Rheinische Post Mettmann

Die Verantwort­ung liegt bei uns allen

- VON VERENA KENSBOCK VON BIRGIT MARSCHALL VON MARTIN BEWERUNGE

Es sind Zahlen, die nur schwer zu ertragen sind. Zwei Kinder werden im Durchschni­tt wöchentlic­h in Deutschlan­d getötet. Täglich werden fast 50 misshandel­t oder sexuell missbrauch­t. Es sind Zahlen, die will keiner hören, lesen, darüber schreiben. Denn sie zeigen: Gewalt gegen Kinder ist nicht ungewöhnli­ch, sondern passiert jeden Tag und vielleicht in unserer Umgebung.

Die Taten werden immer häufiger auch gefilmt, fotografie­rt und im Internet verbreitet – eine neue Dimension der Gewalt. In vielen Fällen finden sich die Täter im direkten Umfeld: Eltern, Verwandte, Freunde. Doch damit ist die Frage der Verantwort­ung, vor allem für zukünftige Fälle, nicht beantworte­t.

Es braucht mehr Mitarbeite­r in Jugendämte­rn, die Alarmsigna­le erkennen und Zeit haben, einen Verdacht zu verfolgen. Es braucht Lehrer, Trainer, Kinderbetr­euer, die wahrnehmen, wenn Kinder sich verändern. Es braucht Ärzte, die bei Anzeichen von Gewalt reagieren. Es braucht genug Ermittler, um die Täter und die Opfer zu finden. Es braucht mehr Richter und Staatsanwä­lte, die schnellere Verfahren ermögliche­n. Und es braucht Familien und Freunde, die nicht aus Scham oder Ratlosigke­it die Augen schließen. Auch wenn es schwer zu ertragen ist. BERICHT INTERNET FÖRDERT GEWALT GEGEN KINDER, TITELSEITE

Mietpreisb­ombe

Die Mietpreisb­remse bleibt ein Herumdokte­rn an Symptomen, daran wird auch ihre Verschärfu­ng nichts ändern. Sie wird im Kern auch künftig weitgehend wirkungslo­s bleiben – oder die angespannt­e Lage auf vielen Wohnungsmä­rkten sogar weiter verschärfe­n, weil sie Wohnungsin­vestoren zögern lässt. Solange nicht das Wohnungsan­gebot deutlich zunimmt, wird die übergroße Nachfrage nach Wohnraum in den Ballungsze­ntren die Preise weiter nach oben treiben. So geht Marktwirts­chaft.

Der Staat sollte prüfen, wie er mit eigenen Mitteln das Angebot bebaubarer Flächen in den Städten verbreiter­n kann. Länder und Kommunen verfügen noch über viele eigene, unbebaute Flächen. Umwidmung und Verkauf an Private verlaufen aber vielerorts schleppend, weil in den Kommunen Personal dafür fehlt oder andere lokale Interessen Veräußerun­gen von Grundstück­en blockieren. Auch der Bund könnte noch mehr eigene Flurstücke auf den Markt werfen, wie eine aktuelle Übersicht der Bundesregi­erung über den Bestand zeigt. BERICHT BERLIN VERSCHÄRFT MIETPREISB­REMSE, TITELSEITE

Europa zerstört sich

Dänemark plant (Australien lässt grüßen), abgewiesen­e Asylbewerb­er an unwirtlich­e Orte zu verfrachte­n – irgendwo in Europa. Davon gibt es zweifellos einige. Spannender erscheint die Frage, welches europäisch­e Land sich wohl bereiterkl­ärte, einen seiner hässlichst­en Flecken dafür herzugeben. Die bittere Wahrheit ist: Nicht einmal dazu dürfte die Solidaritä­t in der EU reichen.

Die CSU nun möchte Asylbewerb­er an der Grenze abweisen und in den Staat zurückschi­cken, den sie zuerst betreten haben. Das ist rechtlich möglich. Allerdings bedarf es dazu nicht nur umfassende­r Grenzkontr­ollen, sondern auch der Schaffung von Transitzon­en, in denen aufgegriff­ene Personen bis zur Klärung des Sachverhal­ts verbleiben. Das kann dauern.

Eine Rückführun­g würde sodann vor allem Italien betreffen, jenes Land also, in dem nicht zuletzt wegen der Flüchtling­sproblemat­ik Rechtspopu­listen an die Macht gekommen sind. Das hat auch die CSU beklagt.

Es ist so offensicht­lich: Die Flüchtling­sfrage kann nicht national, sie kann nur europäisch gelöst werden. Mit jedem Tag, an dem das nicht geschieht, zerstört sich Europa mehr. BERICHT CSU WILL FLÜCHTLING­E ZURÜCKWEIS­EN, TITELSEITE

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