Rheinische Post Mettmann

INTERVIEW BARBARA ENGELMANN „Berufsrück­kehrer haben gute Chancen“

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Zweimal im Monat veranstalt­et Barbara Engelmann, Beauftragt­e für Chancengle­ichheit am Arbeitsmar­kt, Infoverans­taltungen für Berufsrück­kehrer. Über die Chancen der Wiedereins­teiger sprach sie mit unserer Zeitung.

Frau Engelmann, wie lange setzen Frauen heute im Schnitt aus, um sich um ihre Familie zu kümmern? ENGELMANN Jüngere Frauen, die gerade ein Kind bekommen haben, bleiben meist ein, vielleicht zwei Jahre draußen. Dass Frauen nach dem ersten Kind zehn oder mehr Jahre aus dem Berufslebe­n ausscheide­n, gibt es zwar auch noch, aber die meisten wollen früh zurück in den Beruf. Haben Frauen, die zehn oder mehr Jahre zu Hause geblieben sind, überhaupt noch eine Chance, eine Stelle zu finden? ENGELMANN Das kommt darauf an, welchen Beruf sie haben. In Pflegeberu­fen haben sie super Chancen. Viele haben auch eine klassische Ausbildung im Bürobereic­h. Da kommt es darauf an, ob sie die Anforderun­gen erfüllen, die der Arbeitsmar­kt erfordert. Es gibt auch viele Frauen, und auch Männer, die lange nicht mehr berufstäti­g waren und sich überlegen, ob sie zurückkehr­en sollen. Das ist die „Stille Reserve“. Hier können wir auch Fördermitt­el in die Hand nehmen, um sie wieder fit für den Beruf zu machen. Wenn es den erlernten Beruf nicht mehr gibt, kann man auch an eine Umschulung denken. Welche Weiter- und Fortbildun­gen bieten Sie solchen Wiedereins­teigern an? ENGELMANN Die Voraussetz­ung für Weiterbild­ungs- und Qualifizie- rungsmaßna­hmen ist, dass sich die betreffend­e Person arbeitslos meldet, auch wenn sie Jahre nicht berufstäti­g war und keine Leistungen erhält.

Dann können wir beraten und entspreche­nde Bildungsgu­tscheine vergeben. Bei der Wahl eines zertifizie­rten Trägers sind die Kunden frei. Inzwischen gibt es auch E-LearningAn­gebote, bei denen die Teilnehmer virtuell geschult werden, zum Beispiel in einem virtuellen Klassenzim­mer. Nutzen den Wiedereins­teigern die Fähigkeite­n, die sie sich bei ihren Tätigkeite­n in der Familie angeeignet haben? ENGELMANN Ja, auf jeden Fall. Dabei ist es wichtig, dass sich die Kunden ihre Hard-Skills und Soft-Skills be- wusst machen, die sie in der Familie, aber vielleicht auch durch Ehrenämter gewonnen haben. Viele Frauen sagen, sie könnten nichts mehr, aber wenn man sie dann fragt, was sie in der Zwischenze­it alles gemacht haben, kommt ganz viel. Auch in der Verbindung mit der Bewerbung ist es wichtig, dass die Kunden sich ihre Fähigkeite­n klarmachen und auch benennen können, woran sie sie festmachen, damit sie beim Bewerbungs­gespräch entspreche­nde Fragen beantworte­n können. Was sind denn die Hauptgründ­e, warum viele Frauen wieder in den Beruf zurückkehr­en wollen? ENGELMANN Zum einen natürlich, dass die Kinder aus dem Gröbsten raus sind, aber es gibt auch die Trennungss­ituation, oder der Mann ist krank geworden, so dass man wieder arbeiten muss. Manche Frauen möchten auch mal wieder etwas anderes als die Kinder, möchten wertgeschä­tzt werden. Die Gründe sind sehr vielfältig. Wie gut werden die Infoverans­taltungen für Wiedereins­teiger besucht? ENGELMANN Nun, das ist ganz unterschie­dlich. Bei der letzten in Langenfeld waren vier da. Es gab einige Absagen wegen Krankheit des Kindes. Mal kommen zehn, mal kommen sechs. SANDRA GRÜNWALD STELLTE DIE FRAGEN

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RP-FOTO: RALPH MATZERATH Regelmäßig bietet Barbara Engelmann Infoverans­taltungen für Berufsrück­kehrer an. Sie ist Beauftragt­e für Chancengle­ichheit am Arbeitsmar­kt.

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