Rheinische Post Mettmann

Universitä­ten müssen mehr Lehrer ausbilden

- VON KIRSTEN BIALDIGA VON MICHAEL BRÖCKER VON BIRGIT MARSCHALL

Dass es in Deutschlan­d erneut einen eklatanten Lehrermang­el gibt, ist nicht nachvollzi­ehbar. Schließlic­h sind die steigenden Geburtenza­hlen und der jetzt daraus folgende Mehrbedarf an Lehrern mit einer Vorlaufzei­t von sechs Jahren bekannt.

Fehlende Voraussich­t in der Schulpolit­ik ist aber nur eine Ursache. Eine andere liegt bei den Verantwort­lichen in den Universitä­ten. Sie engagieren sich vielfach lieber für die Forschung, die mehr Renommee verspricht, als für die Einrichtun­g neuer Studienplä­tze zur Lehrerausb­ildung. Zumal etwa Grundschul­lehrer drei Fächer studieren müssen und damit Abstimmung­sbedarf mit anderen Diszipline­n verbunden ist. Die verfehlte Planung zwingt jetzt zum Lückenstop­fen: Es ist eine reine Notmaßnahm­e, wenn in NRW tausende Erzieher in die Grundschul­en einrücken sollen, um dort die Lehrer zu entlasten. Um die Situation an den Grundschul­en dauerhaft zu verbessern, braucht es andere Lösungen. Grundschul­lehrer sollten künftig genauso besoldet werden wie ihre Kollegen an Gymnasien, dann steigt auch der Anreiz, diesen Beruf zu ergreifen. Wie so oft ist Skandinavi­en hier Vorbild – übrigens auch bei den Leistungen der Grundschül­er. BERICHT KÜNFTIG 27 SCHÜLER IN EINER KLASSE, TITELSEITE

IGaulands Hetze

n Deutschlan­d herrscht Meinungsfr­eiheit. Auch für die AfD. Man tut auch ganz gut daran, die Äußerungen mancher Funktionär­e nicht mit der gleichen Aggressivi­tät zu kommentier­en, wie diese zum Beispiel über Muslime sprechen. Dass der AfD-Vorsitzend­e Alexander Gauland nun aber die NS-Zeit im Kontext der deutschen Geschichte als „Vogelschis­s“verharmlos­t und den millionenf­achen Mord durch Deutsche kleinredet und sprachlich verächtlic­h macht, ist allerdings eine widerliche Grenzübers­chreitung. Ist das schon Volksverhe­tzung im juristisch­en Sinne?

Ähnlich wie sein Parteikump­el Björn Höcke, der eine erinnerung­spolitisch­e 180-Grad-Wende in Deutschlan­d forderte, hat Gauland nicht verstanden, dass die NS-Zeit keine Episode war. Sie war ein einmaliger Zivilisati­onsbruch. Die Erinnerung an das Verbrechen und die Lehre daraus – „Nie wieder“– können nicht präsent genug sein und müssen sogar wieder stärker ins Bewusstsei­n, weil die Zeitzeugen rar werden. Herr Gauland ist kein moderner Konservati­ver, kein rechter Intellektu­eller, wie er gerne verbreiten lässt. Herr Gauland ist ein plumper Hasspredig­er und Hetzer. Mehr nicht. BERICHT AFD-CHEF GAULAND VERHARMLOS­T . . ., TITELSEITE

Parlament in der Pflicht

Mindestens 1200 Asylanträg­e soll die Bremer Außenstell­e des Bundesamts für Migration und Flüchtling­e (Bamf) zwischen 2013 und 2016 gegen alle Regeln positiv beschieden haben. Zu vermuten ist, dass das nur die Spitze des Eisbergs ist angesichts von fast 600.000 Asylanträg­en, die sich im Herbst 2016 bei der überforder­ten Behörde stapelten. Wie häufig will niemand schuld gewesen sein – schon gar nicht der von der Regierung damals berufene „Aufräumer“Frank-Jürgen Weise, der mit dem Finger auf Ex-Innenminis­ter Thomas de Maizière zeigt und auch die Kanzlerin in die Schusslini­e rückt.

Alles schreit förmlich nach einem Untersuchu­ngsausschu­ss des Bundestags. Die undurchsic­htigen Vorgänge müssen für die Bevölkerun­g transparen­t und umfassend aufgeklärt werden – auch um den Preis, dass die Ausschussa­rbeit der AfD Futter für ihre Kampagnen liefern dürfte. Die Missstände aus Angst vor der AfD nicht parlamenta­risch aufzuarbei­ten, wäre ein schlimmes Eingeständ­nis der eigenen Schwäche. Die FDP tut gut daran, mit aller Klarheit einen Untersuchu­ngsausschu­ss zu verlangen. BERICHT BERLIN WAR FRÜH ÜBER BAMF IM BILDE, TITELSEITE

Newspapers in German

Newspapers from Germany