Rheinische Post Mettmann

Kantorei zeigt ihre Vielfalt

- VON HANNA EISENBART

Das Publikum entließ den Chor und dessen Leiter Thomas Gerhold erst nach zwei Zugaben.

WÜLFRATH Seit nunmehr 25 Jahren versieht Thomas Gerhold seinen Dienst als Kantor der Evangelisc­hreformier­ten Kirchengem­einde – und das mit wachsender Begeisteru­ng. Träumte er in jungen Jahren noch von einer Karriere als Sänger, hat ihn doch die Kirchenmus­ik nie losgelasse­n und zu der Entscheidu­ng geführt, nach Wülfrath zu gehen. Ein liebenswer­tes Städtchen, wie er seiner Frau versprach, die es aber von der Autobahn kommend vor lauter Hochhäuser­n zunächst nicht erkennen konnte.

Dieses Jubiläum, verbunden mit der vorläufige­n Schließung der Stadtkirch­e – Renovierun­gsarbeiten ließen sich an der mehr als 800 Jahre alten Kirche nicht mehr aufschiebe­n –, nahm der nicht nur von seinem Chor hochverehr­te Kantor zum Anlass, Wünsche zu erfüllen. Wünsche der Kantorei, das eine oder andere Lied, Auszug aus Oratorien bis hin zum Schlager noch einmal singen zu dürfen.

Herauskam naturgemäß eine bunte Vielfalt. Der rote Faden im Programm waren die ganz persönlich­en Vorlieben der Chorsänger – wahrhaft ein Wunschkonz­ert.

Manfred Hoffmann begrüßte die zahlreiche­n Zuhörer und erinnerte, dass der Chor – verstärkt auf circa 200 Sänger – vor einigen Jahren die Carmina Burana, das Paradestüc­k von Carl Orff, aufgeführt hat, und so erklang voller Inbrunst der Eingangsch­or: O Fortuna, velut luna – ein immer wieder mitreißend­es Stück.

Von den Songs verschiede­ner Bands beeindruck­te wohl „Tears in Heaven“von Eric Clapton ganz besonders, verarbeite­te der Künstler in seiner Kantate doch den Tod seines Vierjährig­en Sohnes, der in New York aus dem 30. Stock eines Hochhauses gestürzt war. Das Zwiegesprä­ch zwischen Vater und Sohn ging unter die Haut und wurde vom Chor sehr gefühlvoll gestaltet.

Der walisische Komponist Sir Karl Jenkins ist den Musikfreun­den in Wülfrath wohl bekannt, hatte der Chor doch in der Reihe mit regionalen Weihnachte­n sein „Stella Natalis“auf dem Programm, das im vergangene­n Dezember mit großem Erfolg aufgeführt worden war. Hier überzeugte der Chor mit einer sehr melancholi­schen, geistliche­n Kantate. Auch Simon & Garfunkel trugen zu dem Programm bei: „Bridge over Troubled Water“war überzeugen­de Programmmu­sik.

Mit „Jetzt ist Sommer“, einem Song der Wise Guys, unterhielt der Chor auch mit witzigen Texten. Dann aber eine Kehrtwendu­ng um 180 Grad: Rheinberge­rs „Bleib bei uns, denn es will Abend werden“darf auf einer Wunschlist­e nicht fehlen und stimmte das Publikum schon mal auf den Höhepunkt des Konzertes ein: Halleluja, das weltberühm­te aus dem Messias von Händel. Es ist so großartig, dass in britischen Konzertsäl­en das Publikum dazu aufsteht und ihm seinen Respekt zollt. Hier stand das Publikum vor Begeisteru­ng über das schöne Konzert auf und bejubelte Chor und seinen Leiter Thomas Gerhold, die erst nach zwei Zugaben in eine gemütliche Nachfeier entlassen wurden. Die Gemeinde sprach mit Pfarrer Thomas Rehrmann ein „Vater unser“, und der bedankte sich bei Thomas Gerhold für seine hingebungs­volle Arbeit.

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RP-FOTO: DIETRICH JANICKI Wunschkonz­ert: Die Kantorei Wülfrath hat ihre persönlich­en Lieblingsl­ieder gesungen.

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