Mogelpackung Ganztagsschule
Um mit dem Positiven zu beginnen: Bei der Betreuung von Grundschulkindern hat sich in den vergangenen Jahren in allen Bundesländern einiges getan. Allerdings ist Ganztag nicht gleich Ganztag. An vielen Schulen ist die Betreuung eine Mogelpackung und reicht Eltern, die in Vollzeit arbeiten, nicht aus. Die Kultusministerkonferenz spricht von Ganztag, wenn eine Schule an drei Tagen in der Woche mindestens sieben Stunden geöffnet hat. Ein Witz für alle, die fünf Tage die Woche acht Stunden arbeiten müssen, von den 14 Wochen Ferien im Jahr ganz abgesehen.
Wie immer bei diesen Diskussionen folgt dann das Argument, dass Mütter sich lieber selbst um ihre Kinder kümmern sollten, als sie den ganzen Tag betreuen zu lassen. Wer so denkt, lebt in der Vergangenheit. Selbst wenn es sich eine Frau leisten kann, den Job für ein paar Jahre an den Nagel zu hängen, sollte sie sich nicht entscheiden müssen zwischen Kind und Karriere. Bei arbeitenden Vätern klappt es schließlich auch. Darum ist es wichtig, dass es in allen Bundesländern einen Ganztag gibt, der seinen Namen auch verdient, also mindestens von 8 bis 16 Uhr. Ob Kinder und Eltern ihn nutzen, können sie dann selbst entscheiden. BERICHT 375.000 SCHÜLER OHNE BETREUUNG, TITELSEITE
Die Abwahl des spanischen Ministerpräsidenten Mariano Rajoy ist konsequent. Mit den Korruptionsaffären der vergangenen Jahre hat sich die selbst ernannte „Volkspartei“Partido Popular die Demission ihres Regierungschefs redlich verdient. Tragisch, weil Rajoy keine Verstrickung nachgewiesen werden konnte und der Politiker sein Land gut durch die Wirtschafts- und Finanzkrise steuerte. Aber seine Partei hat an Glaubwürdigkeit eingebüßt. Das hat auch Rajoy nicht verhindert.
Nun bekommen die Sozialisten die Chance auf eine (Minderheits-)Regierung. Zu früh sollten sie sich nicht freuen. Denn die eigentlich spannende Nachricht aus der fünftgrößten Volkswirtschaft Europas ist der wachsende Rückhalt für die Ciudadanos-Partei. Die erst seit 2015 landesweit antretende Partei könnte bei einer möglichen Neuwahl ein Coup gelingen wie Macrons „En Marche“in Frankreich. Auch in Spanien ist der Unmut über politische Eliten, Sozialisten und Konservative groß. Der Ruf nach einer unbelasteten Reformpartei wird laut. Auch aus Berlin dürfte man interessiert nach Madrid schauen. BERICHT ITALIEN BEKOMMT BETONT EU-KRITISCHE . . ., TITELSEITE
TEliten-Abwahl
Trumps kleine Gegner
rump belehrt alle eines Besseren, die gehofft hatten, das US-System der Checks und Balances werde das Schlimmste verhindern. Wider alle ökonomische Vernunft entsichert er seine Waffen im Handelskrieg und verhängt Strafzölle auf Aluminium und Stahl. Seine Begründung, dies gebiete die nationale Sicherheit, ist so absurd wie fadenscheinig. Trump will etwas für seine Wähler aus den kranken Industriestädten tun, die sich von der Globalisierung abgehängt fühlen. Das Gegenteil wird er erreichen: Für US-Verbraucher verteuert und verknappt sich das Angebot, die Vergeltungsmaßnahmen bedrohen Jobs. Dass Trump engste Partner zu einer Gefahr für die USA erklärt, zeigt, wie brüchig die transatlantischen Beziehungen geworden sind.
Zu allem Überfluss finden die Europäer keine klare Antwort auf Trump: Sie reichen Klagen ein, drohen mit albernen Whiskey-Zöllen – und tun hinter den Kulissen alles, um Schlimmeres, nämlich Zölle auf die viel bedeutendere Autoindustrie, zu verhindern. Einen Jean-Claude Juncker nimmt Trump noch weniger ernst als internationale Spielregeln. BERICHT EU VERKLAGT DIE USA . . ., TITELSEITE