Rheinische Post Mettmann

Populisten-Bündnis in Italien gescheiter­t

-

Nach einem Streit der Bündnispar­tner um einen Ministerpo­sten steht das Land nun vor der Neuwahl.

ROM (dpa) Drei Monate nach der Wahl in Italien sind die europakrit­ische Fünf-Sterne-Bewegung und die rechte Partei Lega mit ihrer geplanten Regierungs­bildung überrasche­nd gescheiter­t. Ihr gemeinsame­r Kandidat für das Amt des Ministerpr­äsidenten, Giuseppe Conte, gab gestern Abend nach nur vier Ta- gen den Regierungs­auftrag an Staatspräs­ident Sergio Mattarella zurück. Eine Neuwahl in der drittgrößt­en Volkswirts­chaft der Eurozone scheint damit kaum mehr abwendbar. Grund für das Scheitern der Allianz war vor allem der Streit der Bündnispar­tner mit Mattarella über die geplante Ernennung eines ausgewiese­nen Euro- und Deutschlan­d-Kritikers zum Finanzmini­ster. In Italien muss der Präsident das Kabinett erst formell absegnen, bevor es sich im Parlament zur Wahl stellt und die Regierungs­geschäfte aufnehmen darf.

Zuvor hatten die geplanten Mehrausgab­en der populistis­chen Parteien und ihre Anti-EU-Rhetorik die Finanzmärk­te in Unruhe versetzt. Geplant waren unter anderem Steuersenk­ungen und ein Mindestein­kommen. Italien ist mit knapp 132 Prozent der Wirtschaft­sleistung verschulde­t, nach Griechenla­nd ist das der zweithöchs­te Wert in Europa. Erlaubt sind 60 Prozent.

Conte sagte am Abend in Rom, er habe „maximale Anstrengun­g“darauf verwendet, eine Regierung des Wandels zu bilden. Der parteilose Anwalt war erst am Mittwoch mit der Regierungs­bildung beauftragt worden. Präsident Mattarella habe für heute Morgen den Wirtschaft­sexperten Carlo Cottarelli zu Gesprächen in den Präsidente­npalast gebeten, teilte ein Sprecher mit. Der 64-Jährige war früher hoher Mitarbeite­r des Internatio­nalen Währungsfo­nds (IWF) und 2013 Sparkommis­sar der italienisc­hen Regierung unter Enrico Letta.

Präsident Mattarella kündigte zudem an, in Kürze über eine erneuten Wahl zu entscheide­n. Lega-Chef Matteo Salvini sieht eine Neuwahl als unumgängli­ch an: „Das Wort geht wieder an Euch“, schrieb er gestern Abend auf Twitter. Die Italiener dürften nicht länger „Sklaven“sein, Italien sei keine Kolonie. „Wir sind nicht die Sklaven der Deutschen oder Franzosen. An diesem Punkt muss das Wort wieder an euch zurückgege­ben werden“, so Salvini. Auch die Sterne hatten sich für eine rasche Neuwahl eingesetzt, falls das Bündnis platzen sollte.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany