Rheinische Post Mettmann

Die Voges lieben den Karneval

- VON ALEXANDER CARLE

Angela und Richard Voges haben ein Karnevalsm­useum aufgebaut. Im Mittelpunk­t stehen die vielen Orden.

ERKRATH. „Wir sind hier, wo andere gerne Urlaub machen würden“, strahlt Richard Voges. In der Tat hat das Gut Eickenberg bei 30 ˚C im Schatten ein mediterran­es Flair. Die Fassaden blenden grell in den Augen, durch die Bäume geht eine heiße Brise. Nebenan ist eine Baumschule angesiedel­t und mit etwas Phantasie verwandeln sich die jungen Gehölze, die in Reih und Glied

Richard Voges von der Sonne angestrahl­t werden, in Weinreben. Dass dies der nordöstlic­hste Teil von Hochdahl ist, nur auf einer einspurige­n staubigen Schotterpi­ste zur erreichen, hielt Richard Voges und seine Frau Angela nicht davon ab, hier in einer alten Scheune ein rheinische­s Karnevalsa­rchiv einzuricht­en. Ganz im Gegenteil; herrlich sei der Standort zwischen den Hügeln von Millrath, Willbeck, Gruiten und dem Neandertal. Am Samstag lud das Ehepaar zum Tag der offenen Tür in ihr Karnevalsa­rchiv. „Wir begannen ganz klein auf diesen sechs Quadratmet­ern“, erinnert sich Richard Voges und breitet die Arme in dem Raum aus, den Besucher beim Betreten des Archives nicht verfehlen. Auf diesen 2 mal 3 Metern hängen hunderte Karnevalso­rden an den Wänden – sie sind die unübersehb­aren Hauptexpon­ate dieses Archivs. Wuppertal, Köln und Düsseldorf, Wülfrath, Unterbach und Hilden: Die Orden sind geografisc­h sortiert. Aber die meisten stammen hier aus Erkrath. Voges zeigt einen Orden, auf dem das Funkenmari­echen und der Neandertha­ler miteinande­r tanzen. Eine vierteilig­e Reihe an Orden besteht nicht aus üblichem Metall, sondern aus Porzellank­acheln. Feine Motive sind auf ihnen eingezeich­net. „Mir blutet das Herz, wenn kistenweis­e Orden in den Kel- lern verloren gehen“, erklärt Voges seine Intention mit dem Archiv. Darüber hinaus solle die Allgemeinh­eit die Chance bekommen, einen Blick auf diese karnevales­ken Kuriosität­en zu erhaschen. Da er über die Jahrzehnte ein großes Netzwerk aufgebaut habe, beziehe Voges seine Orden aus allen Teilen Deutschlan­ds, in denen Karneval gefeiert wird. Manchmal kommt Post gar aus Australien: „Auswandere­r nehmen den rheinische­n Karneval gerne mit auf die Südhalbkug­el. Orden werden da unten dann auch angefertig­t“, erzählt Voges. Die Sammlung sei von stetem Wachstum begriffen. Voges stammt ursprüngli­ch aus der Region von Gifhorn und er kam vor 44 Jahren berufsbedi­ngt mit seiner Frau Angela nach Erkrath. Schon als junges Paar reizte sie der rheinische Karneval und so konnte hier ihre Karnevalsk­arriere beginnen: bei dem Verein „Die letzten Hänger 1963“. Erst zweiter, dann erster Vorsitz 2009, nun Ehrenpräsi­dent, so ist Richard Voges Werde- gang. Seine Frau Angela hatte ihn dabei stets unterstütz­t. Sie war bei den Letzen Hängern Geschäftsf­ührerin, nun ist sie Ehrensenat­orin. Das Ehepaar hat das Archiv mit viel Liebe eingericht­et, auch den hinteren Raum, der später durch Erweiterun­g hinzukam. Der Flur fungiert als Galerie mit Zeitungsar­tikeln und Fotocollag­en, es hängen Schals von den Decken. Die vielen Orden bleiben das raumgreife­nde Element: „Sie haben einen hohen ideellen Wert“, sagt Richard Voges.

„Mir blutet das Herz,

wenn kistenweis­e Orden in den Kellern

verloren gehen“

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany