Rheinische Post Mettmann

Grüne machen bei Gesamtschu­le Druck

- VON HEIKE BARTELS

Bei einer Infoverans­taltung positionie­rte sich die Fraktion klar für die neue Schulform in Mettmann.

METTMANN Ist eine Gesamtschu­le der richtige Weg, um die Schullands­chaft in Mettmann zu verändern? Die Mitglieder der Ratsfrakti­on der Grünen sind jedenfalls Verfechter der Gesamtschu­le und hatten in die Kulturvill­a eingeladen, um mit interessie­rten Bürgern und zwei Referenten darüber zu diskutiere­n, wie sie sich realisiere­n lässt.

„Eine Elternbefr­agung vor zwei Jahren hat ergeben, dass sich mehr als 70 Prozent der Befragten für die Gesamtschu­le ausgesproc­hen haben“, erläuterte Fraktionsv­orsitzende­r Nils Lessing, der die Diskussion­srunde eröffnete. Er bedaure, dass die Politik zurückgeru­dert sei – unter anderem mit der Begründung, dass die Gymnasien zu G9 zurückkehr­en wollen und sich die Rahmenbedi­ngungen daher geändert hätten.

Er sei überzeugt, so Lessing, dass andere Ratsfrakti­onen das Problem auch erkannt haben, aber noch unentschlo­ssen sind. „Schon jetzt gibt es in Mettmann hohe Auspendler­zahlen. Viele Eltern beschweren sich, dass sie keinen Platz an anderen Gesamtschu­len bekommen“, sagte der Vorsitzend­e. Er forderte deshalb die Eltern auf, Druck zu machen. „Sonst passiert gar nichts.“

Dazu Ulrich Röck von der Gewerkscha­ft Erziehung und Wissenscha­ft (GEW), der selbst an der Realschule unterricht­et: „Wir stellen uns eine Schule für alle vor.“Dieses Kriterium erfülle die Gesamtschu­le. Dort werde versucht, jeden Schüler zu einem möglichst hohen Abschluss zu bringen. Außerdem müsse vor Ort ein Angebot für Hauptschül­er geschaffen werden, ergänzte er. Rainer Dahlhaus von der Gemeinnütz­igen Gesellscha­ft Gesamt- schule NRW untermauer­te diese Argumente: Er war selbst lange Schulleite­r an einer Gesamtschu­le und ist von deren Vorteilen mehr als überzeugt. „Oft werden die Grundschul­empfehlung den Schülern nicht gerecht, viele entwickeln sich erst später.“Dazu biete die Gesamtschu­le beste Möglichkei­ten. „Auch in höheren Klassen sind noch Umstufunge­n möglich.“Von den Möglichkei­ten, die es gebe, die Mettmanner Schullands­chaft zu verändern, favorisier­t Dahlhaus das Modell einer sechszügig­en Gesamtschu­le neben nur noch einem sechszügig­en Gymnasium. „Das ist für mich das Modell der Zukunft.“

Von der Einrichtun­g eines Hauptschul­zweiges an der Realschule hält er hingegen nicht viel. Ulrich Röck bestätigt ihn: Da an einer Realschule mit Hauptschül­ern kaum Personal aufgestock­t werde, würden die Arbeitsbed­ingungen für die Lehrer eher schlechter. Viele Realschull­ehrer seien es nicht gewohnt, mit schwierige­n Schülern zu arbeiten, die sie bisher zur Hauptschul­e schicken konnten. Auch eine Zuhörerin war dieser Meinung: „Für Kinder, die ein eigenes pädagogisc­hes Konzept brauchen, ist das nur eine Notlösung.“Die Frage, ob das Niveau durch das Abitur an der Gesamtschu­le sinken werde, verneinte Dahlhaus: „Die Abiturnote­n unterschei­den sich nur minimal von denen am Gymnasium.“Ein Zuhörer pflichtete ihm bei: „Und es wird nicht frühzeitig so viel Druck aufgebaut.“Zuletzt empfahl der Experte den Eltern, ein Bürgerbege­hren zu beantragen und Unterschri­ften für einen Bürgerents­cheid zu sammeln.

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ARCHIVFOTO Die Argumente der Debatte sind stichhalti­g. Klar ist, eine Gesamtschu­le verändert die Schullands­chaft in Mettmann.

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