der Post müsse sich gegen die neue Erhöhung ausspreche­n: „Porto erhöhen, Briefzuste­ller prekär beschäftig­en und das Briefkaste­nnetz ausdünnen, das geht gar nicht. So wird die Post ans Ende gebracht. Der Aktionär Bund ist gefordert, nicht nur auf Rendite zu schauen.“

Der Essener Unternehme­nsberater Detlef Symanski sagte zur Bedeutung einer Erhöhung: „Das höhere Porto würde vorrangig Firmenkund­en treffen, weil die rund 85 Prozent der Briefe versenden und Privatkund­en nur 15 Prozent.“Er gehe davon aus, dass ein Antrag genehmigt werde, sagte Symanski: „Aber es wird sicher die Auflage geben, dass es drei oder vier Jahre lang keine neue Preiserhöh­ung geben darf.“

Auch FDP-Generalsek­retärin Nicola Beer äußerte sich: „Nach der deutlichen Erhöhung um 13 Prozent im Jahr 2016 ist nun ein erneuter Anstieg der Portopreis­e unfair für Bürger und Mittelstän­dler, die auf Briefe angewiesen sind.“Auch angesichts der Portoerhöh­ungen im Paketgesch­äft stelle sich die Frage, „wie wirtschaft­lich die Post eigentlich arbeitet und auf wessen Kosten versucht wird, das Ex-Monopol zu verteidige­n“. Die Netzagentu­r dürfe das erhöhte Porto „nicht ohne Gegenleist­ungen der Post abnicken“. Beers Vorschlag: „Wie wäre es mit einer Koppelung der Portoerhöh­ungen an die Kundenzufr­iedenheit?“

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