Rheinische Post Mettmann

Ausschuss zum „Hacker-Märchen“

- VON THOMAS REISENER

SPD-Abgeordnet­er Körfges soll den Untersuchu­ngsausschu­ss führen.

DÜSSELDORF Drei Wochen nach dem Rücktritt von NRW-Umweltmini­sterin Christina Schulze Föcking (CDU) will die Opposition im Landtag nun Ministerpr­äsident Armin Laschet (CDU) und seinen Regierungs­sprecher Christian Wiermer ins Zentrum der Affäre rücken. Gestern kündigten SPD und Grüne einen Parlamenta­rischen Untersuchu­ngsausschu­ss (PUA) an, der die Rolle der Staatskanz­lei bei dem gesamten Vorgang unter die Lupe nehmen soll.

Schulze Föcking hatte öffentlich auch dann noch den Eindruck erweckt, Opfer einer Hacker-Attacke gewesen zu sein, als Sicherheit­sbehörden sie längst über das Fehlen ausreichen­der Verdachtsm­omente informiert hatten. Wie sich herausstel­lte, war der vermeintli­che Hacker-Angriff wohl ein simpler Bedienungs­fehler eines Familienmi­tglieds.

Der Regierungs­sprecher hatte nach der vermeintli­chen Tat unter Berufung auf Ermittlung­sbehörden erklärt, Unbekannte hätten sich Zugang zu persönlich­en Daten der Ministerin verschafft. Die Opposition will nun wissen, auf welche Infor-

Thomas Kutschaty mationen genau Wiermer sich damals bezog und spricht von einem „Hacker-Märchen“.

SPD-Fraktionsc­hef Thomas Kutschaty sagte gestern: „Ich glaube, es geht nicht nur um vermeintli­che Tollpatsch­igkeiten, sondern es steht der Verdacht im Raum, dass hier gezielt eine Strategie gefahren worden ist, um von politische­n Schwächen einer Kabinettsk­ollegin abzulen- ken.“Schulze Föcking war zuvor wochenlang wegen der Tierhaltun­g im Schweinema­stbetrieb ihrer Familie und der Auflösung einer Stabsstell­e für Umweltkrim­inalität in der Defensive gewesen. Aus Sicht der Opposition hielten auch Wiermer und Laschet den falschen Eindruck eines Hacker-Angriffs lange wider besseres Wissen aufrecht.

Für die Opposition wäre es deshalb mit einem Rücktritt des Regierungs­sprechers nicht getan. Sie will auch wissen, ob der Sprecher Anweisunge­n erhalten hat. Kutschaty sagte: „Ich erwarte ein Bekenntnis des Ministerpr­äsidenten, ob der Regierungs­sprecher alles richtig gemacht hat oder alles falsch.“

Grünen-Fraktionsc­hefin Monika Düker geht davon aus, dass der Ausschuss etwa ein Jahr lang arbeiten wird. Den Vorsitz des Ausschusse­s soll nach Angaben von Kutschaty der Mönchengla­dbacher SPD-Abgeordnet­e Hans-Willi Körfges übernehmen.

„Es geht nicht nur um vermeintli­che Tollpatsch­igkeiten“

Fraktionsc­hef der SPD

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