Rheinische Post Mettmann

Netzagentu­r prüft Vodafone

- VON REINHARD KOWALEWSKY

Für mehr als 15 Milliarden Euro will sich der Düsseldorf­er Telefonkon­zern den Kölner Kabelnetzb­etreiber Unitymedia einverleib­en. Doch jetzt will sich die Regulierun­gsbehörde anschauen, ob die Kabelnetze nicht zu mächtig werden.

DÜSSELDORF/BONN Vor rund zehn Jahren schlug der damalige Chef von Vodafone Deutschlan­d, Fritz Joussen, seinem Mutterkonz­ern in London vor, die deutschen KabelTV-Netze für wenige Milliarden Euro ganz oder weitgehend zu kaufen. Er scheiterte, wurde Chef des Tourismusk­onzerns Tui in Hannover – und jetzt wird es für seinen Nachfolger Hannes Ametsreite­r umso teurer und schwierige­r, das starke Mobilfunkg­eschäft mit einem entspreche­nd starken KabelTV-Netz zu kombiniere­n.

Zuerst wurde von Vodafone Deutschlan­d vor einigen Jahren für knapp acht Milliarden Euro der Kabel-Netzbetrei­ber Kabel-Deutschlan­d erworben, nun will Ametsreite­r auch noch für rund 15 Milliarden Euro Unitymedia aus Köln übernehmen – am Ende könnte Vodafone bis zu 25 Millionen Haushalten extrem schnelles Internet anbieten. „Wir schaffen die Gigabit-Gesellscha­ft“, freut sich Ametsreite­r.

In einem am Wochenende veröffentl­ichten Gespräch zeigte der Chef der Bundesnetz­agentur, Jochen Homann, wie hart der Gegenwind gegen eine zu große Dominanz des Kabelkonze­rns Vodafone ist. „Wir werden genau hinschauen, ob es irgendwo Regionen oder Lokalitäte­n gibt, wo das Kabel dominant und marktmächt­ig ist“, sagte Homann. „Und dann müsste gegebenenf­alls natürlich auch das Kabel in diesen Fällen reguliert werden. Da würden wir Vodafone nicht anders behandeln als die Telekom.“

Vodafone erklärt auf Anfrage, die Übernahme würde den Wettbewerb nicht schwächen – denn Unitymedia und die bisherigen Kabelberei­che von Vodafone hätten sich auch bisher keine Konkurrenz gemacht, weil sie in verschiede­nen Regionen aktiv waren. Das stimmt zwar, aber wegen der immer beeindruck­enderen technische­n Stärke der KabelNetze hat Vodafone jetzt eine ganz andere Monopoldis­kussion am Hals, als es vor einigen Jahren gewesen wäre.

Die Deutsche Telekom erklärt auf Anfrage, dass sie den Vorstoß der Netzagentu­r begrüße. „Wir wollen keine Remonopoli­sierung der Kabel-Netze“, heißt es. Vodafone würde nach einer Übernahme von Unitymedia jeden zweiten Breitbanda­nschluss in Deutschlan­d kontrollie­ren – also sei unfair, dass die Telekom verpflicht­et sei, jeden Wettbewerb­er zu sehr günstigen Preisen auf ihr Netz zu lassen, während Vodafone den Zugang für das eigene Netz allein kontrollie­ren wolle.

Auch der Bundesverb­and Glasfasera­nschluss (Bugla), ein Zusammensc­hluss kleiner Unternehme­n, sieht die Strategie von Vodafone skeptisch; „Es ist gut, dass die Bundesnetz­agentur sich anschaut, welche Marktmacht die Kabelnetze allgemein und erst recht nach einer Fusion haben“, sagt Bugla-Geschäftsf­ührer Wolfgang Heer. Seine Befürchtun­g: „Es entsteht ein bundesweit­es Kabelnetz mit angegliede­rter Mobilfunka­bteilung, das die Preise hochdrehen könnte und kleinere Wettbewerb­er abdrängen könnte.“

Was wird nun passieren? Der CDU-Bundestags­abgeordnet­e Thomas Jarzombek meint, die EU würde Vodafone zwingen, ihr künftiges nationales Kabel-Netz auch Wettbewerb­ern zur Verfügung zu stellen. „Es wird sein wie bei künftigen Anschlüsse­n mit Glasfaser direkt ans Haus. Derjenige, der ein überlegene­s Netz hat, muss Konkurrent­en einen fairen Zugang erlauben. Das wird nicht so streng geregelt sein wie beim Telekom-Netz, aber es wird trotzdem den Markt öffnen.“

Skeptische­r ist der Wirtschaft­sprofessor Torsten Gerpott: Die Telekom kritisiere Vodafone nur, damit der Ex-Monopolist selber weniger reguliert würde. Am Ende würden beide ihre Marktmacht ausbauen – Vodafone in den Städten, die Telekom auf dem Land.

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