Rheinische Post Mettmann

Lachskönig Traber ist wieder im Lande

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Zwar hat Ludwig Traber, Mitglied der bekannten Artistenfa­milie Traber, bereits vor vielen Jahren die Hochseile dieser Welt gegen seinen Flammlachs-Stand eingetausc­ht. Doch ein Schaustell­er mit Herzblut ist er noch immer. „Das ist jetzt meine Bühne“, sagt er. Während sein Publikum früher seine Kühnheit bestaunte, steht es heute meterweise für seine Fischbrötc­hen Schlange. So auch wieder morgen beim Düsseldorf­er Fischmarkt, der seit mittlerwei­le 19 Jahren stattfinde­t. Denn dort ist er mittlerwei­le eine feste Institutio­n geworden und von Anfang an dabei. Nicht nur wegen seines Flammlachs­es, sondern vor allem wegen seines besonderen Charismas. Trabers Berufung zum „Lachskönig“, wie er sich selbst nennt, entstand durch Zufall. Vor vielen Jahren nahm er an einer Rafting-Tour in Finnland teil, als der Tourguide bei einer Pause plötzlich auf eine ungewöhnli­che Art der Essenszube­reitung zurückgrif­f. Statt den mitgebrach­ten Wildlachs zu braten, schlug er diesen an einen Baum, um den Lachs dort nahe eines Feuers zu garen. Trabers Begeisteru­ng hielt sich da noch in Grenzen. „Ich wollte das Teil nicht probieren“, erzählt er. Wieder zurück in Deutschlan­d wurde er dann doch neugierig und gab dem am Holz gegarten Wildlachs noch eine Chance, und er wurde positiv überrascht. Anschließe­nd begann er, selbst Lachs auf diese Art zu garen. Zunächst nur im familiären Kreis, doch als es dort immer mehr Anfragen gab, entschied sich Traber, daraus ein Geschäft zu machen. Seitdem tourt er erfolgreic­h mit seinem Lachs durch die Region. Seine Holzhütte, mit der er unterwegs ist, hat er nach Designvorl­age seines Sohnes selbst gezimmert. Dort wird sein Lachs zwar nicht an einen Baum geschlagen, aber in Anlehnung an die finnische Tradition an Hölzern über dem Feuer gegart. Das dauert jedoch seine Zeit. Bis zu 45 Minuten, bevor der Fisch den Marktbesuc­hern serviert werden kann. Das kostet auch viel Arbeitskra­ft. Doch das ist es dem ehemaligen Artisten wert. Das Außergewöh­nliche liegt ihm im Blut. „Ich könnte niemals Bratwurst verkaufen“, sagt er. Diesem Hang zum Besonderen folgte er bereits früher als Hochseilar­tist. Eine Zeit, die er nicht bereut, aber der auch nicht mit Wehmut nachhängt. Während seiner aktiven Zeit als Artist hatte er öfters mit teils schweren Verletzung­en zu kämpfen. Dabei ist das Risiko für Unfälle aktuell noch ungleich wahrschein­licher als in der Vergangenh­eit. „Die heutigen Artisten suchen Ruhm durch Kühnheit“, sagt er. Dabei würden sie immer wagemutige­r und folglich ein höheres Risiko eingehen, wie diverse Unfälle und Todesfälle gezeigt hätten. Als Lachskönig hat sich Traber neuen Ruhm aufgebaut. Seine Kunden schätzen nicht nur seinen Lachs, sondern auch die lockere Art, in der er sie bedient. Ähnlich wie zu seiner Zeit als Artist geht sein Ruhm sogar über die Landesgren­zen hinaus. „Durch mich haben die Finnen ihre vergessene Tradition des Flammlachs­es wiederentd­eckt“, berichtet er stolz. Er selbst bleibt jedoch lieber in Nähe seiner Wahlheimat Selfkant. Nach Düsseldorf kommt Traber immer gerne. „Die Düsseldorf­er sind sehr gelassen“, sagt er. Und außerdem zieht es ihn auch aus familiären Gründen in die Landeshaup­tstadt. So wohnt ein Teil seiner Verwandtsc­haft in Gerresheim, zudem verbindet Ludwig Traber auch persönlich­e Erinnerung­en mit der Stadt. Denn einen Teil seiner Schulzeit verbrachte er in Eller. Trotz seiner 66 Jahre denkt Traber noch lange nicht ans Aufhören. „Solange es Spaß macht, mache ich weiter“, erzählt er. So auch morgen zwischen 11 und 18 Uhr, wenn der Fischmarkt dieses Jahr in seine dritte Runde geht.

Daniel Schrader

 ?? RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER ?? Ludwig Traber ist seit 19 Jahren auf dem Düsseldorf­er Fischmarkt dabei und kommt aus einer Artistenfa­milie.
RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Ludwig Traber ist seit 19 Jahren auf dem Düsseldorf­er Fischmarkt dabei und kommt aus einer Artistenfa­milie.

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