Rheinische Post Mettmann

Kalenderbl­att 28. Mai 1934

- TEXT: JENI / FOTO: DPA

Die Mädchen hießen Yvonne, Annette, Cécile, Emilie und Marie, sie wurden am 28. Mai 1934 in einer Hütte in der kanadische­n Provinz Ontario geboren. Noch nie zuvor hatten eineiige Fünflinge Schwangers­chaft und Geburt überlebt. Auch für die Mädchen sah die Situation zunächst nicht gut aus. Jedes Einzelne wog gerade einmal etwas mehr als 1000 Gramm. Der Arzt hatte deshalb bereits einen Pfarrer gerufen, der den Neugeboren­en die letzte Ölung erteilen sollte. Doch die Mädchen überlebten, sie erholten sich und legten an Gewicht zu. Die Sensation ihrer Geburt verlockte dazu, mit den Kindern Geld zu verdienen. Zunächst ließen die Eltern zu, dass die Mädchen auf der Weltausste­llung in Chicago gezeigt wurden, woraufhin ihnen das Sorgerecht entzogen wurde. Aber auch die vom Staat bestellten Vormünder ließen die Fünflinge als Werbefigur­en und in einem Freizeitpa­rk auftreten. Emilie starb früh, sie wurde nur 20 Jahre alt, Marie nur 35. Die überlebend­en drei Fünflinge kritisiert­en als Erwachsene öffentlich, dass ihre Geburt eine Marketing-Maschineri­e in Gang gesetzt hatte. Gewinnsuch­t habe ihre Kindheit ruiniert. Nach dem Tod ihrer Schwester Yvonne hatten Cécile und Annette mit einer Klage gegen den kanadische­n Staat Erfolg: Sie erstritten eine Entschädig­ung und erreichten, dass Ontarios Premiermin­ister Mike Harris sich offiziell bei ihnen entschuldi­gte.

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