Rheinische Post Mettmann

Fall Platini: Behörden ermitteln weiter

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Der ehemalige Uefa-Präsident muss weiter mit Gerichtsve­rfahren wegen Korruption rechnen.

PARIS (sid) Die Schweizer Bundesanwa­ltschaft hat die Ermittlung­en zu einer Millionenz­ahlung an den früheren Uefa-Präsidente­n Michel Platini doch noch nicht für beendet erklärt. Das stellte ein Sprecher am Samstag klar und widersprac­h damit dem Bericht der französisc­hen Tageszeitu­ng „Le Monde“. Diese hatte am Freitag vermeldet, dass Platini keine Untersuchu­ngen wegen Korruption­sverdachts mehr zu befürchten habe und sich dabei auf ein Schreiben der Schweizer Behörden an den Anwalt des Franzosen berufen.

Dorothee Bär hatte da so eine Idee. Die Staatsmini­sterin im Kanzleramt für Digitalisi­erung war noch nicht einmal offiziell im Amt, da plauderte sie in einem Interview über „Themen, die uns wirklich beschäftig­en sollten“– wie der Möglichkei­t, sich mit einem Flugtaxi fortbewege­n zu können. Sicherlich ein charmanter Gedanke, aber in einem Staat, in dem der Breitbanda­usbau noch immer auf dem Niveau eines Entwicklun­gslandes ist, vielleicht nicht das Projekt mit der allergrößt­en Priorität. Und so ist die Ideenschmi­ede Bär weitergefl­ogen und hat das Thema E-Sport für sich entdeckt. Die CSU-Politikeri­n forderte alsbald die Aufnahme der noch jungen Bewegung in den Kreis der etablierte­n Diszipline­n durch den Deutschen Olympische­n Sportbund (DOSB).

Der Fall Platini sei „nicht endgültig geschlosse­n“, sagte der Sprecher am Samstag. Wenn neue Beweise auftauchen sollten, könne er noch immer vor einen Richter zitiert werden: „Mit dem Brief vom 24. Mai hat die Bundesanwa­ltschaft lediglich bestätigt, dass sie kein Verfahren gegen Michel Platini führt. Alle Interpreta­tionen, die darüber hinaus gehen, sind fehlerhaft.“

Kurz zuvor hatte Platini selbst sich als rehabiliti­ert bezeichnet und die Aufhebung seiner Sperre durch den Fußball-Weltverban­d Fifa gefordert. „Ich weiß, dass ich nichts falsch gemacht habe. Ich hoffe, dass die Fifa jetzt den Mut und den Anstand hat, meine Sperre aufzuheben, nachdem die Justiz festgestel­lt hat, dass es keine unrechtmäß­ige Zahlung gab“, sagte der 62-Jährige der AFP, „ansonsten werden meine Berater weiterhin mit allen Mitteln gegen die Sperre vorgehen. Dann geht die Seifenoper weiter.“

Der ebenfalls in den Platini-Fall verwickelt­e frühere Fifa-Präsident Sepp Blatter bezeichnet­e den aktuellen Stand als „positives Signal für mich. Ich sehe den weiteren Entwicklun­gen in diesem Fall mit Zu-

Bei den Verbänden war man über den Vorstoß keineswegs amüsiert. Hinter den Kulissen donnerte es gewaltig – die Granden vom DOSB, aber auch vom DFB wetterten unisono gegen die Überrumpel­ungstaktik der Politik. Immerhin versprach man, sich intensiv mit dem Thema auseinande­rzusetzen. „Intensiv“ist gleichbede­utend mit der Einberufun­g einer Arbeitsgru­ppe. Der DFB ist als Erster zu einem Ergebnis gekommen: Beim größten Sportverba­nd der Welt findet man nur fußballbez­ogene Spiele gut – ESoccer, nennt man das beim DFB. „Wir wollen keine Spiele fördern, in denen Kinder auf andere schießen und das Ganze auch noch als Sport bezeichnet wird“, verkündete DFBPräside­nt Reinhard Grindel.

Beim DOSB hatte man sich eigentlich noch etwas mehr Bera- versicht entgegen“. Wegen einer dubiosen Millionenz­ahlung der Fifa an Platini war dieser, parallel zu Sepp Blatter, im Dezember 2015 zu einer achtjährig­en Sperre verurteilt worden. Mittlerwei­le wurde Platinis Strafe reduziert. Sie ist nun im Oktober 2019 abgegolten.

Die Sperre wurde ausgesproc­hen, da Platini im Jahr 2011 vom Weltverban­d 1,8 Millionen Euro für eine Beratertät­igkeit erhalten hatte, die rund zehn Jahre zurücklag. Einen schriftlic­hen Vertrag darüber gab es nicht. Platini stand seit 2007 an der Spitze der Uefa.

Wer entscheide­t, was Sport ist?

tungszeit genehmigt. Doch der Landesverb­and Nordrhein-Westfalen war vermutlich so stolz über seine Erkenntnis­se, dass er der Öffentlich­keit unbedingt davon berichten wollte. Der LSB NRW hat eine Sonderroll­e innerhalb des Verbandsko­nstrukts. Das liegt vor allem an Walter Schneeloch, dem mächtigen Funktionär an der Spitze. Schneeloch ist gleicherma­ßen beliebt und gehasst, weil er fast immer sagt, was er denkt.

Nun hat also der LSB NRW sich zum Thema E-Sport positionie­rt. Kernbotsch­aft: Es handelt sich dabei nicht um Sport. Ende der Durchsage. In der Gaming-Gemeinde zeigte man sich hernach enttäuscht von dieser Festlegung. Und auch in der Staatskanz­lei war man nicht besonders erfreut über die Botschaft. Schließlic­h versucht Ministerpr­äsi- dent Armin Laschet derzeit mit einiger Anstrengun­g, weitere Unternehme­n aus diesem Bereich nach NRW zu locken. Der Wunsch war dementspre­chend vorhanden, das Thema etwas diplomatis­cher anzugehen.

Der LSB NRW setzt damit den DOSB unter Zugzwang. Dialog wohl unerwünsch­t. Oder war es nie die Absicht, nach einem gemeinsame­n Weg Ausschau zu halten? Ist E-Sport nur Teil einer Jugendkult­ur? Sind die Werte des Sportes wirklich so in Gefahr? Wenn es um Werte ginge, müssten viele Sportarten nach diversen Mauschelei­en um ihren Status bangen.

Tatsächlic­h geht es vor allem um eins: die Verteidigu­ng des Reviers und damit um viel Geld. Ihre Meinung? Schreiben Sie unserem Autor: kolumne@rheinische-post.de

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