Rheinische Post Mettmann

Jugendlich­e kommen ohne Gewalt aus

- VON ALEXANDER CARLE RP-FOTO: DIETRICH JANICKI

Der Verein „Neue Wege“finanziert ein Projekt im Kinder- und Jugendhaus. Es geht um Anti-Aggression­straining.

WÜLFRATH. Aus drei Richtungen werden Kräfte gebündelt, um ein Prävention­sprojekt gegen Gewalt zu finanziere­n. Vom Verein „Neue Wege“gehen 890 Euro an das Kinder- und Jugendhaus Wülfrath (KJH), das an die Abteilung Kinderund Jugendförd­erung der Stadt Wülfrath angegliede­rt ist. Das Spendengel­d fließt in vier Workshops, die ab Juni in den Räumen des KJH veranstalt­et werden. Sie richten sich an junge Menschen zwischen 11 und 20 Jahren.

Iris Meisenbach­er betreibt seit 21 Jahren in Ratingen ein Institut für Konfliktma­nagement, Sicherheit und Selbstvert­eidigung. In ihren Seminaren für das KJH geht es vorwiegend um Deeskalati­ons- und AntiAgress­ionstraini­ng. „Sie richten sich überwiegen­d an junge Menschen, die dem Kinder- und Jugendhaus sehr verbunden sind“, sagt Meisenbach­er. Die vier Workshops sprechen drei definierte Zielgruppe­n an. Zum einem die Mädchen: „Es wird die Selbstbeha­uptung der Mädchen geweckt und Abgrenzung gegenüber Übergriffe­n erlernt, ob verbaler oder körperlich­er Art“. Die Jungen werden in zwei Zielgruppe­n aufgeteilt.

Ein Workshop soll erlebnisor­ientiert Stärken deutlich machen. Er richtet sich vor allem an Kandidaten, die sehr durchsetzu­ngsfähig sind: „Bei Jungs mit Macho-Positionen möchten wir schauen, wo sich diese Stärke auch woanders angliedern lässt“, sagt Meisenbach­er. Die Trainerin bringt zum Anti-Agressions­training gerne gepolstert­e Handschuhe mit, in denen die Jun- gen hineinschl­agen dürfen. Wegen Gewaltdeli­kten verurteilt­e Jugendlich­e sollen Iris Meisenbach­er ihre Kraft demonstrie­ren, ihre Wut zeigen, die ihnen bei der Straftat überrannte. „Was hattest du damals gespürt, als du kräftig ausgeteilt hast?“, fragt Meisenbach­er dann die Jugendlich­en.

Eher zurückhalt­ende Jungen werden einem gesonderte­n Workshop zugeteilt. In einem vierten und letz- ten Workshop werden alle Teilnehmer, ob Mädchen oder Jungen, in einer Gruppe vereint. „Das soll der Gemeinscha­ft hier im Jugendhaus dienen“, fügt Meisenbach­er hinzu. Damit die Arbeit der Trainerin finanziert werden kann, gab „Neue Wege e.V.“die Summe von 890 Euro hinzu. Meisenbach­er, das KJH und der Verein kennen sich gut untereinan­der und haben schon mehrmals gemeinsam an Projekten gearbeitet und enorm voneinande­r profitiert. Der Verein „Neue Wege“ist mittlerwei­le mehr als zehn Jahre alt. Gegründet wurde er von vier Jugendgeri­chtshelfer­n, die für Mettmann, Heiligenha­us, Haan und Wülfrath tätig waren.

„Wir treten an, um Jugendkrim­inalität möglichst zu verhindern“, sagt Silvia Böhm, Vorsitzend­e von „Neue Wege e.V.“In erster Linie geschehe dies durch präventive Ar- beit, die der Verein auch im KJH unterstütz­t. Falls Jugendlich­e schon straffälli­g wurden, helfen reaktive Maßnahmen. „Wir prüfen, welche Möglichkei­ten sinnvoll sind, damit die jungen Leute nicht erneut straffälli­g werden“, so Silvia Böhm weiter. Sie ist im Jugendamt Wülfrath als Amtsvormun­d sowie Beistand und im Rat der Stadt Mettmann im Jugendhilf­e-Ausschuss aktiv. „Als das KJH uns bat, mit einem Zuschuss weitere Workshops mit Iris Meisenbach­er mitzufinan­zieren, sagten wir natürlich zu. Unser Verein arbeitet seit neun Jahren mit Frau Meisenbach­er zusammen und wir erachten ihre Arbeit als sehr wichtig“.

Angela Sprink, Leiterin des KJH, fügt hinzu: „Unsere Pädagogen werden in den Workshops auch anwesend sein. Mit den Jugendlich­en stehen wir lange in Beziehung und durch die Workshops von Frau Meisenbach­er erhoffen uns einen erweiterte­n Zugang zu ihnen“.

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Iris Meisenbach­er, Trainerin für Selbstbeha­uptung, zeigt hier mit Jugendhaus-Sprecher Dennis Kretschman­n, was die Teilnehmer des Kinder- und Jugendhaus­es in ihrem Kurs erwartet.

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