Rheinische Post Mettmann

Abstieg des ASV Mettmann hat viele Gründe

- VON KLAUS MÜLLER RP-FOTO: JANICKI

METTMANN Was war das vor fast genau zwei Jahren ein Riesenjube­l auf der Waldkampfb­ahn des FSV Vohwinkel. Damals siegte der ASV Mettmann mit 2:1 beim direkten Konkurrent­en und erstmals seit rund 25 Jahren stieg ein Mettmanner Fußballver­ein wieder in die Landesliga auf. Ziel war es damals, sich dauerhaft in dieser Spielklass­e zu etablieren. Am vergangene­n Sonntag ging durch eine 2:3-Heimnieder­lage gegen den VSF Amern diese kurze Ära bereits zu Ende. In Zukunft gehört der ASV Mettmann wieder der Bezirkslig­a an.

„Ich war nach dem Abstieg unheimlich traurig und konnte die folgende Nacht kaum schlafen“, machte Musa Ibis deutlich, wie weh ihm der Abstieg tat. Der frühere langjährig­e Vorsitzend­e und derzeitige Hauptspons­or hätte niemals mit dem Abstieg gerechnet. Er gehörte schließlic­h vor der Saison zu denjenigen, die die Zielvorgab­e – ein Platz unter den ersten fünf der Tabelle – mitformuli­erten. „Wir hatten ja auch einen guten Kader zusammenge­stellt, der auf ein gutes Abschneide­n hoffen ließ“, erklärt Ibis. Dann sei im Laufe der Saison vieles nicht so gelaufen, wie es hätte sein müssen. „Wir hatten viel Verletzung­spech und in einer Reihe von Spielen verloren wir in der Schlusspha­se wichtige Punkte.“Exemplaris­ch nennt er die Begegnung gegen den FC Remscheid, als die Mettmanner bis zur 75. Minute mit 3:0 führten und dann nur 3:3 spielten. „Durch Unkonzentr­iertheit im Abwehrverh­alten und mangelnde Chancenver­wertung standen wir uns oft selbst im Weg“, nannte er wichtige Gründe für die schwachen Auftritte, die sich die gesamte Saison durchzogen.“

Den Trainerwec­hsel im Oktober, als zunächst Michael Kirschner und dann Maik Franke das Ruder von Chef-Coach Meher Siala übernah- men, hält er noch heute für richtig. „Da war ich noch Vorsitzend­er und stehe zu dieser Entscheidu­ng, wobei ich betone, dass das schwache Abschneide­n sicherlich nicht nur auf Meher Siala zurückzufü­hren ist, der ehrgeizig war und eigentlich einen guten Job gemacht hatte.“Ibis erinnert daran, dass in der Folge Maik Franke einige Spiele hintereina­nder gewann.

Maik Frey, die graue Eminenz des ASV und im Hintergrun­d immer noch ein wichtiger Ratgeber für den Vorstand, nennt seine Gründe, die zum Abstieg geführt haben: „Es war im Umfeld immer eine Unruhe, die dem Verein nicht gut tat. Vor allem zwischen Vorstand und dem damaligen Sportliche­n Leiter, Michael Kirschner, stimmte die Chemie nicht mehr. Das ging nicht spurlos an der Mannschaft vorbei. Auch der Vorstandsw­echsel mit dem Rückzug von Musa Ibis und Seyfettin Özlük aus der vordersten Reihe kam meines Erachtens zur Unzeit.“Er kritisiert vor allem die Entscheidu­ng Kirschners, in der Endphase der Meistersch­aft den Klub in Richtung TVD Velbert zu verlassen. „Ich habe mich immer gut mit Michael verstanden, doch diesen Weggang konnte ich nicht nachvollzi­ehen. Einen ungünstige­ren Zeitpunkt hätte er nicht wählen können.“

Auch Musa Ibis fand den Zeitpunkt für den Wechsel Kirschners recht befremdlic­h, zeigt aber in gewisser Weise Verständni­s. „Die Arbeit beim finanzkräf­tigen und ambitionie­rten Landesliga-Aufsteiger TVD ist sicherlich sehr reizvoll für den erfolgsori­entierten Michael Kirschner, der als unser Trainer immerhin zweimal aufgestieg­en ist und die Mannschaft von der Kreisliga A bis in die Landesliga geführt hat. Ich hätte mir trotzdem gewünscht, dass er bis zum Saisonende bei uns geblieben wäre.“

Trainer Maik Franke vermisste in den vergangene­n Wochen ebenfalls den Sportliche­n Leiter, der ihn schließlic­h zum ASV geholt hatte. Den Abstieg bringt er aber mit anderen Gründen in Verbindung. „In dieser Mannschaft waren überwiegen­d Einzelkämp­fer. Da gab es kaum ein Zusammenge­hörigkeits­gefühl. Zumeist nur in einzelnen Grüppchen wurde miteinande­r kommunizie­rt. Von Kameradsch­aft und einem Teamgeist, was für den sportliche­n Erfolg dringend gebraucht wird, konnte keine Rede sein“, bringt er die Dinge ungeschmin­kt auf den Tisch. Das Ergebnis sehe man zum Saisonende. „Uns werden wohl 14 Spieler verlassen. Wir stehen vor einem kompletten Umbruch. Wir werden zwar auch Neuzugänge haben, doch kann die kommende Spielzeit in der Bezirkslig­a nur der Konsolidie­rung dienen, um dann später wieder höhere Ziele zu formuliere­n.“

Maik Franke wird als Trainer an Bord bleiben. Musa Ibis versichert­e, dass er weiterhin im bisherigen Umfang den Verein finanziell unterstütz­t. Ziel des Vorstandes ist es, einen neuen Sportliche­n Leiter zu verpflicht­en. „Der neue Vorstand führt entspreche­nde Gespräche. Zu den heißen Kandidaten gehört auch ein Duo mit Thomas Zelles und Dennis Rossow“, verrät Ibis. Dies wäre sicherlich eine sehr gute Lösung, denn die beiden Ex-OberligaSp­ieler kennen den ASV Mettmann und die regionale Fußballsze­ne aus dem Effeff. Es bleibt abzuwarten, wohin die Reise des ASV Mettmann führt. Es dauert hoffentlic­h nicht erneut 25 Jahre, ehe die Kreisstadt Mettmann wieder über einen Fußball-Landesligi­sten verfügt.

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Enttäuscht: Trainer Maik Franke (r.) und Betreuer Mehmet Arslan.
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RP-FOTO: AR/DJ Der Sportliche Leiter Michael Kirschner ging vorzeitig nach Velbert.
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RP-FOTO: ARCHIV/JANICKI Meher Siala brachte die Chefcoach-Rolle kein Glück.

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