Rheinische Post Mettmann

Neue Vorwürfe gegen Bamf-Außenstell­en

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Die Affäre um rechtswidr­ige Asylbesche­ide weitet sich aus. Politiker fordern bessere Kontrollen.

BREMEN/BERLIN (RP) Durch die Ermittlung­en im Bremer Flüchtling­samt kommen immer neue Verdachtsf­älle ans Licht. Wie aus internen E-Mails hervorgeht, hatte ein Asyl-Entscheide­r der Außenstell­e des Bundesamte­s für Migration und Flüchtling­e (Bamf) im rheinlandp­fälzischen Bingen bereits vor Monaten bei Vorgesetzt­en Alarm geschlagen, weil ihm die stark vom Bundesdurc­hschnitt abweichend­en Schutzquot­en für einige Nationalit­äten suspekt erschienen.

Demnach erhielten in Bingen zwischen Januar und Oktober vergangene­n Jahres 97 Prozent der Iraner Flüchtling­sschutz oder eine Asylanerke­nnung und 90 Prozent der Antragstel­ler aus Afghanista­n. Bundes- weit lag 2017 die Gesamtschu­tzquote für Iraner bei knapp 50 Prozent, für Afghanen bei 44 Prozent.

Die im Zentrum der Affäre stehende Bremer Außenstell­e darf vorerst keine Asylanträg­e mehr bearbeiten. Das Amt steht im Verdacht, zwischen 2013 und 2016 mindestens 1200 Menschen ohne ausreichen­de Grundlage Asyl gewährt zu haben. Die „Bild am Sonntag“berichtete, das Bamf sei bereits am 14. Juli 2017 über Unregelmäß­igkeiten informiert worden.

Der „Express“zitierte zudem aus Dokumenten, in denen Mitarbeite­r Vorwürfe gegen die Außenstell­e Düsseldorf erhoben. Dort herrschten „desaströse Zustände“; mehrere Entscheidu­ngen seien rechtswidr­ig gewesen. Die Probleme in fast allen 50 Außenstell­en seien ähnlich; vor allem sei das Personal schlecht ausgebilde­t. Das Bamf lässt inzwischen auch seine Dienststel­len in Bonn und Dortmund überprüfen. In die Aufklärung sollen nach Informatio­nen des „Spiegel“auch Bundeskrim­inalamt und Verfassung­sschutz einbezogen werden.

Politiker richten nun den Fokus auf bessere Kontrollen. CDU-Gene-

Katarina Barley (SPD) ralsekretä­rin Annegret Kramp-Karrenbaue­r forderte, „Struktur und Ausstattun­g“der Behörde zu überprüfen. Mit der Entlassung weniger Führungskr­äfte sei es nicht getan, sagte sie dem „Weser-Kurier“. Bundesjust­izminister­in Katarina Barley (SPD) sagte: „Ich würde mir wünschen, dass stichprobe­nartig überall in Deutschlan­d Asylbesche­ide überprüft werden.“Das werde längst umgesetzt, erwiderte die CSU.

Innenminis­ter Horst Seehofer (CSU) versprach Aufklärung „ohne Ansehen von Personen und auf allen Ebenen“. Er wird morgen mit BamfChefin Jutta Cordt vor dem Innenaussc­huss des Bundestage­s befragt.

„Stichprobe­nartig sollte überall in Deutschlan­d

überprüft werden“

Bundesjust­izminister­in

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