ANALYSE Im
Streit um den Kommunionempfang von konfessionsverschiedenen Paaren stellt sich der Vatikan gegen die Deutsche Bischofskonferenz. Rückschritte bei der Ökumene darf sich die katholische Kirche jedoch nicht leisten.
Einer allerdings hat aus Rom ein deutliches Stoppsignal erhalten: Kardinal Marx, der bislang in ziemlich barocker Herrlichkeit die Bischofskonferenz regierte. Als etwa in Ingolstadt die Entscheidung der Bischöfe zu der geplanten Handreichung fiel, war Marx alleine vor die Presse getreten. In anderen Organisationen hätte ein Vertreter der Minderheit eine Möglichkeit erhalten, neben Marx auch sein Votum zum Ausdruck zu bringen. In einem vom christlichen Miteinander aller Beteiligten geprägten, kollegial arbeitenden Gremium wie der Deutschen Bischofskonferenz ist das freilich ganz und gar undenkbar. Stattdessen werden Briefe nach Rom geschrieben, Dokumente durchgestochen und Intrigen gesponnen. Und spätestens seit Montag ist klar: Rom gefällt das ganz und gar nicht. Auch hier wird Ladarias Brief deutlich: „Es ist dem Heiligen Vater ein großes Anliegen, dass in der Deutschen Bischofskonferenz der Geist bischöflicher Kollegialität lebendig bleibt.“Marx, dessen Amtszeit 2020 endet, muss sich zügig etwas einfallen lassen, sollte er nennenswertes Interesse an einer Wiederwahl haben.
Vorerst allerdings kündigte Marx weitere Gespräche in Rom und mit dem Papst an. Und auch die Herbst-Vollversammlung der Bischofskonferenz wird weiter beraten. Denn dass beim Thema konfessionsverschiedene Paare gar nichts vorangeht, kann sich die Kirche im Prinzip auch nicht mehr leisten. Schließlich sind diejenigen, die das Verbot, gemeinsam zum Abendmahl oder zur Eucharistie zu gehen, überhaupt noch schmerzt, meist auch diejenigen Christen, die sich über viele Jahre in den Gemeinden engagiert haben. Es sind die Hochverbundenen, die die Kirche am Leben erhalten. Auf diese Menschen ist man aber angewiesen, soll die Kirche erfolgreich wachsen: Denn jede Neuevangelisierung wird fehlschlagen, wenn Menschen, die den Weg zurück zur Kirche finden, in den Gemeinden auf eine Ansammlung von Dauerfrustrierten treffen, die vor lauter Ärger über ihre Bischöfe die Freude am Glauben längst verloren haben.